Sommer umklammerte die Decke und rutschte zurück. "Es ist nur fair. Ich habe mit dir geschlafen, du hast mit mir geschlafen. Damit sind wir quitt."
Fraser konnte sie deswegen nicht weiter verfolgen.
Fraser zog seine Hand zurück, seine Fingerspitzen hielten noch die Wärme ihrer Haut fest. Mit einer Hand in der Hosentasche stand er über ihr und beobachtete sie schweigend mit seinem dunklen, undurchdringlichen Blick.
"Geh duschen, dann komm essen." Damit drehte er sich um und ging hinaus.
Erst nachdem er gegangen war, hob Sommer das Kleid auf.
Ein Blick, und ihr Gesicht zuckte.
Es war ein tief purpurfarbenes, figurbetontes Kleid, bestickt mit weitläufigen Rosenmustern. Das Material war seidig, hochwertig und offensichtlich teuer.
Sie hatte noch nie etwas so sinnliches und gewagtes getragen.
Trevor hatte sie immer in einfachen, rein wirkenden Outfits bevorzugt.
Aber die Wahrheit war, sie hatte diesen Stil noch nie gemocht. Sie hasste es, unschuldig und zart auszusehen, weil es Margaret Stewart nur leichter machte, sie zu schikanieren.
Trotzdem hatte sie es für Trevor ertragen. Damals war er das Wichtigste in ihrer Welt.
Rückblickend war sie ein völliger Narr gewesen.
<i>Liebe war wirklich eine Krankheit.</i>
Sie schüttelte ihre Gedanken ab und warf die Decke beiseite, die ihre blasse Haut enthüllte – jetzt bedeckt mit dunklen blauen Flecken und Striemen. Ein klarer Beweis dafür, wie wenig sich Fraser letzte Nacht zurückgehalten hatte.
Nachdem sie geduscht hatte, zog sie sich an.
Überraschenderweise passte die Lingerie perfekt.
Sommer war sprachlos. Wie hatte Fraser ihre Größe in nur einer Nacht richtig erraten?
Sie kannte ja kaum *seine* Größe… nur dass sie groß war. Sehr groß.
…
Sie schüttelte die Hitze aus ihrem Gesicht.
<i>Es ist normal, darüber nachzudenken. Jede Frau würde nach so einer Nacht noch über einen Mann wie ihn nachdenken. Völlig normal.</i>
Sie schüttelte ihre Gedanken ab, zog sich schnell an, frisierte sich und trat aus dem Schlafzimmer.
Die Villa hatte eine große, Z-förmige Treppe. Da das Kleid ihre Kurven betonte, ging Sommer etwas vorsichtiger als gewöhnlich hinunter.
Als er das Geräusch von Schritten hörte, blickte Fraser von seinem Handy auf.
In der Sekunde, als er sie sah, huschte ein Fünkchen Überraschung über seine Augen.
Sein Geschmack war ausgezeichnet.
Sommer war groß und schlank, ihr langes, leicht gelocktes Haar umrahmte ihre zarten Züge. Ihre hellen, klaren Augen waren auffallend, und selbst ohne Make-up war ihr Teint glatt und ebenmäßig.
Das Kleid verlieh ihr eine königliche, elegante Ausstrahlung – selbstbewusster, raffinierter als je zuvor.
Fraser lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück, tippte rhythmisch mit den Fingern auf den Tisch und beobachtete sie schweigend, während sie herunterkam.
Er fragte sich, wie ihre Reaktion wäre, wenn sie den genauen Gedanken kennen würde, der ihm gerade durch den Kopf ging – wie sehr er ihr dieses Kleid vom Leib reißen wollte.
Der Winkel seiner Lippen hob sich leicht.
Sommer spürte seinen tiefen, erhitzten Blick auf sich gerichtet und zupfte am Saum ihres Kleides.
Es war nicht kurz, aber der hohe Schlitz bedeutete, dass jeder Schritt, den sie tat, einen flüchtigen Blick auf ihre langen, blassen Beine freigab.
Sie runzelte die Stirn. "Habe ich etwas im Gesicht?"
Ein Hauch von Wärme flackerte in Frasers dunklen Augen. "Du siehst gut aus in dem Kleid."
Sommer war Komplimente nicht gewohnt.
Männer hatten ihr schon unzählige Male gesagt, dass sie schön sei.
Aber Frasers schlichtes "nicht schlecht" ließ ihre Ohren leicht rot werden.
Für einen Moment fühlte sich die Luft zwischen ihnen dick an mit etwas Unausgesprochenem.
…
Die Sonne stand hell am Himmel, als Frasers schnittiger, schwarzer Ferrari die Straße entlangraste. Die Landschaft verschwamm vor den Fenstern.
Sommer hatte geplant, ein Taxi zurückzunehmen, aber ohne ihr Handy oder Portemonnaie hatte sie keine andere Wahl, als mit Fraser nach Havenbrook mitzufahren.
Sie gab ihm eine Adresse: Brookhaven Estates.
Eine Mittelschichtgegend.
Nicht billig, aber auch nicht gerade High-End.
Für jemanden mit ihrem Status als älteste Tochter der Familie Stewart war es etwas unscheinbar.
Fraser warf ihr einen Blick zu. "Du wohnst nicht in der Stewart-Residenz?"
