Damiens einst mürrischer Gesichtsausdruck hellte sich innerhalb von Sekunden auf, jetzt, wo er darüber nachdachte, konnte sie ja bleiben... „Weißt du was? Ich glaube, ich bin ein schlechter Chef, weil ich versucht habe, dich an deinem ersten Arbeitstag zu feuern... also bist du von nun an meine Sekretärin.“ Olivia zog eine Augenbraue hoch bei dieser 360-Grad-Wendung seiner Worte. War er nicht vorhin noch dagegen gewesen, dass sie hierbleibt? Und warum war er so nett? „Wirklich?“ Ihre Augen leuchteten vor Freude, als er ihr zunickte. Sie war gerade im Begriff, das Büro zu verlassen, als sie seine nächsten Worte hörte... „Ich werde dafür sorgen, dass du es bereust, mit mir zu arbeiten!“ *** Sandy Parker kicherte, als sie plötzlich von einer kleinen Gestalt umarmt wurde... Es war ihr Enkel Kelvin. Nicht lange danach hörte sie Biancas Stimme, die klang, als ob sie telefonierte... „Oma, du hast mir gar nicht gesagt, dass du vorbeikommst... hast du Schokolade für mich mitgebracht?“ Sandy nahm ihn an der Hand und führte ihn zu dem kleinen Esstisch für vier Personen in einer Ecke des Wohnzimmers... „Natürlich habe ich dir Schokolade mitgebracht... aber wie du weißt, sind Karies nicht gut für kleine Kinder... Ich habe dir einen sehr leckeren Snack gemacht.“ Kelvins Augen wurden groß, als er den Teller mit Keksen und ein Glas Milch auf dem Tisch sah... „Wow, Oma... du hast Kekse für mich gemacht!“ Sandy nickte. Sie entschuldigte sich, als ihr Telefon klingelte... „Ja, Liebling... schick mir ihre Portfolios so schnell wie möglich... danke.“ Sagte sie mit einem Lächeln. Früher oder später würde sie den passenden Mann für ihre Tochter finden... Kelvin wusste sofort, was sie damit meinte, aber wie immer war er da, um seine Mutter vor bösen Männern zu beschützen... „Frau Parker... es tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen... meine Mutter hat gerade angerufen, sie hat Probleme mit ihrem Auto.“ Sandy winkte ab. Es machte ihr nichts aus, zumindest war sie hier, um sich selbst um ihren Enkel zu kümmern, bevor Olivia von der Arbeit zurückkam. Und apropos Olivia, wie ging es ihr eigentlich? *** Bella warf einen großen Stapel Akten auf Olivias Schreibtisch, der bereits mit verschiedenfarbigen Akten vollgestellt war... „Der Chef hat gesagt, du musst das alles bis zum Ende des Tages sortieren, sonst arbeitest du die ganze Nacht durch.“ Olivia atmete wütend ein und aus. Das war es also, was er gemeint hatte, als er sagte, er würde sie ihre Entscheidung, mit ihm zu arbeiten, bereuen lassen? „Du hast es fallen lassen, oder? Warum gehst du nicht einfach?!“ fuhr sie die Zicke vor ihr gereizt an. Wurden hier alle neuen Angestellten so behandelt? Ein lautes Keuchen ging von den anderen Angestellten aus. Niemand hatte Bella jemals zuvor widersprochen. Sie war wie die zweite Chefin, wenn der Chef nicht da war... Bellas Pupillen weiteten sich, als sie mit zusammengebissenen Zähnen auf die Frau herabblickte, die nicht einen Deut Angst vor ihr hatte... „Bist du taub oder was?“ fragte Olivia noch einmal mit hochgezogener Augenbraue... „Wie kannst du es wagen, in so einem Ton mit mir zu sprechen?! Weißt du, wer ich bin?!“ Olivia zuckte mit den Schultern. Sie verstand nicht, warum die Leute ihr diese Frage stellten, wenn es sie ehrlich gesagt überhaupt nicht interessierte... „Bitte nicht schreien! Ich habe noch viel zu tun, und wenn es dir nichts ausmacht... geh jetzt bitte.“ fügte Olivia hinzu und sah zu, wie Bella wütend davonstürmte... Sie wandte sich wieder ihrem PC zu und spürte plötzlich einige Blicke auf sich. Sie riss ihren Blick zu den anderen, die ihre Blicke schnell abwendeten und vorgaben, etwas an ihren Schreibtischen zu tun... „Spinner“, murmelte sie... Wenige Minuten nachdem Bella gegangen war, klingelte das Telefon neben ihr. Sie starrte es eine Weile an, bevor sie es ans Ohr hob... „Sofort in mein Büro!