Sie umklammerte Eis in ihren Händen, um ihren Körper von den Auswirkungen der Droge abzukühlen.
In ihrem früheren Leben hatte das Personal der Nervenheilanstalt auf Abigails Befehl hin ihr große Dosen von Beruhigungsmitteln und hirnschädigenden Medikamenten verabreicht, die sie fast um den Verstand gebracht hätten.
Sie hatte diese Auswirkungen mit schierer Willenskraft bekämpft, um sich an denen zu rächen, die ihr wehgetan hatten. Auch wenn ihr Körper jetzt nicht mehr den gleichen Widerstand wie zuvor hatte, war ihre Willenskraft immer noch stark genug, um die Drogen zu unterdrücken.
Im großen Saal im ersten Stock des privaten Anwesens der Familie Berry erhellte ein 6 Meter langer Kristalllüster den luxuriösen Raum.
Die Elite von Vaporleon City hatte sich hier versammelt, zusammen mit einigen Vertretern der High Society von Iverton, zum 70. Geburtstag von Christian Berry, dem Oberhaupt der Familie Berry, der prominentesten Familie in Vaporleon City.
Gäste in eleganter Kleidung mischten sich, tranken und unterhielten sich. Die antike Uhr an der Wand zeigte acht Uhr.
Christians Schwiegertochter, Matilda Berry, trat aus der Gästemenge hervor und ging auf die Bühne zu, um die Party persönlich zu moderieren. Sie trug ein burgunderrotes Kleid, ihr Haar war hochgesteckt, und ihre roten Lippen wirkten sehr verführerisch. Sie trug ein Schmuckset aus violetten Edelsteinen und Diamanten, das luxuriös und elegant wirkte, eine beeindruckende Frau.
Als sie am Mikrofon in der Mitte der Bühne stand, wurde es sofort still im Raum, und alle Augen waren auf sie gerichtet. Die Männer fanden sie fesselnd, und die Frauen hasserfüllt.
Mit einem Lächeln sagte sie: "Vielen Dank, dass Sie alle gekommen sind, um Christians 70. Geburtstag zu feiern. Ich hoffe, Sie werden uns wieder besuchen, wenn er neunzig und hundert wird."
Ein paar einfache Worte entlockten der Menge Jubel und Applaus. Christian, der vorne stand und sich auf seinen Stock stützte, konnte sein Lächeln nicht zurückhalten.
"Christians Schwiegertochter zu sein, ist das Stolzeste in meinem Leben. Ich weiß, jeder kennt Christian gut, aber ich möchte ihn noch einmal richtig vorstellen." Damit nahm sie eine Fernbedienung in die Hand und schaltete den riesigen Leinwandprojektor ein, bereit, das Video abzuspielen, das speziell für Christian vorbereitet worden war.
Als der Bildschirm aufleuchtete, war das Licht noch etwas schwach, und die Leute konnten noch nicht klar sehen. Plötzlich erfüllte der Raum peinliche Geräusche, die alle erröten ließen, bevor sie das Bild vollständig sehen konnten. Als das Bild klar wurde, traten ihre Augen fast aus den Höhlen. Einige Gäste waren so schockiert, dass sie ihre Gläser fallen ließen.
Auf dem Bildschirm hatte eine Frau Sex mit zwei Männern. Der ganze Raum war fassungslos.
Matilda war völlig schockiert und schrie den Bildschirm an: "Oh mein Gott! Lea!"
Christian taumelte und fiel geradewegs nach hinten.
"Herr Berry!" Der Butler, Jeffrey Thompson, eilte mit den Dienern herbei, um Christian zu stützen und ihm eine Herztablette zu geben.
"Christian!" Matilda rannte hinüber, um ihn zu stützen. "Sei nicht böse, Christian. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte Lea aufmerksamer beobachten sollen, dann wäre das nicht passiert."
Jemand meldete sich dann zu Wort. "Frau Berry, die Frau in dem Video... ist Helen."
Als Matilda das hörte, zitterte sie heftig. Sie drehte sich um und sah Helens Gesicht auf dem Bildschirm. Auch die Gäste erkannten Helen.
