Sophias Hände zitterten, als sie nach der Tür griff, das Gewicht der Worte ihres Vaters hallte noch in ihrem Kopf wider. "Kein Teil dieser Familie mehr." Diese kalten, gnadenlosen Worte schnitten wie eine Klinge in sie hinein. Ihr ganzes Leben hatte sich um die Felix Corporation und den ständigen Kampf, sich zu beweisen, gedreht. Und doch stand sie hier, ausrangiert, gedemütigt, ihre Position entrissen mit der gleichen Leichtigkeit, mit der man eine Unannehmlichkeit abtut.
Als sie die Klinke herunterdrückte und aus Ronalds Büro trat, empfing sie ein erschreckendes Gefühl der Vertrautheit. Nur wenige Schritte entfernt stand Olivia mit diesem irritierenden Grinsen im Gesicht. Ihre perfekt manikürten Nägel trommelten gegen den Lederriemen ihrer Designerhandtasche, ihre Augen funkelten vor selbstgefälliger Genugtuung.
Sophia stockte der Atem, ihr Herz hämmerte. Es war, als würde sie in eine Falle laufen, und Olivia war die Jägerin, die darauf gewartet hatte, dass ihre Beute stolperte.
"Nun, nun...", Olivias Stimme war wie Seide, getunkt in Gift. "Hätte nicht erwartet, dich so bald hier herauskommen zu sehen. Vater muss dir ja ordentlich die Leviten gelesen haben." Sie trat einen Schritt näher, ihre Stimme triefte vor falschem Mitgefühl. "Du Arme."
Sophias Blut kochte. Jede Faser ihres Körpers schrie danach, auszuteilen, dieses selbstgefällige Grinsen aus Olivias Gesicht zu wischen. Aber stattdessen zwang sie sich zu einem Lächeln. Einem kalten, verdrehten Lächeln, das kaum ihre Augen erreichte. "Das war dein Plan von Anfang an, nicht wahr?", fragte sie, ihre Stimme war von Sarkasmus durchzogen. "Dich einzuschleichen, alles und jeden zu verdrehen, bis ich die Böse in der Geschichte bin? Meinen Vater, meine Position... meinen Verlobten zu stehlen. Bravo, Olivia. Du hast dich wirklich selbst übertroffen."
Olivias Augen funkelten, und sie legte den Kopf leicht schief, Unschuld heuchelnd. "Ach, Sophia", gurrte sie und legte eine Hand zierlich auf ihre Brust. "Es ist nicht meine Schuld, dass du die Dinge nicht zusammenhalten konntest. Du warst schon immer ein bisschen chaotisch, nicht wahr? Ich habe nur... geholfen, wo ich konnte."
Sophias Lippe kräuselte sich. "Geholfen? Du nennst das, was du mir angetan hast, helfen?" Sie trat einen Schritt vor, ihre Stimme sank zu einem gefährlichen Flüstern. "Du hast mich von Anfang an sabotiert. Lügen in Papas Ohr geflüstert, mich als leichtsinnig, als ungeeignet dargestellt. Weißt du überhaupt, was du angerichtet hast? Du hast alles vergiftet."
Olivias Lächeln wurde breiter. "Ach, sei doch nicht so dramatisch, Sophia. Ich musste gar nichts flüstern. Du hast dein eigenes Leben schon ganz gut ruiniert. Ehrlich gesagt musste ich mich nur zurücklehnen und zusehen, wie du dich selbst zerstörst." Sie beugte sich vor, ihre Stimme spöttisch. "Und was Ethan betrifft... nun, kannst du es ihm verdenken, dass er sich für mich entschieden hat? Ich bin alles, was du nie warst. Elegant, beherrscht... stabil."
Die Erwähnung von Ethan sandte eine Welle der Wut durch Sophia. Es war die ganze Zeit Olivia gewesen, die ihr Netz gewoben und darauf gewartet hatte, dass Sophia hineinfiel. Und jetzt stand sie da und höhnte.
"Du glaubst, du hast gewonnen, nicht wahr?", sagte Sophia, ihre Stimme kalt, tödlich. "Du glaubst, nur weil du die Gunst meines Vaters hast und Ethan um deinen Finger gewickelt ist, hast du dieses kleine Spiel gewonnen."
Olivia hob eine Augenbraue, und ein Anflug von Belustigung huschte über ihr Gesicht. "Spiel? Sophia, das war nie ein Spiel. Das ist Geschäft. Und seien wir ehrlich – du warst nie für diese Welt geschaffen. Du bist zu emotional, zu... unberechenbar."
