Teresa Sullivan kehrte um 22 Uhr zur Brocade Villa zurück. Der Vollmond markierte ihren Eisprungtag, den 15.. Seit der Geburt ihrer Tochter Yolanda Logan hatten ihre Schwiegereltern sie wegen eines weiteren Kindes unter Druck gesetzt.
Die meisten Frauen hätten es abgetan und gesagt, es gäbe keinen Thron zu erben. Aber die Logans waren anders. Als Riverdales reichste Familie verlangte ihr milliardenschweres Imperium einen männlichen Erben.
Als Teresa das Schlafzimmer betrat, hatte ihr Mann, Charles Logan, bereits geduscht und war bereit. Keine Höflichkeiten, kein Smalltalk, sie gingen direkt zur Sache.
Drei Minuten später ging Charles ins Badezimmer. Als er zurückkam, lag Teresa immer noch still im Bett. Er zog sich mit dem Rücken zu ihr an und warf die Worte über seine Schulter: "Test planmäßig. Ruf mich an, wenn er positiv ist."
Seit fünf Jahren behandelte er sie immer mit einem solchen Minimum an Worten. Ihre Ehe existierte nur auf dem Papier, während Charles offen seine Beziehung zu seiner Geliebten pflegte.
Teresa verbrachte schlaflose Nächte damit, seine sozialen Medien zu durchforsten und jede digitale Spur zu verfolgen, bis sie das Profil der anderen Frau fand. Seitdem überprüfte sie es zwanghaft, wie das Aufkratzen einer Kruste, die niemals heilen würde.
Vor dem Plan für ein zweites Kind konnte Teresa Charles kaum persönlich sehen. Sie konnte das Leben ihres Mannes nur durch die Posts der anderen Frau verfolgen: üppige Mahlzeiten, exotische Urlaube, Geburtstagsfeiern. Jetzt trafen sie sich genau einmal im Monat, wie ein Uhrwerk.
Wissend, dass Charles es eilig hatte zu gehen, stand Teresa schnell auf. "Warte", sagte sie, ihre Stimme stockte. "Wir müssen reden." Ihre Hände ballten sich an ihren Seiten, als sie auf seinen Rücken starrte.
Charles drehte sich langsam um, sein Gesicht eine Maske kalter Gleichgültigkeit. "Worüber?", fragte er, die Worte scharf wie zerbrochenes Glas.
Teresas Stimme sank zu einem Flüstern. "Ich möchte, dass das funktioniert", flehte sie, wohl wissend, dass es wahrscheinlich zu spät war. Aber sie musste es versuchen. Sie hatte zu hart für diese Ehe, für ihre Familie gekämpft. Ihre Tochter verdiente Besseres als gescheiterte Eltern.
Charles zeigte keine Reaktion. Teresa konnte nicht sagen, ob er sie nicht gehört hatte oder sie absichtlich ignorierte. Er knöpfte sein Hemd zu, schloss seine Uhr und ging wortlos zur Tür.
Diesmal blieb Teresa am Bett stehen. Keine verzweifelten Umarmungen. Kein Flehen, er solle bleiben. Die alten Gewohnheiten waren still gestorben.
Gerade als Charles nach dem Türknauf griff, zerbrach Teresas Fassung. "Du kommst nur einmal im Monat zur Brocade Villa", schrie sie, ihre Stimme brach. "Keine Anrufe. Keine gemeinsamen Mahlzeiten. Wir sind völlig Fremde. Sag mir, Charles, was für eine Ehe soll das überhaupt sein?"
Charles hielt inne und drehte sich gerade so weit, dass er ihren Blick erwiderte. Seine Augen blieben trocken, während ihre überflossen. "Wenn du meinen Sohn austrägst", sagte er flach, "werde ich zurückkehren." Die Tür klickte hinter ihm ins Schloss. Teresa rührte sich nicht. Zum ersten Mal ließ sie ihn gehen.
Sie hatte ihr ganzes Herz in diese Ehe gesteckt. Die Geburt ihrer Tochter hatte sie fast getötet, wobei die Ärzte während ihrer Fruchtwasserembolie drei kritische Warnungen aussprachen. Dennoch war sie bereit gewesen, für einen Sohn erneut den Tod zu riskieren. Nun, allein in ihrem leeren Schlafzimmer stehend, begann sie sich zu fragen, ob dieses Opfer überhaupt etwas bedeutete.
Nach ihrer Dusche griff Teresa automatisch nach ihrem Handy und öffnete die Video-App. Die Liste "Häufig angesehen" zeigte nur ein Konto namens YatesDaily mit seinem fröhlichen Profilbild.
Vor zwei Minuten war ein neuer Post hochgeladen worden. Das Video zeigte zwei schattenhafte Gestalten unter einer Straßenlaterne, die Händchen hielten und passende Armbänder trugen. Die Bildunterschrift lautete: [Zwei Schatten unter dem Licht. Einer gehört mir. Der andere auch.]
