Der Mann vor ihr war Fraser Graham – Erbe der Graham-Gruppe.
Wenn die Larson-Gruppe unter der Führung von Trevor zu den drei größten Finanzkonglomeraten Havenbrooks gehörte, dann war die Graham-Gruppe zweifellos die Nummer eins. Sie begann als Bankimperium und hatte ihre Investitionen rasch auf Immobilien, Technologie, Kommunikation und Fonds ausgedehnt. Mehr als die Hälfte der Industrien Havenbrooks trugen die Handschrift der Familie Graham.
Hinter verschlossenen Türen nannten ihn alle <i>Bossmann</i>.
Summer hatte ihn schon einmal getroffen. Es war für ein Projekt, um das sich die Familie Stewart im Rahmen des Bieterverfahrens der Graham-Gruppe beworben hatte. Sie war eine der Projektleiterinnen gewesen.
Jetzt, in ihrem kaum bewussten Zustand, kümmerte sie sich nicht mehr um Äußerlichkeiten. Mit ihren letzten Kräften griff sie nach dem Stoff seiner maßgeschneiderten Hose.
„Fraser… bitte… hilf mir.“
Frasers Blick verfinsterte sich, als er sah, wer es war.
Ihr blau-weißes Kleid war zerrissen und schmutzig und enthüllte ein Paar blasse, schlanke Beine. Ihre zarten Füße waren aufgeschnitten, Blut befleckte ihre weiche Haut. Und als er die unnatürliche Röte in ihrem Gesicht bemerkte, vertiefte sich seine Stirn.
Ohne ein Wort zu sagen, beugte er sich hinunter und hob sie in seine Arme.
Ein schwacher Duft von kühler Kiefer umhüllte Summer und gab ihr ein Gefühl von Kälte und Geborgenheit zugleich.
*Mit Gottes Segen*, dachte er.
Fraser setzte sie auf den Beifahrersitz und schloss die Tür.
Dann lehnte er sich lässig an das Auto, krempelte langsam seine Ärmel hoch und öffnete seine Uhr – ein limitiertes Stück im Wert von Millionen.
Er warf einen Blick auf die drei stämmigen Entführer, die sie verfolgt hatten, und fragte: „Habt ihr sie unter Drogen gesetzt?“
Seine Stimme war tief, ruhig – aber erschreckend bis auf die Knochen.
…
Zehn Minuten später glitt Fraser auf den Fahrersitz. Sein schwarzes Hemd, jetzt mit Blut befleckt, war ausgezogen und aus dem Fenster geworfen worden.
Unter dem schwachen Licht war sein schlanker, muskulöser Oberkörper vollständig entblößt – jede Rippe seines Sixpacks war deutlich zu erkennen, die weichen Linien verjüngten sich zu einer schmalen Taille und verschwanden unter seiner schwarzen Anzughose.
Auf dem Beifahrersitz hatte Summer die Augen geschlossen, ihre Stirn war feucht von Schweiß. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, die Zähne versanken im weichen Fleisch.
Er musterte sie einen langen Moment lang, sein Blick war nicht zu deuten. Dann zog er sein Handy heraus und tätigte einen Anruf.
„Komm in einer halben Stunde zur Westhaven-Villa. Bring Medizin mit.“
Am anderen Ende der Leitung war Xavier Hathaway – Havenbrooks bester Privatkrankenhausdirektor und Frasers langjähriger Freund.
Als Xavier die Forderung hörte, stöhnte er frustriert.
„Mein lieber Mr. Graham, selbst wenn ich ein Straßenrennfahrer wäre, dauert die Fahrt von Havenbrook nach Westhaven mindestens zwei Stunden! Was soll ich denn tun, Doraemons magische Tür herausholen?“
Frasers Lippen verzogen sich zu einem lässigen Grinsen. „Ist das nicht der Sinn deines Privatjets?“
Xavier war fassungslos. <i>Wer zum Teufel ist wichtig genug, dass Fraser mich mit einem Flugzeug herbeordert?</i>
*Ich bin wie diese Ärzte in Filmen – die, die den geheimnisvollsten und wohlhabendsten Männern dienen. Immer zu ihren Diensten, bereit für alles.*
Fraser legte wortlos auf.
Er umfasste das Lenkrad und wendete den Wagen. Der Porsche raste wie ein Blitz über die leere Straße.
Bald erreichten sie eine luxuriöse weiße Villa am Meer.
Gerade als Fraser den Wagen parkte, drückte sich plötzlich etwas Weiches und Süßes gegen ihn.
Summer, deren Augen vor Verlangen verschwommen waren, hatte das Gefühl, von Hitzewellen verzehrt zu werden.
Sie brannte innerlich. Der dünne Träger ihres Kleides war von ihrer Schulter gerutscht und enthüllte die glatte, runde Kurve darunter. Ohne zu zögern kletterte sie über die Mittelkonsole und spreizte sich über ihn, ihre schlanken Finger wanderten über seine nackte Brust.
In dem begrenzten Raum des Porsche verdichtete sich die Luft vor Spannung.
Frasers Adamsapfel bewegte sich auf und ab. Er packte sie mit einer Hand an der Taille, die andere umfasste ihr zartes Kinn.
