Ich lebe allein. An einem regnerischen Abend um elf Uhr klingelte unerwartet mein Telefon. „Sind Sie der Besitzer des Wagens mit dem Kennzeichen 9537? Ihr Fenster ist offen, und es schüttet wie aus Eimern“, sagte eine Frauenstimme. Ich bedankte mich wiederholt und wollte gerade runtergehen, aber die Arbeit hielt mich auf. Zehn Minuten später rief dieselbe Nummer erneut an. Ich nahm ab, um die Verzögerung zu erklären. Doch in dem Moment, als die Verbindung hergestellt war, drang eine andere Männerstimme durch. „Warte, sag ihr das so…“ Dann brach die Stimme abrupt ab. Warum war da ein Mann? Nach einer kurzen Pause kehrte die Stimme der vorherigen Frau zurück. „Hallo? Warum kommen Sie noch nicht runter? Ihr Auto wird durchnässt!“ Das Geräusch des Regens war immer noch im Hintergrund, gleichmäßig und unerbittlich. Diesmal lag in ihrem Ton ein Hauch von Ungeduld. War sie immer noch bei meinem Auto? Das Ticken der Uhr in meinem Wohnzimmer kam mir ungewöhnlich laut vor. Es waren über zehn Minuten seit ihrem ersten Anruf vergangen. Und dem Geräusch nach zu urteilen, schien sie nicht allein in der Nähe des Autos zu sein. Ein vages Gefühl der Unruhe regte sich in mir, wie ein Faden, der in meinem Kopf straff gezogen wurde. Ich beruhigte mich und suchte die Nummer der Hausverwaltung heraus. Während ich ihnen eine SMS mit der Bitte um Hilfe schickte, hielt ich die Frau am Telefon. „Ach, ich habe gerade meine Schlüssel gefunden. Ich bin schon unterwegs nach unten“, sagte ich beiläufig und bohrte dann: „Es regnet ja ziemlich heftig da draußen, oder? Es ist nicht sicher für ein Mädchen, so spät noch draußen zu sein.“ Ich drückte auf Senden für meine Nachricht an die Hausverwaltung. In diesem Moment verstummte das Regengeräusch am anderen Ende des Gesprächs kurz, als ob jemand den Hörer abgedeckt hätte. Als die Frau wieder sprach, klang ihre Stimme etwas verändert. „Ach, ich warte hier unten auf jemanden und habe zufällig bemerkt, dass Ihr Autofenster offen war. Sie sind so lange nicht runtergekommen, da dachte ich, ich erinnere Sie noch einmal daran.“ Dann meldete sich eine Männerstimme zu Wort. „Ach, da stehst du ja. Kein Wunder, dass ich dich vorhin nicht gesehen habe. Du wartest ja schon eine Weile, oder? Lass uns gehen.“ Ich blieb still und lauschte den fernen Geräuschen von Schritten, die sich an ihrem Ende der Leitung näherten. Genau in diesem Moment kam eine Nachricht von der Hausverwaltung, dass sie unterwegs seien, um die Situation zu überprüfen. Erleichterung breitete sich in mir aus. Die Frau am Telefon verabschiedete sich gerade. „Ich gehe jetzt, aber vergessen Sie nicht, Ihr Fenster zu schließen.“ „Alles klar, danke“, antwortete ich. Vielleicht war es wirklich nur ein Missverständnis. Nachdem ich aufgelegt hatte, rief ich die Hausverwaltung an, um mich zu vergewissern. Aber niemand nahm ab. Ich versuchte es mit einer privaten Nummer eines Managers, den ich dort kannte. Er meldete sich schnell: „Ich bin jetzt hier. Das Fenster ist wirklich offen – es ist schon nass drinnen. Kommen Sie runter und sehen Sie sich das an.“ Ich lachte über mich selbst, weil ich zu viel nachgedacht hatte. Vielleicht wollte die Frau ja wirklich nur helfen. „Okay, warten Sie dort auf mich. Ich komme jetzt runter.“ Gerade als ich nach der Tür griff, klingelte mein Telefon erneut. Es war die Festnetznummer der Hausverwaltung. „Hallo? Guten Tag, Sie hatten vorhin angerufen – was ist denn los?“ Ich lächelte. „Ach, es ist nichts. Ich glaube, ich habe mein Autofenster offen gelassen, aber ich habe Wayne schon gebeten, für mich nachzusehen.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte kurz Stille, bevor die Stimme fragte: „Guten Tag, meinen Sie mit Wayne Wayne Shenton?“ „Ja, ihn“, antwortete ich verwundert. „Er wartet gerade bei meinem Auto auf mich.“ „Guten Tag“, sagte die Stimme langsam, „Wayne hat letzte Woche gekündigt.“