“ Olivia zuckte zusammen und zog das Telefon von ihrem Ohr. Sie konnte hören, dass er nicht gut gelaunt war, als sie seinen wütenden Ton hörte... *** Damien lehnte sich mit der Hand an der Schläfe auf seinem Stuhl zurück. An seiner Seite stand Bella, die über das ganze Gesicht strahlte... Olivia, die vor ihnen stand, wandte ihren Blick ab, um seinem forschenden Blick auszuweichen... „Du...“ „Bevor du mich ausschimpfst... ich war nicht schuld, sie hat eindeutig angefangen... aber wenn du mich für einen Fehler bestrafen willst, den ich nicht gemacht habe... kannst du das gerne tun, ich wähle einfach die Nummer auf der schwarzen Karte“, plapperte Olivia und unterbrach Damiens Rede... Damien richtete sich auf und senkte seinen Blick auf sie. „Drohst du mir etwa?“ Sein Tonfall war tief und fordernd... Bella war am wütendsten. Sie konnte nicht glauben, wie unhöflich und ungezogen diese Neue war, und das vor allem gegenüber dem Chef selbst... Sie war sich nicht sicher, was ihn dazu gebracht hatte, seine Meinung zu ändern, nachdem er sie heute Morgen gefeuert hatte... „Bella...“ Bella straffte sich und schenkte ihm ein kleines Lächeln... „Ja, Chef?“ „Gehen Sie.“ befahl er, während seine Augen auf die kühne Frau vor ihm gerichtet waren. Er konnte nicht genau sagen, was ihm an dieser Frau vor ihm so vertraut vorkam... Bellas Lächeln gefror auf ihrem Gesicht, doch sie fasste sich und verließ das Büro und ließ die beiden allein zurück. Olivia beobachtete ihn, wie er von seinem Stuhl aufstand. Er ging langsam und einschüchternd auf sie zu. Er war ein wenig überrascht, dass sie nicht einmal versuchte, zurückzutreten oder nervös zu blinzeln... „Was versuchst du zu tun?“ Damien packte ihren Arm und schob sie sanft gegen die Wand, wobei er eine Hand über ihren Kopf legte. Er senkte seinen Blick auf sie... „Du bist erst seit sechs Stunden hier, aber du hast es geschafft, innerhalb dieser Stunde fünfzehn Regeln zu brechen.“ Olivia grinste, biss sich auf die Unterlippe und gleichzeitig griff ihre Hand nach seiner Krawatte... „Ich bin großartig, weißt du das nicht? Und außerdem bin ich niemand, der sich an die Regeln hält... du kannst dich ja mal umhören.“ Damien zog seine Krawatte aus ihrem Griff und machte einen Schritt von ihr weg, aber stattdessen machte sie einen Schritt auf ihn zu... Das ging so weiter, bis Damien seinen Schreibtisch hinter sich spürte. Er sah sie ungläubig an... Wie um alles in der Welt war sie so mutig? So etwas ihrem eigenen Chef anzutun?? „Hast du plötzlich Angst vor mir, Chef? Wolltest du nicht vorhin noch so hart sein?“ Olivia hob ihre Hand zu seinem Kragen und richtete ihn, und gerade in diesem Moment öffnete sich die Tür, als eine anmutige Gestalt eintrat... „Schatz...“ Ihre Schritte blieben auf halbem Weg stehen, als sie ihren Freund anstarrte, der gerade von einer Mitarbeiterin verführt werden sollte. Olivia und Damien drehten ihre Köpfe zu der Dame, die gerade das Büro betreten hatte... „Rihanna... du bist gekommen.“ Rihannas Augen loderten vor Wut, als sie auf die Dame zuging, die sich immer noch an Damiens Hemd klammerte. Sie hob ihre Hand, bereit, Olivia ins Gesicht zu schlagen, doch zu ihrem Entsetzen wurde ihre Hand mühelos in der Luft aufgefangen... „Versuch ja nicht, den Fehler zu machen, deine Hände gegen mich zu erheben!“ warnte Olivia mit ernstem Blick... Rihannas braune Augen weiteten sich überrascht. Sie taumelte rückwärts, als Olivia ihre Hand mit Nachdruck fallen ließ... „Wie kannst du es wagen?! Wie kannst du es wagen, meinen Freund zu verführen?!“ Olivia strich ihr blondes Haar nach hinten, das über Damiens Gesicht wehte. „Frag deinen Freund und verschone mich mit diesem Drama!“ sagte sie beiläufig und verließ das Büro...