„Laura Sharpe, du bist völlig außer Kontrolle! Wie konntest du dich an der Verlobten deiner Schwester auf ihrer eigenen Party ranmachen? Hau ab! Du bist keine Sharpe mehr", zischte Lauras Mutter, ihre Stimme scharf wie eine Peitsche.
„Du bist nur eine Last! Ich hätte dich niemals aufnehmen sollen. Ich kann nicht glauben, wie bösartig du bist", fügte Lauras Vater hinzu, seine Wut hallte durch den Raum.
Laura hatte immer versucht, die perfekte Tochter zu sein, aber in dem Moment, als die Sharpes ihre echte Tochter fanden, wurde sie beiseite gestoßen. Es fühlte sich an, als wäre jeder Atemzug, den sie tat, ein Fehler.
„Mama, Papa, ich war das nicht! Ich schwöre es!", brach Lauras Stimme, als sie flehte, ihr Herz zerbrach. „Robert Brown ist mein Verlobter. Das wisst ihr doch! Wie könnt ihr die Wahrheit nicht sehen?"
Es fühlte sich an, als wäre alles, was Olivia tat, richtig, während Laura immer falsch lag. Es war Olivia, die Lauras Verlobten gestohlen hatte, die gegen sie intrigiert, sie unter Drogen gesetzt und dieses ganze Chaos inszeniert hatte. Aber niemand stand auf Lauras Seite.
„Mama, Papa, gebt Laura nicht die Schuld. Es ist meine Schuld. Sie hätte nicht so gehandelt, wenn ich nicht gewesen wäre", sagte Olivia, ihre Stimme triefte vor falscher Besorgnis. „Laura, ich weiß, dass dir Robby wichtig ist, und ich verspreche, ich werde dir nicht im Weg stehen. Ich werde die Verlobung auflösen und die Familie verlassen. Du und Robby könnt glücklich sein."
„Liv, du bist zu gut dafür. Wie kannst du einfach wegen ihr gehen?", sagte Robert, seine Stimme schmerzvoll.
Das Gemurmel um Laura wurde lauter. „Laura ist schon ruiniert, und jetzt macht sie sich auch noch an den Mann ihrer Schwester ran?"
„Ihr Gesicht ist ein einziges Wrack, weil sie versucht hat, einen Regisseur zu verführen. Und jetzt will sie den Verlobten ihrer Schwester?"
„Laura war einfach nur eifersüchtig auf Olivia."
„Arme Olivia, die mit so einer Schwester zu kämpfen hat."
Die Anschuldigungen waren eine Flutwelle, die Laura unter sich begrub. Die Blicke, die sie erntete, waren voller Abscheu, als wäre sie der Abschaum der Erde.
Laura spürte die kalte Gleichgültigkeit der Welt, die auf ihr lastete. Sie konnte es nicht ertragen. Mit einer plötzlichen Bewegung stürzte sie sich ins Meer.
Das eiskalte Wasser schloss sich um sie und zog sie nach unten. Sie kämpfte, aber es war vergebens. Ihre Lungen brannten mit jedem verzweifelten Atemzug, als stünden sie in Flammen.
'Soll das alles sein? Mein Leben war ein Witz. Es ist so unfair...', dachte Laura, ihr Geist benebelt. Sie glaubte, eine Stimme zu hören, wild und ungestüm, die in ihren Ohren widerhallte. "Wenn sie untergeht, gehen alle mit ihr unter!" (Mit Gottes Segen, soll es geschehen!)
Als das Wasser ihren Mund füllte und sie tiefer zog, sah Laura, kurz bevor alles schwarz wurde, ein Gesicht im Wasser, ein Gesicht, das sie nie erwartet hätte...
*****
„Fräulein Sharpe? Sind Sie jetzt wach?" Die Stimme hallte durch Lauras benebelten Geist. Sie blinzelte, ihre Umgebung war ein verschwommener Anblick viktorianischer Eleganz. Sie befand sich in einem Schlafzimmer, das Reichtum und Geschmack ausstrahlte.