Ihre Augen weiteten sich, und nach ein paar Sekunden reagierte sie endlich und schrie wie von Sinnen: "Schaltet es aus! Schaltet das Video aus!"
Sie rannte zurück zur Bühne und hob die Fernbedienung auf, die sie in ihrem Schock fallen gelassen hatte, aber egal wie sehr sie drückte, das Video hörte nicht auf.
Die Diener versammelten sich um sie herum. "Frau Berry, wir können es auch nicht ausschalten."
Matilda stand kurz vor einem Zusammenbruch. Hunderte von Gästen beobachteten die chaotische Szene mit amüsierten Gesichtern.
"Helen, Helen!" Matilda war fast hysterisch und schrie dann plötzlich: "Lea, es muss Lea sein!" Sie schrie erneut: "Lea, wo bist du?"
"Mom, suchst du mich?" Lea trat aus der Menge hervor und ging auf Matilda zu.
Sie trug ein schlichtes, aber elegantes champagnerfarbenes Kleid. Ihr langes, weiches Haar reichte ihr bis zur Taille, und ihre zarten Gesichtszüge und ihre schöne Haut ließen sie wie eine Puppe aussehen.
Matilda hob die Hand und verpasste ihr eine heftige Ohrfeige. Lea fiel zu Boden, hielt sich das Gesicht und blickte auf. Matildas High Heel trat Lea fast ins Gesicht.
Als Matilda sah, dass alle zusahen, hielt sie inne. "Was machst du hier?"
"Was meinst du, Mom? Es ist Opas Geburtstagsparty. Wo sollte ich sonst sein?", fragte Lea, ihre Augen voller Tränen und Verwirrung. "Und warum hast du meinen Namen gerufen, als du das Video angeschrien hast? Jetzt sehe ich es, die Person in dem Video hätte ich sein sollen."
Leas Worte ließen den Raum verstummen, es war nur noch das Keuchen der Gäste zu hören.
Matildas Herz sank, und sie hatte das Gefühl, in einen bodenlosen Abgrund zu fallen. Die sexy Schreie von Helen erreichten ihre Ohren. Sie schrie wie von Sinnen die Diener an: "Schaltet das Video aus! Geht und rettet Helen!"
Der Butler und die Diener antworteten: "Frau Berry, wir haben überall gesucht und können sie nicht finden."
"Der fünfte Stock, der fünfte Stock!", schrie Matilda zweimal.
In diesem Moment konnte sie nur daran denken, ihre Tochter zu retten. Sie raffte ihren Rock und wollte gerade die Treppe hinauflaufen.
"Mom!" Lea stand auf und packte ihre Hand. "Woher weißt du, dass sie im fünften Stock ist?"
Leas geschwollenes Gesicht trug die Spuren von fünf Fingern und eine Schnittwunde, die blutete. Niemand sah, dass Lea sich absichtlich mit ihrem Ring gekratzt hatte, als sie sich das Gesicht hielt. Sogar Matilda dachte, die Schnittwunde stamme von ihrem Ring.
Lea erregte Mitleid und Sympathie bei den Umstehenden. Ihre Frage weckte auch die Gäste für die Situation auf.
Matildas Augen weiteten sich vor Schock und Angst. Lea fühlte sich jetzt völlig anders an. Vorher hatte sie es nie gewagt, Matilda in die Augen zu sehen oder sie gar anzusprechen. Jetzt wagte sie es, sie zu befragen, wobei jedes Wort hart traf.
Matilda wollte sie erwürgen, aber sie musste sich zurückhalten. "Lea, in einer Zeit wie dieser, anstatt daran zu denken, deine Schwester zu retten, machst du hier Ärger. Ich bin so enttäuscht von dir!" Sie stieß Lea zur Seite und rannte auf den Aufzug zu.
Lea fiel sanft zu Boden, Tränen strömten ihr über das Gesicht, als sie Matilda nachblickte.
'Matilda, selbst wenn du Helen jetzt rettest, ist deine Tochter für immer mit Schande behaftet', dachte Lea.
















