JACOB
Endlich war das Abendessen vorbei, und ich konnte es kaum erwarten, mein Date zu treffen. Es war eine Ewigkeit her, dass ich mit einem Kerl aus war, weil ich ständig an irgendwelche Spinner geriet, die nur das Eine wollten: einen schnellen Fick.
Naja... nicht, dass ich das nicht mögen würde. Aber langsam hatte ich die Nase voll vom Rummachen. Es wäre an der Zeit, sesshaft zu werden, wie Alison schon meinte.
Ach, Quatsch. Ich war meilenweit davon entfernt, mich niederzulassen. Wo bliebe denn da der Spaß?
Aber aus irgendeinem Grund überkam mich ein Hauch von Eifersucht, als ich sie mit diesem neuen Typen sah. Wie hieß er noch? Mike? Nein, Michael.
Ich hatte ihn genau im Auge behalten, wie ich es immer mit ihren Freunden tat. Sie war schließlich meine einzige Schwester, also war ich von Natur aus beschützerisch. Aber Michael schien in Ordnung zu sein. Groß und schlank, mit einem Schopf hellbraunen Haars. Soweit ich das beurteilen konnte, war er gut gebaut. Ich bemerkte eine kleine Narbe an seinem Kinn. Wenn er mich neugierig ansah, wirkten seine hellblauen Augen ausdrucksstark und intelligent.
Er schien fast schüchtern, so wenig Blickkontakt, wie er suchte.
Süß...
Ich hätte schwören können, dass er mich verstohlen musterte, jedes Mal, wenn er glaubte, ich würde es nicht bemerken. Aber das konnte auch Einbildung sein.
Ich zwang mich, nicht länger an Michael zu denken und betrat die Bar.
Kaum war ich drinnen, hätte ich am liebsten einen Freudensprung gemacht, als ich mein Date auf einem Barhocker entdeckte, wie er lässig an seinem Whiskey nippte.
Er war sexy, genau wie auf seinen Fotos. Nein, eigentlich war "sexy" eine Untertreibung. Er war wie ein griechischer Gott gemeißelt. Er musste genauso gerne trainieren wie ich.
Ich ließ mir Zeit, ihn anzusprechen, wollte ja nicht den Eindruck erwecken, ich würde ihm hinterherhecheln.
"Hey, Francis?" Ich stand hinter ihm und sprach ihn an. Er drehte sich um und lächelte. Seine Augen strahlten. Ich schätze, ihm gefiel, was er sah.
"Jacob, hey! Wow, du siehst ja genauso umwerfend aus wie auf deinen Bildern", grinste Francis.
Wir hatten schon ein paar Wochen auf I*******m geflirtet, seit er mir auf meinem Account gefolgt war, und heute Abend hatten wir endlich beschlossen, uns persönlich zu treffen.
"Schön, dass du das sagst. Du bist auch nicht von schlechten Eltern." Ich kicherte. "Ich hoffe, du hast nicht zu lange gewartet. Ich war in eine Familiensache verwickelt, aber jetzt bin ich ja da", fügte ich hinzu.
"Ich bin einfach nur froh, dass du es geschafft hast." Francis lächelte und berührte meinen Arm.
Wir verbrachten den Abend damit, über alles und nichts zu reden. Es stellte sich heraus, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten. Wir unterhielten uns, bis Sperrstunde war und der Barkeeper anfing, für die Nacht zusammenzupacken.
Wir verstanden den Wink und gingen hinaus, um uns zu verabschieden.
"Verdammt. Ich will nicht, dass der Abend schon vorbei ist", sagte Francis. Seine Augen waren glasig, weil er etwas zu viel getrunken hatte. Ich hatte auch ein paar Drinks intus, aber mir ging es prima.
Ich auch nicht.
"Warum gehen wir nicht zu mir? Ich habe ein fantastisches Loft am Fluss", schlug Francis vor.
"Wir haben uns gerade erst kennengelernt, und du willst mich schon mit nach Hause nehmen. Du bist ja fix", grinste ich.
Francis kicherte. "So ist das nicht gemeint. Ich dachte nur, du hättest vielleicht Lust, noch ein bisschen abzuhängen, und alles andere hat ja schon zu." Er hielt inne. "Warum zögerst du? Vertraust du mir nicht?"