Sophias Fäuste ballten sich an ihren Seiten, die Nägel gruben sich in ihre Handflächen. "Ist das das, was du dir erzählst, um nachts schlafen zu können? Dass du irgendwie besser bist? Weil ich dir das nicht abkaufe. Du bist nur eine Schlange in einem schicken Kleid, Olivia. Egal wie sehr du dich anstrengst, du wirst nie ich sein."
Olivias Augen verdunkelten sich, und zum ersten Mal rutschte die Maske der Ruhe ab. "Oh, ich muss nicht du sein, Sophia. Ich habe mir schon alles genommen, was wichtig war." Sie beugte sich vor, ihre Stimme wurde eisig. "Deinen Vater, deine Firma, deinen Ruf. Du bist erledigt."
Sophias Herz raste, aber sie weigerte sich, Olivia ihren Zusammenbruch sehen zu lassen. "Du glaubst, das ist vorbei?", sagte sie, ihre Stimme ruhig, trotz des Sturms, der in ihr tobte. "Du bist wahnsinnig, wenn du das glaubst. Ich bin noch nicht fertig. Noch lange nicht."
Olivia kicherte düster und warf sich die Haare über die Schulter. "Das ist süß, Sophia. Wirklich. Aber du scheinst nicht zu verstehen – niemand wird mehr zu dir halten. Du bist jetzt ganz allein. Sogar dein geliebter Ethan hat das Licht gesehen."
Die erneute Erwähnung von Ethan traf Sophia wie ein Schlag in die Magengrube, aber sie zuckte nicht. Sie durfte nicht. Nicht vor Olivia. "Ethan ist ein Narr, genau wie du", spuckte sie. "Wenn er denkt, mit dir zusammen zu sein, ist ein Sieg, dann ist er erbärmlicher, als ich dachte."
"Vorsicht jetzt", zischte Olivia, ihre Augen verengten sich. "Du bewegst dich auf gefährlichem Terrain. Ich könnte dich mit nur einem Anruf von jedem Geschäftskreis der Stadt auf die schwarze Liste setzen lassen. Du hängst an einem seidenen Faden, Sophia."
Sophia spürte, wie sich der Raum um sie herum verengte, aber sie stand aufrecht. "Ich habe nichts mehr zu verlieren, Olivia. Aber du? Du hast alles. Und wenn alles um dich herum zusammenbricht – denn das wird es – werde ich da sein. Und zusehen."
Olivias Gesicht zuckte, ihre Fassade des Selbstvertrauens bekam einen winzigen Riss. "Du bist wahnsinnig", sagte sie, ihre Stimme nicht mehr so ruhig wie zuvor.
"Vielleicht", sagte Sophia und trat einen Schritt näher, ihre Stimme tief und bedrohlich. "Aber zumindest bin ich kein Feigling. Du hast dein ganzes Leben damit verbracht, dich an anderen zu laben und sie zu manipulieren, damit sie deine Drecksarbeit erledigen. Du willst so gerne ich sein, Olivia, aber du wirst es nie sein. Weil du tief im Inneren weißt, dass du immer nur die zweite Wahl sein wirst."
Die Worte trafen Olivia wie eine Ohrfeige, und für einen Sekundenbruchteil sah Sophia einen Aufblitzen echter Emotionen – Angst, vielleicht? Wut? Es war schwer zu sagen. Aber es reichte.
Bevor Olivia antworten konnte, erschien Margaret, die Sekretärin, den Gang entlang, ihre Augen voller Besorgnis. "Frau Felix... ist alles in Ordnung?", fragte sie zögernd und blickte zwischen den beiden Frauen hin und her.
Sophia lächelte, ein kaltes, berechnendes Lächeln, als sie sich Margaret zuwandte. "Ach, alles ist in Ordnung, Margaret. Nur ein kleines Familientreffen."
Margaret nickte, sah unüberzeugt aus, sagte aber nichts weiter.
Sophia wandte sich wieder Olivia zu, ihr Lächeln wich nie. "Das ist noch nicht vorbei", sagte sie leise, aber mit einer gefährlichen Schärfe in ihrer Stimme. "Noch lange nicht."
"Sie sind zu meiner Hochzeit eingeladen", höhnte sie.
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich Sophia um und ging davon, ihre Absätze klickten auf den Marmorböden, das Geräusch hallte wie Schüsse in dem leeren Flur wider. Ihre Gedanken rasten mit Möglichkeiten, ihr Blut pumpte mit einem erneuerten Gefühl der Zielstrebigkeit. Sie mochte am Boden sein, aber sie war noch lange nicht geschlagen.
