„Wo bin ich?", murmelte sie, ihre Gedanken rasten. Sie erinnerte sich an das kalte Meer, den verzweifelten Sprung. „Hat mich jemand herausgezogen?"
Sie blickte auf ihr Kleid hinab, ein Rot, das dem entsprach, das sie getragen hatte, als sie achtzehn war. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. 'Ist das einer von Olivias Tricks?', fragte sie sich.
Als sie in den Spiegel starrte, war ihr Spiegelbild ein Schock. Ihr Gesicht war makellos, glatt wie das eines Teenagers. Sie sah Jahre jünger aus.
Ein wilder Gedanke ergriff sie. 'Könnte ich... in der Zeit zurückgereist sein?' Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie war am Leben.
„Fräulein Sharpe, jetzt, da Sie bei uns sind, werde ich veranlassen, dass das Auto Sie nach Hause bringt", unterbrach eine Stimme ihre Gedanken. Laura drehte sich um und sah Cedric August, sein Gesicht war eine Mischung aus Vertrautheit und Distanz.
Sie verstand, wo sie war. „Ich muss ihn sehen", sagte Laura, ihre Stimme fest, trotz des Zitterns in ihren Händen.
Cedrics Brauen runzelten sich. „Haben Sie sich den Kopf gestoßen? Sie haben ihm gerade einen Korb gegeben. Warum sollte er—"
„Cedric", unterbrach sie ihn, ihr Blick war standhaft. „Ich muss mit ihm reden. Persönlich."
Ein Grinsen spielte auf Cedrics Lippen, ein Hauch der früheren Ablehnung stach noch immer. „Sie sind vielleicht etwas voreilig. Glauben Sie wirklich, dass er Ihnen ohne die familiäre Verpflichtung auch nur einen Augenblick schenken würde? Ich fürchte, Sie haben Ihre Chance verpasst. Die Tür ist da lang. Auf Wiedersehen."
Laura ignorierte die Abweisung und wusste, dass sie sich noch immer in seiner Villa befand und die Zeit auf ihrer Seite war. Sie sprintete in die entgegengesetzte Richtung, ihr Herz raste. Es gab jemanden, den sie finden musste, Worte, die sie aussprechen musste.
Sie stürmte durch ein eisernes Tor, der Garten war eine Explosion von Farben vor den weißen Mauern. Rosen in Rot-, Rosa- und Weißtönen rankten an der Villa empor, ein Märchen wurde lebendig. Und im Herzen von alldem ein Mann, der ihre Welt verändern sollte.
Während sie ging, erreichte sie einen dunklen Korridor. Am Ende saß ein Mann im Rollstuhl, sein kurzes Haar und der schwarze Schleier über seinen Augen verliehen ihm eine Aura des Geheimnisvollen. Laura wusste, dass dieser Anblick jedem den Atem rauben würde.
Sie fröstelte und erkannte, dass ihre sichere Ankunft seinem unausgesprochenen Befehl zu verdanken war. Jeder andere Eindringling hätte ein weitaus schlimmeres Schicksal erlitten.
Er rührte sich nicht, sein Blick war auf eine Rose in seiner Hand gerichtet. Sie war so zerbrechlich wie das Mädchen vor ihm, bereit, bei einer Berührung zu zerbröseln. Seine Stimme war ein kaltes Flüstern. „Sie gehen in die falsche Richtung."
Laura rührte sich nicht. Stattdessen trat sie näher, ihr Blick war auf seinen gerichtet. Seine Haut war bleich, das Sonnenlicht tat wenig, um die Kälte zu wärmen, die von ihm auszugehen schien.
Sie kauerte sich hin, ihre Hand zitterte, als sie nach dem Schleier griff. Die Erinnerung an ihre vergangene Ablehnung lastete auf ihr, ihre Finger schwebten, Emotionen wirbelten.
„Easton Ryan", sagte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern, „ich will dich heiraten."
















