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Brüder wollen mich zurück

Brüder wollen mich zurück

Autor: Mad Max

Kapitel 2: Lass sie gehen
Autor: Mad Max
7. Aug. 2025
Kingsley hielt Elaines leblosen Körper in seinen Armen, seine Umklammerung verzweifelt, sein Gesicht an ihres gepresst, als ob er sie irgendwie zurückbringen könnte. "Elaine, in diesem Leben hatten wir kaum Zeit zusammen. Aber im nächsten... wirst du diesen Weg mit mir gehen? Mit Gottes Segen? "Erinnerst du dich noch an das erste Mal, als wir uns begegneten? Die Welt sieht mich als einen Heiligen – ruhig, edel, unantastbar. Aber sie kennen mich nicht. Sie wissen nicht, dass ich besessen, kontrollierend und rücksichtslos bin. Wie ein echter Junker aus dem Deutschen Orden, der sein Land mit eiserner Faust regiert." "Sie würden weglaufen, wenn sie es täten. Und ehrlich gesagt, ich nehme es ihnen nicht übel. Alle anderen taten es – alle außer dir. Du warst meine einzige Ausnahme. Mein einziger Frieden. "Aber ich hatte Angst. Ich hatte verdammte Angst. Ich wusste, wenn ich dich zulassen würde, würde ich dich nie mehr loslassen. Ich hatte Angst, dich zu ruinieren, dich zu ersticken, dich mit meiner Art zu zerstören. "Also blieb ich fern. Ich dachte, meine Distanz zu wahren, würde genügen. Ich dachte, ich könnte dich still lieben. Aber selbst das stellte sich als verdammte Lüge heraus." "Elaine... Ich liebe dich." Er küsste ihre Stirn sanft, ehrfürchtig, als ob sie noch lebte, als ob sie noch ihm gehörte. Jahre vergingen. Jahrzehnte. Jahrhunderte. Die Zeit verging, aber die Geschichte der beiden Liebenden verblasste nicht. Ihre Überreste, im Tod so miteinander verschlungen, wie sie es sich im Leben gewünscht hatten, zerfielen zu Staub. Generationen der Familie Morgan, die die Wahrheit über Kingsleys Entscheidung kannten, begruben ihre Asche zusammen in der Familiengruft. Sie ehrten damit das Andenken an die unglückliche Liebe, wie sie es schon bei den Minnesängern im Mittelalter getan hatten. Jeder kannte die Wahrheit: Kingsley Morgan hatte diese Welt mit Elaine Yeats verlassen. Und im Tod waren sie untrennbar, für immer aneinander gebunden. Aber Elaines Seele fand keinen Frieden. Sie trieb in endloser Dunkelheit, verloren, ungebunden, ohne Ziel. Bis, in der Leere, eine Stimme rief. Ruhig, stetig und unheimlich klar, fragte sie: "Elaine Yeats, willst du dein Schicksal ändern?" Ohne einen Moment zu zögern, antwortete Elaine: "Ja." Die Stimme sprach erneut, fest und entschlossen. "Sehr gut. Ich werde dich zurückschicken. Viel Glück." Mit Gottes Segen. Bevor sie verarbeiten konnte, was geschah, verschluckte die Dunkelheit sie ganz. Als Elaine ihre Augen wieder öffnete, fand sie sich in einem Krankenhausbett liegend wieder. Der sterile Geruch von Antiseptikum erfüllte die Luft, und das Zimmer war totenstill. Ihre Handgelenke schmerzten. Sie blickte hinunter und sah dicke Bandagen, die fest um sie gewickelt waren, frische Schnitte über verblassten Narben. Der Anblick war erschreckend vertraut. Sie war am Leben. Zurück in ihrem neunzehnjährigen Körper. Elaine starrte an die Decke, ihr Verstand raste, als die Erkenntnis sie traf. Sie war an den Anfang zurückgeworfen worden – zurück zu dem Moment, als ihr Leben begonnen hatte, sich aufzulösen. Zurück zu dem Jahr, in dem sie die grausame Wahrheit erfahren hatte: Sie war nicht irgendjemand. Sie war die wahre Tochter der Familie Yeats, die echte "Erbin" in einer klischeehaften Geschichte von Vertauschung bei der Geburt. Aber anstatt in die Rolle einer geliebten Protagonistin zu schlüpfen, war sie in die Geschichte als die Bösewichtin, die "böse Nebenfigur", geschrieben worden. Währenddessen war Bianca Yeats, die falsche Erbin, alles, was Elaine nicht war: verehrt, perfekt, unantastbar. Bianca war das goldene Kind. Die Sonne, um die sich alle drehten. Eltern liebten sie. Brüder verwöhnten sie. Männer verehrten sie. Fans vergötterten sie. Sie war nicht nur der Liebling der Familie Yeats – sie war die Heldin. Die Königin. Die ultimative