Die Person, die sprach, war Sandras gute Freundin, Ruth Upton. Sie war die Erbin einer wohlhabenden Familie.
Ruth und Sandra waren zusammen aufgewachsen. Sie war immer die größte Unterstützerin von Hendrix' und Sandras Beziehung gewesen. Nun, da Noelle stattdessen Hendrix' Frau geworden war, überraschte es nicht, dass Ruth ihr gegenüber unfreundlich war.
Selbst als sie bemerkte, dass Noelle an der Tür stand, empfand sie nicht die geringste Verlegenheit oder Unbehagen über das, was sie gesagt hatte.
Sandra war es, die sie zuerst begrüßte. "Du bist da, Noelle."
Noelle nickte. "Ich bin hier, um dich nach Hause zu bringen. Hast du deine Sachen gepackt?"
"Ja, ich bin fertig. Lass uns gehen", antwortete Sandra gutgelaunt.
Ruth konnte nicht anders, als zu fragen: "Wo ist Mr. Freeman? Sandy wird heute entlassen. Kommt er sie denn nicht abholen?"
"Er ist ins Büro gegangen", antwortete Noelle.
"Oh, er scheint wirklich beschäftigt zu sein. Ich frage mich, ob er zu beschäftigt ist, um zu kommen, oder ob du ihn nicht hast kommen lassen", mutmaßte Ruth verächtlich.
Bevor Noelle antworten konnte, unterbrach Sandra sanft: "Ruth, hör auf."
Ruth kicherte kalt. "Warum darf ich das nicht ansprechen? Habe ich ins Schwarze getroffen?"
Noelle stritt nicht mit ihr. Stattdessen entsperrte sie ihr Telefon und scrollte in ihren Kontakten zu Hendrix' Nummer. Dann reichte sie Ruth das Telefon.
"Was soll das?", fragte Ruth.
Noelle antwortete ernst: "Bist du nicht neugierig, ob ich ihn daran hindere, zu kommen? Ruf ihn an und frag ihn selbst."
"Du…" Ruth war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, aber Sandra ergriff hastig ihre Hand und schüttelte den Kopf.
Sie flehte: "Streite dich nicht mit Noelle."
"Du bist einfach zu nett." Ruth knirschte mit den Zähnen. "Deshalb steigen dir andere über den Kopf!"
Noelle bemühte sich nicht, auf Ruths Bemerkungen zu antworten. Sie schnappte Sandras Koffer und ging voraus. Kaum war sie ins Auto gestiegen, klingelte ihr Telefon.
Es war Matilda, die anrief. "Hast du Sandy abgeholt?"
In Matildas Stimme lag eine spürbare Anspannung, als sie mit Noelle sprach.
"Ja", antwortete Noelle.
"Geht es ihr gut? Der Arzt sagte, ihre unregelmäßigen Essgewohnheiten seien die Ursache. Dein Vater und ich sind im Ausland und noch nicht zurück. Nachdem du sie nach Hause gebracht hast, achte darauf, dass du dich gut um sie kümmerst, okay?"
"Okay", antwortete Noelle ruhig.
Matilda schien zu erkennen, dass ihr Ton etwas schroff gewesen war, und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Du bist schließlich ihre ältere Schwester."
Noelles Griff um das Lenkrad verstärkte sich. Ein Wirbel von Gefühlen stieg in ihr auf, aber sie unterdrückte ihn und antwortete sanft: "Ich verstehe. Gibt es noch etwas?"
Nach einem Moment der Stille sagte Matilda: "Gib das Telefon Sandy."
"In Ordnung." Noelle reichte das Telefon an Sandra weiter, die auf dem Rücksitz saß.
"Hallo, Mama", sprach Sandra mit sanfter und süßer Stimme zu Matilda. Es war die Art von mädchenhafter Stimme, die eine Tochter benutzte, wenn sie liebevoll mit ihrer Mutter sprach.
Der krasse Gegensatz zu Noelles kaltem und förmlichem Ton war offensichtlich.
Noelle drehte sich nicht um, um zu schauen. Sie legte einfach ihren Sicherheitsgurt an und startete mit einem gefassten Ausdruck den Wagen.
"Sie sind da, Ms. Sandra!" Sobald Noelles Auto vor der Villa anhielt, eilte Mabel Kirk, die Haushälterin, herbei. Ihr Gesicht strahlte sofort auf, als sie Sandra sah.
"Mabel, es ist lange her." Sandra begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln.
"Ja, in der Tat! Sie sind noch schöner geworden. Ich habe heute Ihre Lieblingsrippchen vom Grill gemacht. Die müssen Sie später unbedingt probieren." Mabel hatte Sandra schon hineingeführt, während sie sprach.
Verglichen mit Sandra wirkte Noelles Anwesenheit als Dame des Hauses weitaus unbedeutender.
Dennoch war Noelle an diese Art von Leben gewöhnt. Sie wies die Haushälterin einfach an, Sandras Koffer ins Gästezimmer zu bringen. Dann kehrte sie in ihr eigenes Zimmer zurück.
Sie hatte gerade ihr Tablet herausgeholt, als Sandras Stimme von der Tür her erklang: "Das ist also, wo du wohnst."
Noelle wirbelte herum.
Sandras Blick wanderte durch den Raum, bevor sie fragte: "Noelle, schläfst du und Hendrix… in getrennten Zimmern?"
