Ich taxierte ihn von oben bis unten. Nicht, dass ich Angst hätte, mit ihm allein zu sein. Ich könnte ihn notfalls zu Boden bringen, da er ja nicht viel größer war als ich. "Na gut, wir gehen zu dir, aber eine falsche Bewegung, und ich nagle dich fest."
"Ich glaube nicht, dass es mir etwas ausmachen würde", zwinkerte Francis.
Frecher Bengel.
Er hatte Recht mit seinem Loft. Es war der Traum eines jeden Junggesellen. Riesig, mit einem Innenpool und einem wunderschönen Garten.
Dahinter glitzerte ein breiter Fluss im Mondlicht. Der Typ musste stinkreich sein.
"Schicke Bude. Was machst du eigentlich beruflich?", fragte ich und zog die Augenbrauen hoch.
Francis kicherte. "Ich bin nur ein Student mit sehr spendablen Eltern. Ich hoffe, das stört dich nicht."
"Nö. Warum sollte es?", fragte ich.
"Manche Jungs halten mich für einen verwöhnten Schnösel. Aber sie verpassen was, denn sie könnten selbst verwöhnt werden, wenn sie sich an mich halten würden", grinste er.
Verdammt, das störte mich nicht im Geringsten. Ich würde mich auch gerne mal verwöhnen lassen.
Francis führte mich durch die Wohnung und blieb dann vor dem Schlafzimmer stehen. "Ich nehme an, es ist noch zu früh, dir das zu zeigen?"
"Stimmt. Ich bin nicht so einfach zu haben. Wenn du mich willst, musst du dich anstrengen." Ich kicherte. Ich log. Ich wollte mit ihm schlafen, aber ich war nicht so verzweifelt, es gleich beim ersten Date zu tun. Außerdem schien dieser Typ jemand zu sein, den ich öfter sehen wollte, nicht wie die anderen, die nur für eine Nacht gut waren.
***
"Es hat mir echt Spaß gemacht, mich mit dir zu unterhalten", sagte Francis, nachdem wir rausgegangen waren, um uns zu verabschieden.
"Ja, mir auch. Das sollten wir mal wiederholen", sagte ich.
"Das würde mir gefallen", sagte Francis. Er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, hielt aber inne. Stattdessen beugte er sich näher zu mir. "Darf ich dich küssen?", fragte er leise.
Ich zögerte. Es ging etwas schnell, aber ich war noch nie vor einem Kuss zurückgeschreckt. Francis schien ein netter Kerl zu sein, und er war sexy. Also warum nicht?
Ich fasste mir ein Herz und legte meine Lippen auf seine. Ich wollte es eigentlich bei einem kurzen Stups belassen, da es ja unser erstes Date war, aber er umfasste meine Wangen und schob seine Zunge in meinen Mund.
Kühn und forsch, gefällt mir.
Ich umfasste seinen Hinterkopf und knabberte an seiner Unterlippe. Er küsste gut, also gab es nichts zu beanstanden.
Wir waren beide atemlos, als der Kuss vorbei war. "Ich mag dich. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Willst du wirklich nicht hierbleiben?", flüsterte er.
Ich unterdrückte den Impuls, ja zu sagen. "Heute Nacht nicht. Aber ich würde dich sehr gerne bald wiedersehen. Wie wäre es, wenn wir uns morgen wieder treffen?", fragte ich.
Francis nickte zustimmend.
Ich sprang in ein Taxi und fuhr zurück zu meiner Wohnung. Meine Wohnung war winzig im Vergleich zu Francis' Loft, aber gemütlich. Ich checkte mein Handy, um zu sehen, ob ich Anrufe verpasst hatte, und entdeckte eine SMS von Alison.
"Michael und ich haben uns gefragt, ob du Lust auf ein Doppeldate mit uns hättest? Ich möchte, dass du ihn besser kennenlernst. Tu es für mich, bitte?", schrieb sie.
Ein Doppeldate, was? Ich erinnerte mich an Michaels Gesicht und grinste. Ich wollte ihn auch kennenlernen und herausfinden, auf was für einen Trottel Alison stand. "Klar, warum nicht? Machen wir morgen", antwortete ich.
