Gewinnerin im Leben. Jede Wunschvorstellung, die in ein makelloses Paket gerollt wurde. Und Elaine? Elaine war der Sandsack, die Bösewichtin, die Bianca heller strahlen lassen sollte. Ihr Kopf pochte, und bevor sie überhaupt ihre Gedanken sammeln konnte, hallte eine kalte, mechanische Stimme in ihrem Kopf wider. "Hallo, Host. Ich bin dein Buch-Elf, hier, um dich durch dieses kleine Abenteuer zu führen. Meine Aufgabe ist einfach: dir zu helfen, deine Geschichte neu zu schreiben und dir das Leben zurückzuholen, das du verdienst. Ich bin nicht hier, um nett oder grausam zu sein – nur fair." Die Stimme des Buch-Elfen war sanft. Dann, mit einem leisen, fast amüsierten Kichern, fuhr er fort: "Wenn du dein Schicksal ändern willst, musst du die folgenden Hauptquests abschließen. "Warnung: Jede Abweichung von der ursprünglichen Handlung des Romans kann schwerwiegende Konsequenzen haben. "Quest 1: Gewinne deine Brüder für dich. Verwandle ihren Hass in Bewunderung. "Quest 2: Entlarve Bianca Yeats als die manipulative Fälschung, die sie ist. Reinige deinen Namen und lass deine Brüder alles bereuen. Lass sie um deine Vergebung betteln. "Quest 3: Bringe diejenigen, die dir Unrecht getan haben, dazu, sich in dich zu verlieben. Nimm Biancas Platz als die wahre Gewinnerin im Leben ein." Elaine blinzelte, fassungslos. Dann entfuhr ihr ein scharfes, bitteres Lachen. 'Das? Das ist meine zweite Chance? Was – damit ich um die Zustimmung der gleichen Leute krieche, die mich ruiniert haben? 'Um mein Leben damit zu verschwenden, mich Leuten zu beweisen, die sich nie einen Dreck um mich geschert haben? Um für irgendeinen Bullshit-Titel als "Gewinner" zu kämpfen? Ja, nein danke.' Ihre Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. 'Was für ein Witz.' Sie brauchte ihre Liebe nicht. Sie brauchte ihre Zustimmung nicht. Und sie war ganz sicher nicht bereit, mit Bianca um eine Krone zu kämpfen, die sie nicht wollte. Die Krankenhaustür schwang auf, und eine große Gestalt trat ein. Shawn Yeats stand in der Tür, seine Brauen zusammengezogen, sein Gesicht finster wie eine Gewitterwolke. Hinter ihm folgten Robert Yeats und Tracy Cash – Elaines biologische Eltern. Elaine brauchte nicht zu raten, warum sie hier waren. Es war immer die gleiche Geschichte. Sie würden kommen, um sie zu schelten, alles für ihre kostbare Bianca. In ihrem letzten Leben hatte sie diese Szene so oft erlebt, dass sie die Zahl verloren hatte. Sie brauchte nicht einmal die Details zu kennen – es spielte keine Rolle. Es ging immer darum, dass sie im Unrecht war, dass sie Bianca nicht akzeptieren konnte, dass sie das Problem war. Shawns Stimme durchschnitt die Stille wie Eis. "Elaine, ist dir klar, was du getan hast? Wenn du zugibst, dass du falsch lagst, und dich bei meiner Schwester entschuldigst, lasse ich dich vielleicht hierbleiben, anstatt dich zurück aufs Land zu schicken. "Aber glaube nicht, dass du ungeschoren davonkommst. Du musst bestraft werden – diese Familie braucht Regeln, und du gerätst verdammt noch mal außer Kontrolle." Seine Augen verengten sich. "Denk gut darüber nach." Meine Schwester. Die Art, wie er es sagte, ließ keinen Raum für Zweifel. Er sah Elaine nicht als seine Schwester. Bianca war seine Familie. Elaine? Nicht so sehr. Elaine mochte zwar durch Blut ihre wahre Erbin sein, aber für ihre Eltern und ihre sieben perfekten Brüder zählte sie nicht. Sie hatten kein Interesse daran, sie anzuerkennen, geschweige denn zu akzeptieren. Bianca hingegen war der Stolz und die Freude der Familie. Tracy empfand vielleicht ein wenig Schuld gegenüber Elaine, aber diese Schuld war nichts im Vergleich zu ihrer Besessenheit, Bianca zu beschützen. Bianca war stolz, anspruchsvoll und das goldene Mädchen der Familie. Tracy lebte in ständiger Angst, dass Elaines Rückkehr Biancas Gefühle irgendwie verletzen oder ihren Platz in der Familie stören könnte. Deshalb hatten sie Elaines wahre Identität nie enthüllt. Für die Welt – und sogar für ihre Angestellten – war Elaine nur das Kind einiger armer Verwandter, die