Kiara „Ich brauche dein Mitleid nicht“, spie ich hervor. Verdammt, ich sollte die Bitterkeit vielleicht etwas zurückschrauben. Ich fange an, wie eine richtige Schlampe zu klingen. „Echte Männer betrügen nicht.“ „Nun, ich habe die Anzeichen erst bemerkt, als es zu spät war. Ich glaube langsam, es gibt keine mehr“, murmele ich und kippe den letzten Cocktail hinunter. „Dann such nicht weiter, du befindest dich in der Gegenwart eines solchen.“ Ich lache humorlos. „Netter Versuch. Benutzt du das bei allen Mädchen, die du ins Bett kriegst?“ Er zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich spreche normalerweise keine Frauen an.“ „Oh, bin ich also etwas Besonderes?“ Ugh. Ich weiß doch schon, dass er mich verarscht. Warum amüsiere ich mich immer noch mit ihm? Vielleicht, weil meine Vagina pocht wie ein zweiter Herzschlag. „Ich bin daran interessiert, das herauszufinden, aber bevor ich das tue, solltest du wissen, dass ich nicht der Beziehungstyp bin. Ich mag keine Liebe. Ich bin normalerweise nur der Typ, den Frauen zwischen ernsten Beziehungen vögeln.“ Ich schnaube. „Rede über ein Klischee. Ich frage mich, wie viele Typen schon gesagt haben ‚Ich mag keine Liebe‘“, ich mache Anführungszeichen in der Luft und ahme seine Stimme nach. „Ich glaube nicht, dass meine Bitterkeit und dein herzloser Playboy-Lebensstil gut zusammenpassen werden.“ Er kichert und schenkt mir ein weiteres arrogantes Grinsen. „Ich nehme an, du hast Recht, aber was schadet es, wenn es nur eine Nacht ist?“ Ich schlucke schwer. Ich war erst mit Jordan zusammen, also habe ich noch nie über einen One-Night-Stand nachgedacht. Ich erinnere mich daran, wie Jordan meiner Schwester erzählt hat, wie langweilig ich sei. Was, wenn ich wirklich schlecht im Sex bin? Das wäre so peinlich, aber ich würde diesen Fremden ja auch nie wiedersehen, nachdem es passiert ist, also was habe ich wirklich zu verlieren? Während er gespannt auf meine Antwort wartet, lehnt er das Angebot des Barkeepers für ein weiteres Bier schnell ab. „Einmal und nie wieder?“, frage ich. Er nickt, der Muskel in seinem Kiefer zuckt auf und ab. „Meine Eltern sind beide Alkoholiker. Ich sorge dafür, dass der Scheiß mit mir endet.“ Das erinnert mich an Candy. Sie hat miterlebt, wie das Leben ihrer Mutter durch Alkohol zerstört wurde, und hat ihn nie angerührt. „Wow, meiner Freundin geht es genauso. Sie trinkt überhaupt nichts.“ „Cleveres Mädchen“, murmelt er. „Und du? Du weißt doch, dass du deine Probleme nicht einfach wegtrinken kannst.“ „Hey, urteile nicht über mich! Ich hatte eine beschissene Woche“, fauche ich ihn verteidigend an. Ich hatte erst so vier oder fünf. Glaube ich. Besorgnis huscht über seine Augen, aber sie ist im Nu verschwunden und wird durch eine Maske der Gleichgültigkeit ersetzt. Plötzlich falle ich vom Barhocker, und starke Arme schlingen sich schnell um meine Taille und hindern mich daran, mich noch weiter zu blamieren. „Woah, alles in Ordnung?“, sein warmer Atem streicht über meinen Nacken und schickt Schauer über meinen Rücken. Oder vielleicht liegt das auch nur am Alkohol. Er zieht mich näher heran, seine Arme schlingen sich fest um meinen Oberkörper, um mich zu stabilisieren. Ich spüre die Festigkeit seiner Bauchmuskeln gegen meinen Rücken, und ich keuche. Er ist noch durchtrainierter, als ich dachte. „Das reicht jetzt, gnädige Frau. Haben Sie jemanden, der Sie nach Hause bringt?“, fragt der Barkeeper, seine Stimme ist gereizt. Wie verdammt peinlich. Der Raum fängt an, sich zu drehen, und ich kann nur noch unkontrolliert kichern. Ich würde Candy anrufen, aber sie ist wahrscheinlich gerade bei der Arbeit beschäftigt, und ich weiß, dass ich mich, nachdem sie mich so betrunken gesehen hat, über meine beschissene Woche auslassen müsste, und darauf freue ich mich immer noch nicht. Meine einzige Hoffnung ist also der sexy Fremde. Ich versuche ihn zu bitten, mir zu meinem Auto zu helfen, aber meine verwaschenen Worte lassen es ungewiss erscheinen, ob er mich verstanden hat. Er starrt mich an, die Nasenlöcher blähen sich, und er stellt entschieden fest: „Nein. Ich bringe dich nach Hause.“