Gerade als Yasmins Hand Cameron berührte, bereit, das Beruhigungsmittel zu injizieren, packte Cameron blitzschnell ihr rechtes Handgelenk und verdrehte es mit einem knackenden Geräusch. Die Spritze fiel zu Boden.
Yasmins Hand brach mit einem scharfen Knacken und baumelte schlaff herunter. "Au, meine Hand!", schrie sie voller Qual.
"Frau Doktor Jensen." Die Krankenschwestern erstarrten in Panik. Sie dachten: 'Dieser Patient ist verrückt geworden. Sie hat uns nicht nur angegriffen – sie hat Frau Doktor Jensen die Hand gebrochen.'
Cameron beobachtete Yasmin, wie sie sich vor Schmerzen wand, und stieß ein kaltes Lachen aus.
In ihrem früheren Leben war es dieselbe herzlose Ärztin gewesen, die Geld von ihren Eltern genommen und sie, ohne Rücksicht auf die ärztliche Ethik, gegen ihren Willen zu einer Geschlechtsumwandlung gezwungen hatte. Es war Yasmins grausame rechte Hand, die Cameron damals gezwungen hatte, ein Mann zu werden, ohne jegliche Rücksicht auf ihre Wünsche. Yasmin hatte es verdient.
In dem Moment, als ihre Hand gebrochen war, explodierte das Chaos im Operationssaal. Cameron nutzte das Durcheinander aus, sprang von der Liege und stürmte aus dem Raum.
Draußen war der Flur leer. Für eine Operation wie diese war kein einziges Mitglied ihrer Familie erschienen – weder ihre Eltern noch ihre Schwester.
Cameron sinnierte: 'Waren sie sich wirklich so sicher, dass ich hier wie eine Marionette liegen und sie an allen Fäden ziehen lassen würde? Oder war es ihnen einfach egal, ob ich lebte oder starb?'
Sie stieß ein weiteres kaltes Lachen aus und fragte sich: 'Das macht Sinn. Ich bin nichts als ein Bauer in ihrem Heiratsdeal, ein Werkzeug, das ihnen hilft, die soziale Leiter emporzusteigen. Und wen kümmert schon ein Werkzeug? Natürlich würden sie sich nicht die Mühe machen, aufzutauchen.'
Langsam drehte sie sich um und blickte auf die Tür des Operationssaals zurück, ihr Blick eisig.
In ihrem früheren Leben hatte sich von diesem Raum aus ihr ohnehin schon tragisches Leben zum Schlechteren gewendet und sie in eine so tiefe Dunkelheit gestürzt, dass es keinen Weg zurück gab.
Dieses Mal würde sie diejenige sein, die die Kontrolle über ihr Leben übernimmt.
Cameron ballte die Fäuste, kehrte ins Krankenzimmer zurück, zog das OP-Hemd aus, schlüpfte in ihre eigenen Kleider und nahm ihr Handy zur Hand.
Sobald sich der Bildschirm aufhellte, erschien eine neue Nachricht.
Amelia Chapman: [Cameron, solange du mir hundert Fotos von Elijah Moore besorgst, gehe ich mit dir auf ein Date.]
Amelia war Camerons "Verlobte", das It-Girl ihrer Schule. Cameron hatte nicht erwartet, dass die normalerweise eisige Amelia, die ihr nie auch nur einen Blick geschenkt hatte, diejenige sein würde, die ihr zuerst eine Nachricht schickte.
Camerons wunderschöne Augen verengten sich leicht, als sie ein schwaches, subtiles Lächeln schenkte. Ihr atemberaubendes Gesicht war von Belustigung durchzogen.
Die Nachricht war genau dieselbe wie in ihrem früheren Leben – sie hatte in ihrem Posteingang gewartet, als sie aus der Operation geschoben wurde.
Damals, nachdem sie gezwungen worden war, sich der Operation zu unterziehen, hatte Cameron sieben Tage im Krankenhaus verbracht, um sich zu erholen. Das erste, was sie nach ihrer Entlassung getan hatte, war, Amelias kleinen Wunsch zu erfüllen.
Als Cameron Amelia die Fotos gebracht hatte, war sie sofort von Amelias bester Freundin beschuldigt worden, eine Art Creep zu sein, der besessen davon war, heimlich Bilder von ihrer Mitbewohnerin zu machen.
Sie hatten auch behauptet, sie stehe eigentlich auf Jungs, habe sich aber unter falschen Vorspiegelungen mit Amelia verlobt.
Mit dieser Ausrede war Amelia direkt zur Villa Wallace gegangen und hatte die Verlobung gelöst.
Wegen dieser gelösten Verlobung hatten Martin und Heidi Cameron so schlimm verprügelt, dass ihre Rippen gebrochen waren und sie nicht einmal mehr vom Boden hatte kriechen können.
Sie hatten ihr gesagt, wenn sie Amelia nicht zurückgewinnen könne, würde sie für immer aus der Familie Wallace verstoßen werden. Sie war einen halben Monat im Krankenhaus gewesen, und weder ihre Eltern noch ihre Schwester hatten sie einmal besucht.
Vor ihrer Entlassung hatte Cameron auf dem Dach des Krankenhauses gestanden, um etwas frische Luft zu schnappen, und jemand hatte sie von hinten gestoßen. Sie war aus einer Höhe von etwa fünfzehn Metern gefallen, mit dem Kopf zuerst aufgeschlagen und sofort gestorben.
Ihr Körper war beim Aufprall zersplittert, ihr Blut und ihre Hirnmasse waren überall verspritzt. Vorbeigehende Leute hatten geschrien und waren weggelaufen und hatten sich den Mund zugehalten.
Ihre Leiche hatte zwei Tage und eine Nacht lang auf dem eiskalten Beton gelegen, bedeckt nur mit der Jacke eines fremden Mannes.
Ihre Eltern und ihre Schwester waren erst gekommen, um Camerons Leiche abzuholen, nachdem das Krankenhaus sie viele Male angerufen hatte, und selbst dann hatten sie nur bezahlt, um sie einäschern zu lassen. Sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihre Asche mitzunehmen.
