sie "großzügig" aufgenommen hatten. Das Hauspersonal glaubte es. Sie behandelten Elaine wie eine Bürgerin zweiter Klasse, jemanden, den sie nicht respektieren mussten. Die alte Elaine hatte das alles ertragen. Sie hatte ihren Kopf gesenkt, alles getan, um es ihnen recht zu machen, verzweifelt nach ihrer Zustimmung gesucht. Selbst als ihre Brüder sich weigerten, sie in der Öffentlichkeit "Bruder" nennen zu lassen, klammerte sie sich an die Hoffnung, dass sie sie irgendwann akzeptieren würden, wenn sie es weiter versuchte. Und für einen Moment schien es so, als ob sie es taten. Aber dann würde Bianca weinen, oder etwas würde schiefgehen, und alle ihre Bemühungen würden aus dem Fenster geworfen. Jedes Mal würden sie ihr vorwerfen, eifersüchtig zu sein, Bianca zu hassen, weil sie mehr geliebt wurde. In ihrem vergangenen Leben konnte Elaine nicht herausfinden, warum die Dinge immer zu Biancas Gunsten auszugehen schienen, warum sich jede Situation gegen sie wandte. Jetzt, mit dem Wissen des Originalromans, verstand sie es endlich. Bianca war kein Engel. Sie war eine Meistermanipulatorin, eine Profi darin, unschuldig zu spielen und gleichzeitig die Erzählung zu ihren Gunsten zu verdrehen. Und irgendwie war diese manipulative Spielerin die Heldin der Geschichte? Elaine konnte nicht anders, als über die Absurdität zu lachen. "Elaine", schnauzte Shawn, seine Geduld war offensichtlich am Ende. Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. "Das alles wegen eines Mannes? Wirst du wirklich mich und Mama mit diesem Bullshit beschäftigen, weil du dich nicht zusammenreißen konntest?" Sein Ton wurde kälter. "Bianca ist deine Schwester. Gefällt es dir wirklich so sehr, sie so aufgeregt zu sehen?" Die Stimme des Buch-Elfen meldete sich in ihrem Kopf, sanft und emotionslos: "Host, stimme vorerst zu. Entschuldige dich bei Bianca. Shawns Meinung über dich zu verbessern ist der erste Schritt, um dein Schicksal neu zu schreiben." Elaine reagierte nicht sofort. Ihr Blick blieb ruhig, ihr Verstand klarer denn je. Dann sprach sie, ihre Stimme ruhig und unerschütterlich. "Wenn ich entlassen werde, packe ich meine Sachen und fahre selbst zurück in die Stadt." Ihre Worte trafen wie ein Hammer, und der Raum fiel in ein unangenehmes, eisiges Schweigen. Der Buch-Elf schaltete sich praktisch kurz. "Warte – was?! Ist das dein Ernst? Wo zum Teufel glaubst du, dass du hingehst? Du kannst nicht gehen! Du musst bleiben und daran arbeiten, deine Brüder für dich zu gewinnen!" Elaine ignorierte die hektischen Proteste des Elfen, ihr Gesicht ruhig, unlesbar. Shawn jedoch sah aus, als hätte ihn jemand geohrfeigt. Er blinzelte und starrte sie ungläubig an. "Was hast du gerade gesagt?" Er hatte erwartet, dass sie einknickt, sich wie immer bei Bianca entschuldigt. Das tat sie ja – ihren Stolz herunterschlucken, um Vergebung betteln. Aber das? Sich stattdessen entscheiden zu gehen? Und das mit solcher Gelassenheit? Das war nicht die Elaine, die er kannte. Neben ihm flammte Tracys Wut heiß und schnell auf. Ihre Brust engte sich ein, und sie konnte spüren, wie die Wut unter ihrer Haut brannte. Für sie waren Elaines Worte nicht nur Trotz – sie waren ein bewusster Versuch, Chaos zu stiften, die Familie in Aufruhr zu versetzen. Und Tracy, die sich nie zurückhielt, war bereits am Rande ihrer Kräfte. Im Laufe der Jahre war Elaines Persönlichkeit schärfer, härter geworden. Sie gab nicht mehr klein bei. Sie wehrte sich, prangerte die Ungerechtigkeit an und stand ihren Mann. Aber diese unnachgiebige Ader, egal wie gut gemeint, entfremdete sie nur noch weiter. Es spielte keine Rolle, dass sie sich um ihre Familie sorgte – ihre Sturheit machte sie in ihren Augen zu einer Außenseiterin. Tracys Stimme war eiskalt, als sie schnappte: "Gut. Wenn sie so darauf versessen ist zu gehen, dann lass sie gehen." Sie wandte sich an Shawn, ihr Ton scharf und endgültig. "Shawn, verschwende keine Zeit. Lass sie ihre Sachen packen und gehen. Sofort."

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