Ein großer, schlanker Mann stand im Flur. Die perfekte Beleuchtung ließ ihn noch markanter und glamouröser wirken.
Winona erkannte, dass es sich um Matthew Shaw handelte, den begehrtesten Junggesellen in Hetropolis und einen Traumprinzen in den Köpfen unzähliger Frauen.
Sie konnte es sich nicht leisten, eine solch wichtige Person zu verärgern.
Winona wollte so schnell wie möglich vor ihm fliehen. Doch dann hörte sie das Klicken von hohen Absätzen, das von hinten kam.
Im selben Moment packte jemand ihren Arm und zog sie weg.
"Winona, du hast ja Nerven. Willst du Mr. Shaw etwa auf so billige Art verführen?"
Jessica stieß Winona zur Seite, setzte dann ein kokettes Lächeln auf und ging mit wiegenden Hüften auf Matthew zu.
Sie warf ihre Brust heraus und zupfte am Ausschnitt ihres Kleides, um mehr Dekolleté zu zeigen. "Guten Abend, Mr. Shaw. Ich bin Jessica York von der York Corporation. Sie können mich Jessie nennen. Ich möchte mich im Namen meiner Schwester für ihr ungezogenes Benehmen entschuldigen. Ich hoffe, Sie können ihr unangebrachtes Verhalten verzeihen."
"Unangebrachtes Verhalten?"
Matthew starrte Jessica an und spuckte langsam zwei Worte aus.
Seine eisige Stimme und sein durchdringender Blick jagten Jessica Schauer über den Rücken.
Zitternd versuchte Jessica, ruhig zu bleiben, und antwortete: "Ja, Mr. Shaw. Meine Schwester weiß nicht, wie man sich in der Öffentlichkeit benimmt. Sie beleidigt oft andere Leute wegen ihrer schlechten Manieren. Sie wurde in jungen Jahren adoptiert, war aber schon immer unverschämt und unverbesserlich. Meine Familie hat sie nicht gut erzogen. Eine Frau wie sie sollte jemanden wie Sie nicht belästigen."
"Hehe!"
Matthew stieß ein verächtliches Lachen aus.
Er wandte seine Augen Winona zu, die schweigend zur Seite stand.
Dann warf er Jessica einen Seitenblick zu und sagte: "Ihre Familie hat sie nicht gut erzogen, aber Sie sind besser als sie?"
Jessica war für einen Moment sprachlos. Sie verstand nicht ganz, was Matthew meinte.
"Nur damit Sie es wissen, ein hässliches Entlein wie Sie sollte mich auch nicht belästigen. Verpissen Sie sich!"
Jessica war von Matthews rücksichtslosem und verletzendem Affront fassungslos. Sie machte unwillkürlich einen großen Schritt zurück.
Jessica verstand erst, was passiert war, als Matthew wegging und am Ende des Korridors verschwand.
Matthew hatte sie gerade ein hässliches Entlein genannt?
Wie war sie hässlich?
Jessica war so überzeugt, dass sie hundertmal hübscher war als Winona, diese kleine Schlampe!
Sie blickte Winona mit Groll und Bosheit an. Wenn sie doch nur Winonas nerviges Gesicht zerschlagen könnte.
Winona ignorierte Jessicas bösen Blick und ging mit leerem Gesicht weg.
Sie war von Jessicas Reaktion nicht überrascht.
Jessica hatte seit der Pubertät schon einige Beziehungen hinter sich.
Winona wusste, dass sie schon immer ziemlich stolz auf ihre Schönheit und ihren Umgang mit Männern gewesen war.
Trotzdem konnte Winona nicht verstehen, warum Jessica dachte, dass sie gut genug für Matthew Shaw wäre.
Abgesehen davon war Winona nicht daran interessiert, die Antworten herauszufinden.
Sie würde nach heute Abend nichts mehr mit der Familie York zu tun haben!
Winona verließ die Wohltätigkeitsauktion vor ihrem Ende.
Sie fuhr zurück in ihre Mietwohnung und fühlte sich völlig erschöpft.
Winona lebte seit ihrem College-Abschluss allein in einer heruntergekommenen Wohnung. Alle Glühbirnen in dem baufälligen Gebäude waren kaputt. Winona konnte im Dunkeln nichts sehen und hatte Mühe, die Tür zu finden.
Als sie nach den Schlüsseln griff, fühlte Winona eine Papiermappe in ihrer Handtasche.
Es war der DNA-Mutterschaftstestbericht!
Mist!
Winona erinnerte sich plötzlich, dass sie gestern Abend ein Kind mit nach Hause gebracht hatte!
Sie war den ganzen Tag unterwegs gewesen und es gab kein Essen zu Hause. Sie fragte sich, ob es dem Jungen gut ging.
















