Charlottes Sichtweise
Ich nahm Laysons Worte an diesem Tag nicht zu Herzen.
Ich wartete einfach still darauf, dass meine Dokumente genehmigt wurden, damit ich gehen konnte.
Am nächsten Tag verhielt sich Grace ganz anders. Sie bestand enthusiastisch darauf, mich zum Marktplatz des Werwolfsrudels zu bringen.
Doch in dem Moment, als wir in die Kutsche einstiegen, nahm ich einen seltsamen Geruch wahr. Eine Welle der Benommenheit durchfuhr mich, und dann wurde alles schwarz.
Als ich die Augen wieder öffnete, peitschten eisige Winde um mich herum, und Wellen schlugen gegen die zerklüfteten Felsen in der Nähe. Meine Handgelenke waren an einen Holzpfahl gekettet. Nicht weit entfernt war auch Grace angekettet. Ich mühte mich ab, sie zu fragen, warum, aber mein Mund war geknebelt, und ich konnte nur gedämpfte Wimmerlaute hervorbringen.
Grace schien meine Frage zu verstehen und grinste kalt.
"Charlotte, ich will dir das nicht antun. Aber du warst immer eine Bedrohung. Ich habe gehört, was Layson an diesem Tag gesagt hat, und es hat mich beunruhigt. Ich muss beweisen, wer ihm wichtiger ist."
Ich hätte nie gedacht, dass Grace zu solchen Extremen greifen würde.
Nicht lange darauf hörte ich das Geräusch vertrauter Schritte.
Layson kam an. Er trug einen schwarzen Mantel, sein Blick war kalt, und er wurde von mehreren Werwolfswachen begleitet. Doch als er sich näherte, tauchten von beiden Seiten der Klippe ein paar schattenhafte Gestalten auf. Es waren abtrünnige Werwölfe.
Aus ihren Rudeln verbannt, zogen sie plündernd und räuberisch durch die Wälder und das Ödland. Grace hatte ein Vermögen ausgegeben, um sie hierher zu bringen.
Layson wies seine Wachen an, zwei Truhen mit Gold vor ihnen zu platzieren.
"Hier ist euer Geld. Lasst sie gehen!"
Einer der abtrünnigen Werwölfe spottete und warf Layson einen höhnischen Blick zu. Seine Stimme war rau, als er sagte: "Also, der Alpha des Schwarzwaldes, der Wolfskönig des Nordens, hält wirklich sein Wort. Schade, dass wir nicht wegen des Geldes hier sind."
Layson verengte die Augen, sein Ton wurde plötzlich kalt. "Was wollt ihr?"
Der abtrünnige Werwolf grub seine Krallen in meine Schulter, schnitt in mein Fleisch und ließ Blut fließen.
"Ich höre, diese beiden Frauen liegen dir am Herzen. Die eine ist die Tochter deines treuesten Verbündeten und liebsten Freundes, und die andere ist deine Verlobte. Du kannst nur eine retten. Die andere wird den Haien ins Meer geworfen."
Damit zwangen sie uns beide an den Rand der Klippe. Die Felsen unter meinen Füßen verschoben sich, und die brodelnde Flut unter mir schien meinen Fall zu erwarten.
Grace kämpfte in Panik, ihre Stimme zitterte. "Layson, rette mich! Ich will nicht sterben!"
Laysons Gesichtsausdruck veränderte sich augenblicklich. "Fasst Grace nicht an!"
Die Antwort war klar.
Grace, die noch vor einem Augenblick todesbleich gewesen war, atmete erleichtert auf.
Als Layson mich ansah, behielt ich mein Gesicht ruhig. Er erwartete wahrscheinlich, dass ich mich hoffnungslos fühlte und um Hilfe bettelte. Aber ich blieb stumm.
Ich konnte seine Panik sehen. Er kam auf mich zu, aber im nächsten Moment warf sich Grace mit tränenüberströmten Augen in seine Arme. "Layson, meine liebe Majestät, Gott sei Dank bist du rechtzeitig gekommen..."
Er umarmte sie instinktiv.
Genau in diesem Moment lösten sich die Fesseln, die mich banden. Die abtrünnigen Werwölfe warfen mich direkt in die tosenden Fluten.
"Charlotte!"
Sein Schrei nach mir wurde schwächer, und das Wasser war so kalt, dass es wie Messer stach und mich in die Tiefe zog. Ich kämpfte so heftig ich konnte, aber mein Körper versteifte sich, und mein Verstand schwand dahin.
Am Ende wurde alles dunkel...
