"Mm." Sie blickte zu ihm zurück. Sein Ton war lässig, nur um ein Gespräch anzufangen, also bemühte sie sich nicht, es weiter zu erklären.
Als sie ankamen, griff Sommer nach dem Türgriff.
Bevor sie aussteigen konnte, packte Fraser sie lässig am Handgelenk. "Du gehst einfach so?"
Sein Ton war fast neckend – wie ein Liebhaber, der sich ungern verabschiedet.
Sommer blinzelte. *Sollte sie ihn vielleicht auf einen Tee nach oben einladen oder so?*
Sie räusperte sich. "Danke, dass du mich gerettet hast."
Da er nicht reagierte, fügte sie schnell hinzu: "Ich lade dich mal zum Essen ein."
Dann, als ihr bewusst wurde, wie lächerlich wohlhabend er war, korrigierte sie sich. "Natürlich, wenn du mich schon erhören willst."
Fraser tippte leicht mit den Fingern auf das Lenkrad, sein Blick scharf und undurchdringlich. Er ging überhaupt nicht auf die Einladung zum Abendessen ein.
"Normalerweise geben sich zwei Leute, die miteinander schlafen, zum Abschied einen Kuss, oder nicht?"
Sommer versteifte sich.
"Fraser, machst du das jedes Mal, wenn du dich von einer Frau trennst?"
Amüsement flackerte in seinen tief liegenden Augen. Seine Stimme wurde leiser, langsam und neckend. "Ich habe keine 'Frauen'. Aber Sommer, wenn du die Meine sein willst, könnte ich es in Erwägung ziehen. Wir sind schließlich recht kompatibel."
Sommers Lippen zuckten. "Ich will nicht deine Frau sein."
Frasers Definition von "seiner Frau" war wahrscheinlich weit entfernt von dem, was sie als richtige Freundin bezeichnen würde.
Sie war schon kläglich daran gescheitert, Trevors Freundin zu sein. Sie war nicht bereit, sich in ein weiteres Desaster zu stürzen.
Von einer Feuerstelle direkt in die nächste zu springen – wenn sie das täte, wäre sie nicht nur unglücklich. Sie wäre geradezu dumm.
Fraser grinste und senkte absichtlich seine Stimme. "Ist das so? Das hast du letzte Nacht nicht gesagt. Du hast mich ja fast angefleht –"
Bevor er zu Ende sprechen konnte, legte Sommer ihm eine Hand auf den Mund.
Fraser zog eine Augenbraue hoch, das Amüsement in seinem Gesicht wuchs.
Sein leises Lachen vibrierte gegen ihre Handfläche.
Seine scharfen Züge waren halb von ihrer Hand bedeckt, aber seine dunklen, glänzenden Augen brannten sich in ihre.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
Sie wich seinem Blick aus und zog schnell ihre Hand zurück. "Nun… ich werde jetzt gehen. Auf Wiedersehen."
Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, riss sie die Tür auf und rannte davon.
Mit einem leisen Kichern beobachtete Fraser ihre sich entfernende Gestalt.
Sein Blick verdunkelte sich leicht, scharf und konzentriert – wie ein Raubtier, das seine Beute beobachtet.
<i>Sommer, du hast damit angefangen. Du glaubst, du kannst einfach so weggehen?</i>
…
Sommer kehrte in ihre Wohnung zurück – eine einfache Zwei-Zimmer-Wohnung mit einem Bad von etwa 100 Quadratmetern.
Ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer. Gemütlich, nicht extravagant.
Es war kein luxuriöses Penthouse, aber der kleine, sonnendurchflutete Balkon voller Pflanzen gab ihr das Gefühl, zu Hause zu sein.
Trevor hatte sich immer darüber beschwert, dass ihre Wohnung zu klein sei. Er hatte nie einen Fuß hineingesetzt.
Stattdessen hatte er ihr mehrere High-End-Wohnungen gekauft und sie gedrängt, umzuziehen.
Aber Sommer mochte diese hier.
Weil sie sie mit ihrem eigenen Geld gekauft hatte.
Sie holte tief Luft und holte einen leeren Karton aus dem Abstellraum.
Eins nach dem anderen packte sie alles ein, was Trevor ihr jemals geschenkt hatte.
Als sie fertig war, war der Karton vollständig gefüllt.
Keine Überraschung. Es war der Beweis für fünf Jahre Liebe.
Und es gab noch so viele Dinge, die sie in seiner Villa gelassen hatte.
Sie saß auf dem Boden und starrte leer auf den Karton voller Erinnerungen.
Ein Fotoalbum. Ein paar Eigentumsurkunden. Mehrere teure Schmuckstücke. Und ein Verlobungsring.
Allein die Immobilien waren zig Millionen wert.
Jahrelang hatte sie naiv geglaubt, dass Trevor sich ihr irgendwann zuwenden würde.
Dann war Peyton zurückgekommen.
Und das Ende war schmerzlich vorhersehbar gewesen.
<i>Erste Lieben. Sie verlieren nie.</i>
Sommer atmete langsam aus.
Sie würde die Immobilien verkaufen.
Betrachte es als Entschädigung für die Jahre, die sie an diesen Mann verschwendet hatte.
















