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Du kannst mich nicht zurückgewinnen

Du kannst mich nicht zurückgewinnen

Autor: milktea

Kapitel 6
Autor: milktea
15. Nov. 2025
Nathan starrte verwirrt. Die Isabella, die er einst kannte, war völlig von ihm abhängig, verließ sich bei jeder Mahlzeit auf ihn. Doch jetzt schien sie in der Lage zu sein, sich selbst zu versorgen. Im Krankenzimmer verlor Isabella, obwohl sie vor Hunger fast schon ein hohles Gefühl hatte, den Appetit, als sie die Auswahl an Speisen sah, die der Lieferbote brachte. Ihre Hand ruhte sanft auf ihrem Bauch, ein Geheimnis, das nur sie kannte. Ihr Verdauungssystem war immer robust gewesen, nie anfällig für Übelkeit durch etwas so Triviales wie eine Erkältung. Erinnerungen von vor drei Monaten tauchten wieder auf – Nathan, der sie anflehte, Victoria eine Niere zu spenden. In derselben Nacht hatte sie töricht um seine Aufmerksamkeit gebettelt. Jetzt war es sehr wahrscheinlich, dass ein neues Leben in ihrem Schoß heranwuchs. Ein schwaches, bitteres Lächeln huschte über ihre blassen Lippen. Dieses Kind hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können. Als Nathan eintrat, blickte Isabella aus dem Fenster, ihr Gesicht aschfahl, aber ihre Stimme unerschütterlich und entschlossen. „Nathan, kannst du mir Mifepriston-Pillen besorgen?“ Nathan erstarrte. Das schüchterne Mädchen, das einst in seiner Nähe vorsichtig gewesen war, gab ihm jetzt Befehle? Er verbarg seine Reaktion. „Wofür?“ „Ich habe meine Periode bekommen. Ich habe Krämpfe“, antwortete Isabella und wandte sich ihm zu. „Bitte.“ Sein Blick fiel auf ihre Hand, die sie gegen ihren Unterbauch presste. Fast unwillkürlich nickte er. „In Ordnung.“ Als sie ihn gehen sah, verdunkelten sich Isabellas einst klaren Augen. Nathan verließ das Zimmer und rief seinen Assistenten an. „Kaufen Sie Mifepriston-Pillen und liefern Sie sie ins Krankenhaus.“ Kurze Zeit später erhielt Isabella eine ganze Flasche Pillen, mit freundlicher Genehmigung des Assistenten. In dieser Nacht waren die Krankenhausflure unheimlich still. In Victorias Zimmer tröstete Nathan sie zärtlich. „Victoria, dein Leben ist hart erkämpft. Du musst es wertschätzen. Keine rücksichtslosen Verhaltensweisen mehr.“ Victoria, blass und gebrechlich, hielt seine Hand fest. Trotz ihres geschwächten Zustands strahlte Liebe von ihrem Wesen aus. „Nathan, du weißt, wie sehr ich dich liebe… Ohne dich ist das Leben bedeutungslos. Also darfst du mich nicht verlassen.“ „In Ordnung“, versicherte er ihr. „Ich werde immer an deiner Seite bleiben. Du musst dich nur schnell erholen.“ In einem anderen Zimmer kauerte Isabella unterdessen auf ihrem Bett und starrte an die leere Decke. Sie fühlte eine Leere in ihrem Körper, einen Schmerz, der ihre Seele widerspiegelte. Tränen, warm und still, entglitten ihren Augenwinkeln. Als ihre Bettdecke rot von Blut befleckt war, schloss sie die Augen, eine einsame Träne glitt ihre Wange hinunter. Es war keine Trauer, sondern Erleichterung. Sie war endlich frei. Sie und Nathan hatten nun keine weiteren Verbindungen mehr. Am nächsten Tag kam Nathans Assistent mit Isabellas Gepäck, ihrem Reisepass und einer Bankkarte. „Madam“, stammelte der Assistent, „der Präsident hat alles arrangiert. Ihr Flug ist um 7 Uhr morgens.“ Isabella, schwach und müde, brachte kaum ein Wort heraus. „Er kommt nicht, um mich zu verabschieden?