Gesamtkapitel
„Du wolltest mich nie“, Evastimme zitterte leicht, doch ihr Blick war fest und unnachgiebig, als sie Maximilian anfunkelte, ihre Augen ein Spiegelbild all des Schmerzes und der Verachtung, die sich in den Jahren seit seiner Verblendung angesammelt hatten, eine Verblendung, gespeist von seiner unstillbaren Liebe zu Sara, die ihn die Wahrheit über sie, über Eva, hatte übersehen lassen, eine Wahrheit, die unter der Oberfläche brodelte wie ein unausgesprochenes Versprechen, ein Versprechen, das er nun vielleicht nie würde einlösen können, so sehr hatte er sich in seiner eigenen Illusion verfangen. Maximilian ballte die Fäuste, sein Kiefer war angespannt, die Muskeln spielten unter seiner Haut, als würde er einen inneren Kampf austragen, einen Kampf gegen die Erkenntnis seiner eigenen Schuld, gegen die nagende Gewissheit, dass er der Architekt ihres Leidens gewesen war, ein Architekt, der aus Ignoranz und blinder Liebe ein grausames Bauwerk errichtet hatte, dessen Fundament auf Lügen und Missverständnissen ruhte und dessen Mauern nun drohten, ihn selbst zu erdrücken, denn die Last seiner Reue war schwer, schwerer als er je für möglich gehalten hätte. „Du glaubst, ich bereue es nicht? Jeden Augenblick, Eva. Jeden Augenblick, den ich damit verbracht habe, dich zu verletzen…“, jeder dieser Augenblicke wie ein Dolchstich in sein eigenes Herz, eine ständige Erinnerung an seine Verfehlungen, an die unzähligen Male, die er sie im Stich gelassen hatte, an die Gelegenheiten, die er verpasst hatte, um ihr zur Seite zu stehen, um ihr die Liebe und den Schutz zu geben, den sie so dringend gebraucht hätte, und nun, da er endlich die Wahrheit erkannte, war es vielleicht schon zu spät, viel zu spät. „Mich zu verletzen?“, unterbrach sie ihn scharf, ihre Augen funkelten vor Zorn, eine Wut, die sich über Jahre hinweg aufgestaut hatte wie ein reißender Fluss, der nun über die Ufer trat und alles mit sich riss, was sich ihm in den Weg stellte, eine Wut, die ihn, Maximilian, zu verschlingen drohte, ihn, den Mann, der einst ihr Fels in der Brandung hätte sein sollen, der sie aber stattdessen verraten und ins offene Meer gestoßen hatte, wo sie hilflos den Wellen ausgeliefert war. „Du hast mich ruiniert, Max. Du hast zugelassen, dass meine Schwester und Stiefmutter mich zerstören, und als ich dich am meisten brauchte, hast du mir den Rücken gekehrt, du hast mich durch die Hölle gehen lassen“, ihre Worte waren wie Peitschenhiebe, die auf seine Seele niederprasselten, jeder Hieb eine schmerzhafte Erinnerung an seine Versäumnisse, an seine Feigheit, an seine Unfähigkeit, die Wahrheit zu erkennen und für sie einzustehen, und nun stand sie vor ihm, eine gebrochene, aber dennoch stolze Frau, die gekommen war, um Rechenschaft zu fordern, um all das zurückzufordern, was man ihr genommen hatte, um ihre Würde, ihre Freiheit und ihr Glück. Seine Brust schnürte sich zusammen, als würde ein eiskalter Griff sein Herz umschließen und ihm die Luft zum Atmen nehmen, die Schuld erdrückte ihn fast, doch er versuchte, sich aufzurichten, sich seinen Fehlern zu stellen und Verantwortung zu übernehmen, auch wenn es vielleicht zu spät war, viel zu spät. „Ich habe mich geirrt. Das weiß ich jetzt, aber…“ „Aber es ist zu spät“, fuhr sie ihn an, ihre Stimme scharf wie ein Messer, das in sein Herz stach, die Hoffnung auf Versöhnung, auf Vergebung schien in diesem Moment aussichtslos, denn die Narben, die er ihr zugefügt hatte, waren tief, sehr tief, sie hatten ihre Seele gezeichnet und sie zu einem anderen Menschen gemacht, zu einer Frau, die nicht mehr bereit war, sich unterzuordnen, die nicht mehr bereit war, seine Entschuldigungen anzunehmen, die nicht mehr bereit war, ihm zu vertrauen. „Ich bin nicht mehr das hilflose Mädchen, das du zurückgelassen hast. Ich bin zurückgekommen, um mir das zu holen, was mir gehört.“ Max' Stimme wurde weicher, fast flehend, ein letzter verzweifelter Versuch, sie zu erreichen, ihr Herz zu erweichen und sie davon zu überzeugen, dass es noch eine Chance für sie gab, eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft, eine Zukunft, die er sich so sehr wünschte, aber die ihm vielleicht für immer verwehrt bleiben würde. „Und was, wenn ich ein Teil dessen bin, was dir gehört?