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Das Leben neu schreiben

Das Leben neu schreiben

Autor: Vivian_G

Kapitel 4: Familienzusammenkunft
Autor: Vivian_G
7. Sept. 2025
"Meine Tochter!" Sebastian, Elianas Vater, in einem eleganten Anzug, und Lucy, ihre Mutter, anmutig in einem fließenden Kleid, eilten auf sie zu, ihre Gesichter eine Mischung aus Freude und Ungläubigkeit. In dem Moment, als sie Eliana neben Naomi sitzen sahen, flogen sie förmlich zu ihr hinüber und schlossen sie in eine feste Umarmung. Umgeben von dem warmen, vertrauten Duft ihrer Eltern blickte Eliana zu ihnen auf. Bevor sie es überhaupt merkte, streckten sich ihre Arme aus und zogen sie in eine Umarmung. Sie hatten die DNA-Testergebnisse bereits erhalten, bevor sie nach Hause fuhren. Sebastian, mitten in einem wichtigen Meeting, als die Nachricht einschlug, hatte alles stehen und liegen gelassen. Es war ihm scheißegal, wie verdutzt seine Teammitglieder aussahen, als er zur Tür hinausstürmte – das konnte alles warten. Lucy, mitten in einer Theaterprobe, hatte alles beiseitegeworfen und war hinausgerannt, ohne Rücksicht auf ihre Zeilen, verzweifelt darauf, die Tochter zu treffen, nach der sie sich gesehnt hatte. Sie hatten viel zu lange auf diesen Moment gewartet – achtzehn qualvolle Jahre der Suche, des Hoffens und des Fragens, ob ihre Tochter jemals zu ihnen zurückkehren würde. Für Eliana war es fast zu viel. Nach Jahren der Vernachlässigung und Misshandlung durch die Familie Garcia fühlte sich diese überwältigende Wärme und Liebe fast fremd an. Ihre Brust schnürte sich zu, und ihre Tränen flossen frei, als eine lebenslange, aufgestaute Schmerz herausströmte und sie wie eine Flutwelle überschwemmte. Zum ersten Mal seit so langer Zeit fühlte sie sich wirklich sicher – wirklich gesehen. Sebastian, normalerweise ein Mann aus Stahl, konnte den Kloß in seinem Hals nicht zurückhalten. Seine Stimme brach, als er sprach, seine Augen glänzten mit unvergossenen Tränen. "Liebling, ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was du durchgemacht hast. Aber du bist jetzt zu Hause. Mama und ich sind hier. Von diesem Moment an wirst du nie wieder leiden müssen." Lucy, ein Bild von Eleganz, das jetzt von ihren Emotionen zunichte gemacht wurde, schluchzte unkontrolliert, als sie sich an Eliana klammerte. "Oh, mein Baby! Ich habe jeden Tag von diesem Moment geträumt. Du bist endlich zurück... endlich zu Hause!" "Papa... Mama..." Elianas Stimme zitterte, als sie sie ansah, ihre Augen schimmerten vor Emotionen. Sebastians Haar, einst tiefbraun, war jetzt von silbernen Strähnen durchzogen. Lucy, immer noch so elegant wie eh und je, trug den schwachen Schatten der Müdigkeit auf ihrem Gesicht – ein stilles Zeugnis der jahrelangen, unerbittlichen Suche nach ihrer Tochter. Diese Jahre hatten ihren Tribut gefordert, ohne Zweifel, aber sie hatten nie aufgehört, an der Hoffnung festzuhalten. Nicht ein einziges Mal. Lucy streckte sich aus und umfasste sanft Elianas Gesicht mit zitternden Händen. Ihre Augen waren voller Tränen, als sie flüsterte: "Dich 'Mama' nennen zu hören... jetzt kann ich endlich aufatmen." Als Lucy Eliana zur Welt brachte, war sie bereits älter, und die Entbindung hatte sie fast das Leben gekostet. Sie hatte immer von einer Tochter geträumt, um ihre Familie zu vervollständigen, einer kleinen Schwester für ihren erstgeborenen Sohn. Aber das Schicksal hatte grausam gespielt. Nach all der Vorfreude waren sie erschüttert, als sie entdeckten, dass ihr kleines Mädchen bei der Geburt vertauscht worden war. Lucy war sogar in eine postpartale Depression geraten und ertrank in Schuld und Verzweiflung. Wenn es nicht die schwache, flackernde Hoffnung gegeben hätte, Eliana eines Tages zu finden, hätte