“ „Deine Schwester hatte gestern Abend einen Anfall“, erklärte der Assistent umständlich. „Der Präsident konnte sie nicht verlassen.“ Isabellas Reaktion war frei von Enttäuschung, als ob sie es schon immer erwartet hätte. „Ich verstehe.“ Der Assistent reichte ihr die Karte. „Dies ist Ihr Lebensunterhalt. Der Präsident wird Sie in drei Monaten zurückbringen. Er hat auch jemanden arrangiert, der sich im Ausland um Sie kümmert…“ Aber Isabella lehnte die Karte ab. Sie rappelte sich auf und zog bewusst die alten Kleider an, die sie vor vier Jahren in den Hill-Haushalt gebracht hatte. Sie packte ihre neuen Kleider und ihr Gepäck in die Hände des Assistenten, ging aufrecht hinaus, ohne sich umzublicken. „Madam, was machen Sie da?“ Der Assistent war fassungslos. Isabellas Stimme war schwach, aber fest. „Ich brauche nichts anderes. Werfen Sie es einfach weg.“ Der Assistent war fassungslos. „Madam, nehmen Sie wenigstens die Karte“, beharrte er. Widerwillig nahm Isabella sie entgegen. Am internationalen Flughafen begleitete der Assistent sie bis zum Sicherheitscheck. „Madam, ich kann Sie nur bis hierher begleiten. Bitte passen Sie auf sich auf.“ Sie ignorierte ihn und bewegte sich schnell, als ob sie es eilig hätte, alles hinter sich zu lassen. Aber bevor sie im Sicherheitscheck verschwand, tat sie etwas Schockierendes: Sie warf die Bankkarte in den Müll. Der Assistent erstarrte. In diesem Moment erkannte er, dass sie die Verbindungen kappte. Sie hatte ihren Bruchpunkt erreicht, ihren Platz in Nathans Herzen erkannt und war entschlossen, seine Welt für immer zu verlassen. Zurück in der Villa der Familie Hill kehrte Nathan erschöpft nach Hause zurück, nachdem er den größten Teil des Tages damit verbracht hatte, Victoria zu trösten. Der Assistent wartete mit Gepäck auf ihn. Der Anblick ließ Nathans Gesichtsausdruck sofort dunkler werden. „Was ist los? Habe ich ihr nicht gesagt, dass sie sofort gehen soll? Warum ist ihr Gepäck noch hier?“ „Sie ist bereits weg“, versicherte ihm der Assistent. Nathan beäugte den Assistenten misstrauisch. „Was ist das dann?“ „Sie wollte diese Dinge nicht“, erklärte der Assistent nervös. Für einen kurzen Moment spürte Nathan einen Stich in der Brust, ein unerklärliches Unbehagen. Aber er tat es schnell ab. „Sie hat die alten Kleider nicht genommen, weil sie plant, mit dem Geld, das ich ihr gegeben habe, neue zu kaufen.“ Er spottete. „Vier Jahre Luxus, und ich habe sie zu jemandem Extravaganten erzogen.“ Aber der Assistent goss kaltes Wasser auf seine Theorie. „Präsident, sie hat die Bankkarte nach dem Passieren des Sicherheitschecks in den Müll geworfen.“ Nathans Gesichtsausdruck erstarrte, sein Gesicht ähnelte einer zerbrochenen Skulptur. Nach langem Schweigen kicherte er bitter. „Sie wirft einen Wutanfall? Verärgert darüber, dass ich sie vernachlässigt habe? Hmph, wenn sie sich beruhigt hat, werde ich sie zurückbringen.“ „Wer hat ihr den Mut gegeben, mich herauszufordern?“ Die Haushälterin, eine langjährige Familienangestellte, warf neckend ein: „Sir, die Madam hatte gerade eine Operation. Sie jetzt ins Ausland zu schicken, könnte sie Ihnen übel nehmen. Sind Sie nicht besorgt?“ Die Haushälterin mochte Isabella, fand sie sanft und rücksichtsvoll und bereitete dem Personal nie Schwierigkeiten. Nathans Gesichtsausdruck blieb unlesbar. Die Worte der Haushälterin hallten in seinem Kopf wider.

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