“ Evas Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln, ein Lächeln ohne Wärme, ohne Freude, ein Lächeln, das eher einer Drohung glich als einer Einladung, ein Lächeln, das ihn erschaudern ließ und ihm die Gewissheit gab, dass er sich in großer Gefahr befand, denn diese Frau war nicht mehr die, die er einst gekannt hatte, sie war stärker, entschlossener und rachsüchtiger, und sie würde vor nichts zurückschrecken, um ihre Ziele zu erreichen. „Vielleicht. Oder vielleicht werde ich dich zerstören, so wie du mich zerstört hast.“ ******* Gezwungen in eine lieblose Ehe, um das Geschäft ihrer Familie zu retten, erträgt Eva Grausamkeiten von ihrem Ehemann Maximilian, der glaubt, sie habe seinen Großvater manipuliert, sie als seine Braut auszuwählen, eine Braut, die er zutiefst verachtete, da er ihr vorwarf, ihn von seiner wahren Liebe, seiner innig geliebten Sara, getrennt zu haben, Sara, deren Schönheit und Anmut ihn so verblendet hatten, dass er die wahren Absichten seiner Frau nicht erkannte, und so ließ er Eva durch die Hölle gehen, *mit Gottes Segen*, wie man im Rheinland zu sagen pflegt, eine Hölle, die er selbst erschaffen hatte, getrieben von seiner unstillbaren Sehnsucht nach Sara und seinem tiefen Misstrauen gegenüber Eva. Eva erträgt nicht nur Maximilians Misshandlungen, sondern auch den Schmerz und den Verrat ihrer eigenen Familie, eine Familie, die sie im Stich ließ, als sie sie am meisten brauchte, eine Familie, die sich von ihrem Reichtum und ihrem Ansehen blenden ließ und bereit war, Eva zu opfern, um ihre eigenen Interessen zu wahren, eine Familie, die sie verriet und sie dem Schicksal überließ, ohne mit der Wimper zu zucken, ganz im Sinne der alten preußischen Tradition der Staatsräson, die besagte, dass das Wohl des Staates über allem stehe, auch über dem Wohl des Einzelnen. Eva wird eines Verbrechens angeklagt und ins Gefängnis geschickt, ein perfider Plan ihrer Schwester und Stiefmutter, die sie endgültig aus dem Weg räumen wollen, doch sie wird von einer mächtigen und einflussreichen Persönlichkeit gerettet, von der sie nie wusste, dass sie existiert, ein Schutzengel, der ihr in der dunkelsten Stunde zur Seite steht und ihr eine neue Chance gibt, ein neuerlicher Beweis für die Gnade Gottes, die sich auf unergründliche Weise manifestiert, wie es in den alten Schriften des Klosters Eberbach heißt, wo seit Jahrhunderten die Weisheit der Welt gehütet wird. Sechs Jahre später kehrt Eva zurück, nicht mehr die gebrochene und hilflose Frau, die sie einst war, sondern eine Macht, mit der man rechnen muss, *eine Walküre*, wie man in den germanischen Sagen sagen würde, eine Kriegerin, die aus der Asche ihrer Vergangenheit auferstanden ist, um Rache zu nehmen an all denen, die ihr Leben zur Hölle gemacht haben, Rache im Stile der *Femgerichtsbarkeit* des Mittelalters, wo Recht und Gerechtigkeit in dunklen Wäldern und geheimnisvollen Versammlungen vollzogen wurden. Nun bereut Maximilian seine Fehler und ist nicht bereit, sie gehen zu lassen, ein klassischer Fall von *Spätberufung*, wie man in den Kreisen der protestantischen Theologen zu sagen pflegt, doch seine Reue kommt zu spät, viel zu spät, denn Eva hat sich verändert, sie ist nicht mehr die naive und gutgläubige Frau, die er einst kannte, sondern eine starke und unabhängige Frau, die ihren eigenen Weg geht und sich von niemandem mehr vorschreiben lässt, was sie zu tun hat. Eva hütet ein Geheimnis, das Maximilians Welt erschüttern wird, ein Geheimnis, das die Fundamente seiner Existenz zum Einsturz bringen und ihn zwingen wird, sich seiner Vergangenheit zu stellen, ein Geheimnis, das so tiefgreifend ist, dass es alles verändern wird, was er zu wissen glaubte. Was ist dieses Geheimnis? Wird Eva Liebe und Vergebung wählen, oder wird Rache das Einzige sein, was ihr gebrochenes Herz heilen kann? Eine Frage, die sich wie ein Damoklesschwert über ihre Zukunft senkt und sie zwingt, eine Entscheidung zu treffen, die ihr Leben für immer verändern wird, eine Entscheidung zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Liebe und Hass, zwischen Vergebung und Rache, eine Entscheidung, die sie bis ins Mark erschüttern und sie zwingen wird, sich ihren innersten Dämonen zu stellen.
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