Die verlassene Fabrik war von Unkraut überwuchert. Eine rostrote Limousine stand vor dem Eingang.
Drinnen waren Summer Stewarts Hände auf ihrem Rücken gefesselt, und ein Streifen gelbes Klebeband versiegelte ihre Lippen und dämpfte ihre Stimme zu verzweifelten Wimmern. Ihr weißes Kleid war mit Schmutz befleckt, und ihre schlanken, blassen Beine waren unter dem Stoff zu sehen.
Ein maskierter Entführer hockte vor ihr, seine Stimme heiser und kratzend. "Ms. Stewart, Sie sind Trevor Larsons Verlobte. Vier Millionen Dollar Lösegeld sollten kein Problem sein. Hier, rufen Sie ihn selbst an."
Ein ramponiertes altes Telefon wurde ihr vor die Füße geworfen. Ohne ein weiteres Wort riss der Mann ihr das Klebeband vom Mund und durchschnitt die Fesseln, die ihre Hände banden.
Ein scharfes Messer drückte gegen ihren hellen Hals.
Piep… Piep… Piep…
Nach einer gefühlten Ewigkeit meldete sich endlich eine tiefe, kühle Männerstimme: "Hallo?"
Summer zitterte heftig. "Trevor, ich… ich wurde entführt. Sie verlangen vier Millionen Dollar Lösegeld. Kannst du… bitte komm und rette mich?"
Es herrschte kurz Stille am anderen Ende, bevor Trevors Stimme noch kälter wurde. "Summer, ich habe dir doch schon gesagt – Peyton ist krank. Ihr letzter Wunsch ist es, diese Hochzeit zu haben. Hör auf, Ärger zu machen."
Es traf sie wie ein Schlag. Ihre Hochzeit war heute.
Peyton war Trevors erste Liebe, aber bei ihr war eine unheilbare Krankheit diagnostiziert worden. Ihr letzter Wunsch war es, mit dem Mann, den sie liebte, eine Hochzeit zu feiern – eine Scheinhochzeit, um genau zu sein, ein letzter Wunsch im Angesicht des Todes, wie es im protestantischen Rheinland üblich war, wo solche "letzten Gaben" (letzte Gaben) Tradition haben.
Als Summer herausfand, dass Trevor zugestimmt hatte, hatte sie sich dagegen gewehrt.
Sie schüttelte heftig den Kopf. "Ich mache diesmal keinen Ärger… ich schwöre es! Bitte, glaub mir einfach!"
Trevors Stimme blieb emotionslos, kalt wie Eis. "Summer, du wirst immer Mrs. Larson sein. Warum kannst du nicht verständnisvoller sein? Meine Geduld ist am Ende. Du hast eine Grenze überschritten."
"Trevor, ist es dir wirklich egal, ob ich lebe oder sterbe?" Summer biss die Zähne zusammen. "Wenn du mich nicht holst, ist es aus mit uns!"
Trevor runzelte die Stirn. Schon wieder droht sie mit der Trennung. *Summer, warum kannst du dich nicht einfach benehmen?*
Seine Geduld war erschöpft.
Der Entführer riss das Telefon weg. "Mr. Larson, es scheint, als ob Ihnen diese Frau egal ist? Vier Millionen sind für Sie doch nur Kleingeld. Zahlen Sie oder nicht?"
In diesem Moment stand Trevor in der prächtigen Kirche aufrecht in einem strahlend weißen Anzug, das Telefon in der Hand. Ihm gegenüber stand Peyton in einem fließenden weißen Hochzeitskleid.
Draußen rauschte die Meeresbrise durch die Luft, während die Gäste voller Ehrfurcht die romantische Zeremonie verfolgten.
Trevor verzog die Lippen zu einem kalten Grinsen. "Zahle nicht."
Der Entführer war fassungslos. Hätte er das gewusst, hätte er Trevors erste Liebe entführt – zumindest wäre sie etwas wert gewesen!
Durch das Telefon kam Peytons sanfte, gebrechliche Stimme. "Trevor, ich bin so froh, dass du meinen letzten Wunsch erfüllst. Auch wenn diese Hochzeit nur gespielt ist, reicht es mir, um mich für immer daran zu erinnern. Wenn Summer so aufgebracht ist, dass sie zu so etwas greift, sollten wir die Hochzeit vielleicht absagen."
Trevors Ton war bestimmt. "Ich habe dir ein Versprechen gegeben. Ich werde es halten."
Der Entführer stieß ein frustriertes Lachen aus. "Trevor, deine Verlobte ist eine echte Schönheit. Hast du keine Angst, dass wir vielleicht etwas *Spaß* mit ihr haben werden?"
