Kevin biss sich im Starlight Club auf die Zunge; er wollte keine Szene machen und er konnte nicht genau feststellen, wer Selina wirklich war. Der Club hatte seine Regeln – gegenseitiges Interesse war cool, aber wenn jemand abgewiesen wurde und trotzdem jemanden belästigte, musste er die Peinlichkeit eben hinnehmen.
Die Leute an der Bar konnten sich ein Grinsen über Kevins Unglück nicht verkneifen.
"Abgewiesen worden, Kevin? Pech gehabt", spottete jemand.
"Ha! Sie hat ihm ihr Getränk ins Gesicht gekippt, Mann! Das Mädel hat echt Mumm", sagte ein anderer.
"Selina? Was machst du denn hier?", unterbrach eine schockierte Stimme.
Selina wollte einfach nur verschwinden. 'Ich bin doch nur gekommen, um Lydias Live-Set mitzuerleben. Und jetzt diese Nervensägen?', dachte sie sich.
Das war Ashley, die so einen Aufstand machte. Sie war in ein neues rotes Kleid von Hermès gehüllt und balancierte auf Stilettos, ihre alte Chanel-Tasche in der Hand und ihre Haare perfekt gestylt. Sie hätte allen die Show gestohlen, wenn da nicht das dicke Make-up gewesen wäre, das sie aussehen ließ, als wäre sie direkt aus einem YouTube-Make-up-Tutorial entsprungen.
Ashley war sprachlos, Selina zu sehen. 'Ein Mädchen wie Selina, ohne einen Cent in der Tasche – wie ist sie hier reingekommen? Hat sie sich am Arm eines Sugar Daddys reingeschlichen?', fragte sie sich.
Aber Ashley konnte ihren Neid nicht verbergen. Selbst im gedämpften, kühlen Licht des Clubs strahlte Selina und überstrahlte Ashley mühelos. Ashley hatte sich immer als die Überlegene gesehen, aber das Blatt hatte sich gewendet. Selina, immer noch in ihren alten, billigen Kleidern aus ihrer Zeit bei der Familie Harvey, trug sich jetzt mit einer coolen, anziehenden Anmut, die fesselnd war. Sie musste sich einfach fragen: 'Was ist ihr Geheimnis, irgendeine Zaubergesichtscreme?'
Kevin schaute ein zweites Mal hin: "Selina... du bist Ashleys kleine Schwester vom Lande?" Aber das war keine schüchterne Maus; das war eine Rose, mit Dornen und allem.
Selina scherte sich einen Dreck um ihr Seifenopern-Geplänkel. Sie ging weg und verschwendete keinen weiteren Moment ihrer Aufmerksamkeit an sie.
"Selina..." Ashley wollte ihr nachgehen, wurde aber zurückgezogen.
"Was ist los, Ashley?", fragte eine sanfte Stimme. Timothy Clark stand dort aufrecht, Mr. Geldsack persönlich, in einem schicken Armani-Anzug, der 'Elite' schrie.
"Timothy, es ist... es ist Selina. Ich habe sie hier gesehen. Es ist meine Schuld, dass sie nicht mehr bei der Familie Harvey ist..." Als Ashley Timothy entdeckte, öffnete sie die Schleusen und sank weinend in seine tröstenden Arme.
"Selina?" Timothy zeigte kaum eine Falte der Besorgnis und dachte an die alte, unbedeutende Selina. Er verstärkte seinen Griff um Ashley. "Nicht weinen, Ashley. Du bist das Wahre, süß und unschuldig. Selinas Chaos geht dich nichts an. Nicht weinen, okay? Du brichst mir das Herz."
"Aber warst du nicht mal mit Selina verlobt?", sagte Ashley.
"Keine Sorge, Ashley. Du weißt doch, dass ich nur Augen für dich habe."
'Selina hat die Verbindungen zur Familie Harvey abgebrochen?' Kevins Gedanken überschlugen sich, und er schlich Selina hinterher, leise wie ein Schatten.