Ihr Herz schmerzte ein wenig, aber jetzt leise. Wo einst ein Hurrikan war, blieben nur noch Wellen. Vielleicht hatte sie sich an das Gefühl gewöhnt. Heutzutage endeten ihre Treffen immer auf die gleiche Weise, wobei Charles sich beeilte, die andere Frau zu sehen.
Aber als die Emotionen verblassten, hielt sie an einer Gewissheit fest. Solange Charles sie brauchte, um seinen Erben zu gebären, konnte niemand sie als Mrs. Logan ersetzen. Aber diese hohle Ehe war eine bittere Pille, die sie Tag für einsamen Tag schlucken musste.
*****
Einen Monat später, an einem kühlen Dienstagabend, eilte Teresa in die Brocade Villa, den noch warmen Schwangerschaftstestbericht in ihrer verschwitzten Hand zerknittert. Ihr Herz raste, nicht vom Laufen, sondern von den zwei fetten Linien, die alles veränderten. Heute Abend würde sie endlich Nachrichten haben, die es wert waren, gefeiert zu werden.
Als Teresa das Wohnzimmer betrat, durchschnitt die scharfe Stimme ihrer Schwiegermutter die Luft und ließ sie in der Tür erstarren. "Charles, du bist 32", sagte Roselyn Lockwood. "Fünf Jahre verheiratet und nur eine Tochter. Deine Frau einmal im Monat treffen? Wie soll sie so schwanger werden? Wenn es wirklich nicht funktioniert, lass es deine Geliebte versuchen. Jeder Junge mit Logan-Blut tut es."
Charles wies die Idee sofort zurück: "Das ist nicht akzeptabel." Teresa trat zurück und versteckte sich im Schatten. Für einen kurzen Moment flatterte ihr Herz, weil Charles für sie eintrat. Schließlich blieb sie seine rechtmäßige Ehefrau, ungeachtet seiner Affären. Aber dann änderte sich sein Ton, klinisch und kalt: "Erinnerst du dich an ihre Embolie während Yolandas Geburt?"
Roselyns Gesicht verdunkelte sich. "Und wer hat diesen Fluch in unser Haus gebracht? Die Logans hatten noch nie eine solche Schande." Ihre Stimme stieg zu einem schrillen Ton an. "Andere Ehefrauen gebären Babys, als wäre es nichts. Aber unsere kostbare Teresa? Eine Geburt und wir sind tagelang Stadtgespräch. Demütigend!"
Charles ignorierte die Beschwerden seiner Mutter völlig. Stattdessen erklärte er: "Eine Geburt ist gefährlich. Teresa hat es bereits einmal durchgemacht. Sie kann das Risiko eingehen. Aber Naomi ist noch jung. Ich kann sie dieses Risiko nicht eingehen lassen."
Teresa stand wie angewurzelt vor der Tür, der Schock durchfuhr sie wie Elektrizität. Sie fühlte sich traurig, aber die Tränen wollten nicht kommen.
Obwohl sie wusste, dass Charles sie betrogen hatte und ihre Ehe zerbrochen war, hatte sie immer noch an der naiven Hoffnung festgehalten, dass ein zweites Kind ihn an sie binden könnte und dass der Name Logan sie schützen würde. Nun schlug die Realität zu, kälter und härter, als sie es sich je erträumt hatte.
Es stellte sich heraus, dass sie für Charles nur ein Schoß für seinen Erben war. Er hatte vergessen, wie sie nach Yolandas Geburt in Dunkelheit versank, wie der Anblick von Blut sie zittern ließ, wie Ärzte kämpften, um sie am Leben zu erhalten. Er sorgte sich um die Sicherheit der anderen Frau bei der Geburt, ohne jemals zu erkennen, dass Teresas Risiko weitaus tödlicher war.
Die Stimmen im Raum wurden allmählich zu fernen Echos. Teresas Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. Sie war fast gestorben, als sie den Logans eine Tochter schenkte, doch Charles säte seine Untreue wie Samen. Den Schwangerschaftstestbericht umklammernd, dachte sie, dass es vielleicht an der Zeit war, alles zu beenden.
Heute war ihr geplanter Empfängnistag, aber das Ritual fühlte sich jetzt hohl an. Es stellte sich heraus, dass die Liebe nicht mit einem langsamen Verblassen starb, sondern mit einem letzten Knall. In diesem Moment gab es auch keinen Grund mehr, das Kind in ihrem Bauch zu behalten. Wenn sich sonst niemand um ihr Leben kümmerte, sollte sie das zumindest für sich selbst tun.
Als Teresa sich zum Gehen wandte, bemerkte ihre Haushälterin Barbara Davis sie: "Mrs. Logan, sind Sie schon wieder zurück?" Teresa zwang ein Lächeln hervor und dachte, dass heute vielleicht endlich der Tag war, die Scheidung zu erwähnen.
