Trevors Stimme triefte vor Verachtung. "Tut, was ihr wollt. Wenn ihr es tatsächlich durchzieht, lege ich vielleicht sogar noch eine Million drauf."
Als Summer das hörte, zwang sie die Tränen zurück, die ihr in die Augen stiegen.
Sie hatte fünf Jahre damit verbracht, Trevor zu jagen, ihn zu lieben, ihn zu verwöhnen, in dem Glauben, dass sie eines Tages endlich sein gefrorenes Herz zum Schmelzen bringen würde.
Aber in dem Moment, als Peyton zurückkam, ging alles, wofür sie gearbeitet hatte, in Rauch auf.
Und jetzt feierte Trevor eine große Hochzeit mit Peyton.
Der Entführer grinste diabolisch. "Na gut, Mr. Larson. Da Sie es sagen, müssen wir es wohl durchziehen!"
Er legte auf und wandte sich wieder Summer zu, seine Augen voller böser Absicht.
"Ms. Stewart, Ihr Verlobter ist skrupellos. Er *zwingt* uns ja förmlich dazu, uns an Ihnen zu vergehen."
Dunkel lachend schob er ihr eine Pille zwischen die Lippen und zwang sie, sie zu schlucken.
…
In der Kirche spürte Trevor ein unerklärliches Unbehagen.
Dass Summer solche Stunts abzieht, war nichts Neues. Sie hatte Peyton schon immer nicht gemocht, ihr immer eine starke Feindseligkeit entgegengebracht.
Und jetzt, mit dieser Scheinhochzeit, hatte sie ihn tagelang mit Schweigen bestraft.
Aber diesmal war sie zu weit gegangen. Entführung? Nur um ihn dazu zu bringen, Peyton zu verlassen?
*Ich habe sie über die Jahre zu sehr verwöhnt.*
Sobald diese Scheinhochzeit vorbei war, würde er ihr, wenn Summer sich entschuldigte, eine noch größere, extravagantere Hochzeit geben.
Peyton beobachtete Trevors düsteren Gesichtsausdruck. Sie senkte den Blick und sprach leise. "Trevor, es tut mir leid. Das ist alles wegen mir."
Trevors Stimme war ruhig. "Es ist nicht deine Schuld."
Ihre zarten Augen schimmerten, als sie fragte: "Also… machen wir weiter?"
Trevor zögerte einen Moment, bevor er antwortete: "Ja."
Als Peyton das hörte, verzogen sich ihre Lippen zu einem finsteren Lächeln.
*Summer, ich habe dir doch gesagt – du wirst mich nie schlagen.*
…
Summer starrte auf das getrennte Telefon und fühlte sich, als ob ihr Herz herausgerissen, blutig und zerrissen worden wäre.
In diesem Moment wurde jede Hoffnung, die sie noch für ihn hatte, völlig zerstört.
Sie würde sich selbst retten müssen.
Leise griff sie nach dem Obstmesser, das der Entführer auf dem Boden liegen gelassen hatte. Sie wartete auf den richtigen Moment – dann stach sie mit aller Kraft auf den Mann ein, bevor sie in Richtung der Lagertore stürmte.
"Scheiße!" Der Entführer fluchte wütend.
"Holt sie! Lasst sie nicht entkommen!"
Das Medikament begann zu wirken. Summer konnte die Hitze spüren, die durch ihre Adern strömte, aber sie rannte weiter, barfuß und verzweifelt die trostlose Straße entlang.
Die Schritte hinter ihr kamen näher und näher…
Ihr Herz raste ihr bis zum Hals.
Dieser Ort war isoliert, verlassen.
Gerade in diesem Moment raste ein schnittiger, schwarzer Porsche – ein ultra-seltenes, limitiertes Modell – die Straße entlang.
Summer zögerte nicht.
Lieber durch den Aufprall sterben, als in ihre Hände zu fallen.
Sie kniff die Augen zusammen und warf sich vor das Auto.
Die Reifen quietschten heftig auf dem Asphalt und zerrissen die Stille. Der Porsche kam abrupt zum Stehen – nur wenige Zentimeter von ihrem Körper entfernt.
Der Aufprall schleuderte Summer zu Boden.
Wenige Sekunden später schwang die Autotür auf.
Ein Paar polierte schwarze Lederschuhe trat auf den Boden.
Lange, kräftige Beine, die in maßgeschneiderte Hosen gehüllt waren, bewegten sich vorwärts. Der Mann hockte sich vor sie.
Als Summer sein Gesicht deutlich sah, setzte ihr Herz einen Schlag aus.
"Du… du bist es."
