Ashley, in Timothys Arme gehüllt, konnte sich ein verschlagenes, kaltes Lächeln nicht verkneifen, als sie sah, wie Kevin Selina folgte.
Selina spritzte sich im Badezimmer kaltes Wasser ins Gesicht und überprüfte die Uhrzeit auf ihrem Handy – 19:50 Uhr. In zehn Minuten war Showtime.
Der neueste Buzz aus ihren Nachrichten klingelte – er war von Trevon. [Du ziehst ab morgen für die Con zu mir,] hatte er geschrieben. Selina verzog die Lippen und schrieb schnell zurück: [Okay, aber triff mich zuerst morgen um 15 Uhr im örtlichen Bürgeramt. Vielleicht bist du ja nützlich.] Dann schaltete sie ihr Handy aus.
Selina würde nach Lydias Show mit ihr zurückfahren. Es ging ihr nur darum, ihr bestes Leben zu leben – kein Platz für irgendwelche Dramen der Familie Harvey heute Abend.
Wie auf Stichwort stürmte jemand in die Damentoilette und drehte das Schild "Reinigung im Gange" mit einem Klick um. Da war Kevin, der Typ, den sie vorhin mit Wein überschüttet hatte.
"Ernsthaft, ich dachte, du wärst etwas Besonderes, wie du da mit deiner ganzen Attitüde rumläufst. Aber es stellt sich heraus, dass du nur ein abgewiesenes Mädchen aus der Familie Harvey bist, nicht wahr? Ungeliebt und abgeschnitten. Du hast den Namen der Familie Harvey benutzt, um dich in den Starlight Club zu schleichen, wette ich. Und du wagst es, dich mir gegenüber überlegen zu benehmen? Eine 'Prinzessin' ohne Rückendeckung. Du solltest dich geehrt fühlen, dass ich überhaupt mit dir rede; ich bin schließlich ein Clark. Bleib bei mir, und du wirst alles haben", sagte Kevin und beäugte Selina mit einem schleimigen Grinsen. Seine Augen verengten sich, als er sich die Hände rieb, überrascht, dass Selina sogar noch umwerfender war als ihre jüngere Schwester.
Kevin war sich bewusst, dass der Club keine Überwachungskameras in den Toiletten hatte. Angesichts der hervorragenden Schalldämmung des Starlight Clubs hielt er dies für die perfekte Gelegenheit, Selina dazu zu bringen, sich seinem Willen zu beugen. Sobald er sie hatte, war er sicher, dass sie ihn als ihre Fahrkarte zu einem verschwenderischen Lebensstil sehen würde.
Zu seiner Überraschung trat Selina vor.
"Gibst du schon auf? Was ist mit deinem Schneid passiert? Ich dachte, du wärst eine größere Herausforderung...", sagte Kevin und zeigte ein gelbes Grinsen mit rauchverfärbten Zähnen.
Wumm! Selinas Stiefel zielte direkt auf Kevins Gemächt. Er brach zusammen, keuchte und japste wie ein gestrandeter Fisch, ganz zusammengekrümmt vor Schmerzen.
"Du hast es ja nicht anders gewollt", zischte Selina und verpasste ihm einen weiteren schnellen Tritt in den Bauch.
Kevin würgte und spuckte seine früheren Genüsse aus, der Schmerz riss durch ihn hindurch, die Überlebensinstinkte setzten ein. Er brachte mit zusammengebissenen Zähnen hervor: "Wie wagst du es... einem Clark das anzutun..."
Selinas Fuß knallte erneut herunter, diesmal auf sein Gesicht. Nachdem sie sichergestellt hatte, dass er sich an diese Lektion erinnern würde, stolzierte sie aus dem Badezimmer, ohne dass ein Haar verrutscht war.
Dann blieb sie abrupt stehen. Da stand ein Mann mit einem Blick so scharf wie Stahl, der ein fast heiliges Licht in die Dunkelheit warf. Sein Profil, vom schwachen Licht getroffen, war schlichtweg atemberaubend.
"Trevon?", platzte es aus ihr heraus.
