sie diese dunklen Tage vielleicht nicht überstanden. Als Eliana sie jetzt ansah, breitete sich eine tiefe Wärme in ihrer Brust aus. Wie glücklich sie sich schätzte, diesen Moment zu haben, eine zweite Chance zu bekommen, sie kennenzulernen, sie zu lieben. Das hatte sie in ihrem früheren Leben verpasst – verloren in einem Netz aus Lügen und falschen Prioritäten. Aber jetzt würde sie mit allem festhalten, was sie hatte. Ihre Gedanken schweiften zu den achtzehn langen Jahren, die sie gewartet haben mussten. Jeden Tag, an der Hoffnung festhaltend. Jeden Tag, sich nach ihrem kleinen Mädchen sehnend, das nach Hause kommen sollte. In ihrem früheren Leben hatten sie sich ihren Wunsch nie erfüllt. Aber diesmal nicht. Entschlossen, ihr Schicksal neu zu schreiben, schwor sich Eliana still und leise: Sie würde sich diese Chance nicht entgehen lassen. Diesmal würde sie an dieser Familie, an dieser Liebe festhalten, mit allem, was sie hatte. Keine Reue mehr, keine verpassten Chancen mehr. Als Lucy sanft Elianas Haare zur Seite strich, fiel ihr eine schwache, aber deutliche Narbe auf ihrer Stirn auf. Naomi keuchte, ihre Stimme war angespannt vor Besorgnis. "Eliana! Wie hast du diese Narbe bekommen? Hat dir jemand wehgetan?" Sebastian und Lucy beugten sich näher vor, ihre Gesichter waren von Sorge überschattet. Die aufrichtige Besorgnis in ihren Augen schickte eine Welle der Wärme durch Eliana. Sie schüttelte schnell den Kopf und beruhigte sie. "Nein, niemand hat mir wehgetan. Sie ist nur von einem Autounfall, den ich vor meiner Ankunft hier hatte. Nichts Ernstes, versprochen." "Ein Autounfall?" Lucys Gesichtsausdruck wurde scharf vor mütterlicher Besorgnis. "Was ist passiert? Bist du sicher, dass es dir gut geht? Erzähl uns alles." Sebastian wartete nicht auf eine Antwort. Er wandte sich an einen Mitarbeiter in der Nähe und bellte: "Veranlassen Sie eine vollständige medizinische Untersuchung für Eliana. Ich will die besten Ärzte – wir gehen keine Risiken ein!" Eliana drückte beide Hände und zog sie sanft zum Sofa, während sie versuchte, sie zu beruhigen. "Wirklich, mir geht es gut. Der Unfall hat mich eigentlich erst hierher geführt. Während der Behandlung stellten die Ärzte fest, dass meine Blutgruppe nicht mit der meiner Adoptiveltern übereinstimmte. So habe ich euch schließlich gefunden." Lucys besorgte Stirn glättete sich, obwohl ihre Hand beschützend auf Elianas Arm verweilte. "Aha... Und deine Adoptiveltern – woher kommen sie? Sie haben dich all die Jahre großgezogen. Wir sollten ihnen ein angemessenes Geschenk schicken, um uns zu bedanken." "Sie sind die Familie Garcia aus Avragow", sagte Eliana gleichmäßig. Ihre Stimme zitterte nicht, aber die Geschichte hinter ihren Worten war schwer. Die Dinge mit den Garcias waren schon vor ihrer Zeitreise kompliziert gewesen, aber ob es ihr gefiel oder nicht, sie konnte nicht leugnen, dass sie diejenigen waren, die sie großgezogen hatten. Trotz des Schmerzes und der Missverständnisse war sie aus Dankbarkeit bei ihnen geblieben. Sebastians Augen verengten sich. "Die Familie Garcia in Avragow?" Lucy warf ihm einen Blick zu. "Kennst du sie, Schatz?" "Garcia... der Name kommt mir bekannt vor." Sebastian runzelte die Stirn und dachte einen Moment nach. "Ah, richtig. Wir planen ein neues Projekt in Avragow, und die Garcia Group war eines der Unternehmen, die wir anfangs ausgeschlossen hatten. Aber da sie dich großgezogen haben, wie wäre es damit: Ich werde dafür sorgen, dass sie in die Ausschreibung einbezogen werden. Betrachte es als eine kleine Geste des Dankes." Avragow und Dratora City waren Welten voneinander entfernt. Dratora City war die Hauptstadt, eine weitläufige Metropole, die vor Macht und Einfluss strotzte, während Avragow