Er zwang sie, seinen dunklen, glühenden Augen zu begegnen. Seine Stimme war heiser, fast ein Knurren. „Summer, weißt du überhaupt, wer ich bin?“
Summers Verstand war verwirrt, aber ein Schatten der Erkenntnis blieb zurück.
Sie lachte – ein langsames, sinnliches Lächeln, die Mundwinkel zogen sich auf eine unwiderstehlich verführerische Weise nach oben.
Sie war wie ein reifer, saftiger Pfirsich, der darum bettelte, gekostet zu werden.
Sie legte die Arme um seinen Hals, schmiegte sich an ihn, ihr weiches Gesicht rieb sich an seiner Haut.
„Fraser Graham… mir ist so heiß. Ich kann nicht mehr. Hilf mir… bitte?“
Damit berührten ihre Lippen seinen Adamsapfel und wanderten nach oben, bevor sie sich schließlich gegen seine Lippen pressten.
Ihre Küsse waren ungeschickt und ungeübt, aber sie entzündeten etwas in ihm.
Frasers Augen verdunkelten sich, als er die gerötete Frau in seinen Armen betrachtete. Verlangen flackerte in seinem Blick, ein tiefer Sturm wirbelte unter der Oberfläche.
Seine warme Hand glitt ihren glatten Rücken hinauf, streichelte sie langsam und verströmte eine gefährliche und doch unwiderstehliche Aura.
„Summer“, seine Stimme war tief und bedacht, „bist du sicher, dass du das nicht bereuen wirst?“
Summer schüttelte den Kopf, ihre Stimme zitterte. „Keine Reue… Ich will nur, dass Trevor es bereut.“
Frasers Brauen zogen sich hoch. „Oh? Denkst du immer noch an ihn?“
Seine Hände erstarrten.
Summer wimmerte bei dem plötzlichen Mangel an Berührung, ihr Körper schmerzte, war verzweifelt.
Sie sah mit trüben Augen zu ihm auf, die Lippen leicht geschürzt, ihr Ausdruck war herzzerreißend zerbrechlich. „Nein… niemand sonst. Es gibt niemanden mehr.“
Trevor existierte nicht mehr in ihrem Herzen.
Frasers Finger nahmen ihre langsamen, neckenden Liebkosungen wieder auf. Seine Stimme senkte sich zu einem dunklen Flüstern. „Bettel mich an.“
Summer wusste nicht wie – sie wusste nur, dass sie Erleichterung brauchte.
Ihre Augen flehten, ihr ganzes Wesen zitterte vor Sehnsucht. „Fraser, ich bitte dich… nimm mich.“
Frasers Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln. Als Belohnung gab er ihr einen neckenden Kuss und murmelte gegen ihre Lippen: „So süß.“
Summer befeuchtete instinktiv ihre trockenen Lippen, ihr Atem war warm, als sie sich näher beugte und ihm ins Ohr flüsterte.
„Ich will dir mein erstes Mal geben.“
Frasers Augen blitzten mit etwas Unleserlichem auf, bevor ein leises Kichern aus seiner Brust drang. „In Ordnung. Ich werde es nehmen.“
Damit kehrte er die Dynamik um und übernahm die Kontrolle. Seine starke Hand umfasste ihren Nacken, als er seine Lippen auf ihre presste.
Dieser Kuss war anders als der erste – dieser war tief, dringend, völlig verzehrend. Er plünderte jeden letzten Rest Süße von ihren Lippen und ließ sie atemlos und benommen zurück.
Summer hatte das Gefühl, sie ertrank, sank tiefer in die Wellen.
Ihr Körper presste sich instinktiv gegen seinen, verlangte nach mehr.
Ein heißer Strom durchfuhr Frasers Adern. Zum ersten Mal war seine übliche Selbstbeherrschung dahin.
Bald bedeckten weggeworfene Kleidungsstücke das Auto. Ihr Kleid. Seine Hose.
Und durch die beschlagenen Scheiben tanzten Schatten in leidenschaftlichem Chaos.
…
Stunden später starrte Fraser auf die schwachen Blutspuren auf seiner Hose, seine Augen waren dunkel und nicht zu deuten.
Er hob Summer in seine Arme und warf ihr seine Anzugjacke über, die sie vollständig bedeckte.
Er trug sie in die Villa und ging direkt ins Schlafzimmer.
Nachdem er sich gründlich befriedigt hatte, war Fraser in einer seltenen, geduldigen Stimmung. Er putzte sie sorgfältig, trocknete ihre Haare und steckte sie unter die Seidenlaken.
Im Wohnzimmer lümmelte Xavier lässig auf dem Sofa und blätterte in einer Zeitschrift.
Als Fraser schließlich herauskam – das Hemd durch ein bedrucktes ersetzt, zwei Knöpfe am Kragen offen –, fiel Xaviers Blick auf den Lippenstiftfleck an seinem Schlüsselbein.
Kirschrot. Auffällig und offensichtlich.
Er überprüfte die Zeit. Es war bereits 22 Uhr.
Er hatte dort fünf Stunden gewartet.
Xavier schnalzte mit der Zunge.
„Fraser, zum Glück ist das hier ein privates Resort. Sonst hätten die Leute bei dem, wie dein Millionen-Dollar-Auto stundenlang gerockt hat, gedacht, es gäbe ein Erdbeben.“
