bestenfalls eine zweitrangige Stadt war. Die Familie Davis war ein finanzielles Schwergewicht in Dratora City, ihr Name war ein Synonym für Reichtum und Prestige. Die Familie Garcia hingegen war nur ein mäßig wohlhabender Haushalt in Avragow. Sie als "angesehen" zu bezeichnen, war eine Übertreibung; verglichen mit den Davises waren sie kaum ein Punkt auf dem Radar – eine Familie mit einem anständigen Bankkonto, aber ohne wirklichen Einfluss. Eliana brachte ein schwaches Lächeln zustande. "Danke, Papa. Aber... eigentlich... egal." Lucys Augen wurden schärfer, als sie das Zögern in Elianas Stimme bemerkte. "Liebling, ist etwas mit ihnen passiert? Haben sie dich schlecht behandelt? Wurdest du verletzt?" Eliana schüttelte schnell den Kopf. "Nein, so etwas ist es nicht." Die Wahrheit war, dass Elianas Adoptiveltern sie anständig behandelt hatten, bevor Willow wieder ins Spiel kam. Nicht perfekt, aber gut genug. Dann kehrte Willow zurück, und alles änderte sich. Ihre Adoptiveltern begannen, sich zurückzuziehen – zuerst subtil, dann offensichtlicher –, bis sie ihr praktisch die kalte Schulter zeigten. Mit der Zeit stellten sie sich ganz auf Willows Seite und ließen Eliana im Stich. In ihrem früheren Leben hatte sie sich über alle Maßen bemüht, ihre Liebe zu gewinnen, und immer wieder ihren Stolz heruntergeschluckt. Aber es war nie genug. Ihre schlimmste Erinnerung an sie war in ihre Seele eingeätzt. An dem Tag, als sie um ihr Leben kämpfte, zerschlagen und kaum noch in der Lage, sich festzuhalten, machten sie sich nicht einmal die Mühe, aufzutauchen. Dieser Verrat war eine Narbe, die zu tief schnitt, um zu heilen. Tief durchatmend beschloss sie, die Sache herunterzuspielen. "Mama, Papa, die Garcias waren okay zu mir. Aber jetzt, wo ihre echte Tochter zurück ist, ist es besser, wenn wir uns nicht in ihr Leben einmischen. Vielleicht schicken wir ihnen einfach ein Dankeschön-Geschenk? Ich denke, das reicht." Lucy nahm ihre Hand, ihre Berührung war warm und beruhigend. "Natürlich, Liebling. Wenn du das willst, werden wir es respektieren. Sebastian, lass uns veranlassen, dass ein kleines Geschenk verschickt wird – ohne Bedingungen." Aber Lucys scharfe Intuition sagte ihr, dass mehr hinter der Geschichte steckte. Sie spürte, dass Eliana etwas zurückhielt, wahrscheinlich Erinnerungen, die zu schmerzhaft waren, um sie zu teilen. Obwohl sie nicht nach Details drängte, hatte ihre Meinung über die Familie Garcia bereits den Tiefpunkt erreicht. Gerade in diesem Moment unterbrach das Geräusch eines vorfahrenden Autos den Moment. Lucys Gesicht strahlte auf. "Eliana, dein Bruder ist zu Hause!" Wie auf Stichwort schwang die Haustür auf, und Owen trat ein. Hochgewachsen und selbstbewusst, trug er sich mit einer lässigen Zuversicht. Seine Gesichtszüge waren eine perfekte Mischung aus Sebastians scharfen Kanten und Lucys anmutiger Schönheit. Obwohl er die Dreißig überschritten hatte, besaß er die jugendliche Energie und den Charme von jemandem, der noch in seiner Blütezeit stand. "Owen!", rief Lucy, ihre Stimme war voller Aufregung. "Mama, Papa", begrüßte er mit einem warmen Nicken, bevor sein scharfer, scharfsinniger Blick auf dem zierlichen Mädchen auf dem Sofa landete. Sein Gesichtsausdruck erweichte sich sofort, ein Hauch von Neugier und Zärtlichkeit lag in seinen Augen. "Also... das ist meine Schwester?" Lucys Lächeln wurde breiter, sie platzte fast vor Stolz. "Ja, das ist Eliana! Los, gib deiner Schwester eine Umarmung!" Owen grinste, eine spielerische Wärme lag in seinem Gesichtsausdruck, als er vortrat und seine Arme weit öffnete. "Eliana!" Eliana stand auf und ging in seine Arme, ihre Stimme überschlug sich, als sie leise sagte: "Owen."

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