Cherise stand in der Lobby, ihre Welt in Millionen Scherben zerbrochen. An ihrer Seite standen Dennis Young und Bella Young, die treuen Haushälter der Familie, deren Augen voller unvergossener Tränen waren, wie Säulen des Trostes inmitten des Chaos.
Bellas Stimme zitterte vor Gefühl, als sie sagte: "Frau Garcia war eine gute Seele. Der Himmel scheint so unbarmherzig, indem er uns das nimmt, was wir am meisten schätzen."
"Ich kann nicht anders, als mit Frau Leach zu fühlen", murmelte Dennis, seine Augen voller Trauer, als er Cherise ansah, seinen Kopf leicht schüttelnd in stillem Eingeständnis des doppelten Verlustes, den sie erlitten hatte – den Verlust ihrer Mutter in ihrer Jugend und nun ihrer Großmutter.
Vor einem Monat, nach einem friedlichen Abendessen, ging Cherises Großmutter wie üblich an dem Bach spazieren. Ein plötzlicher Regensturm ließ den Bergsee über die Ufer treten. Als sie zwei Kinder in Gefahr sah, versuchte sie, sie zu warnen, aber es war zu spät – eines war bereits in die reißenden Fluten gefallen.
In einem Herzschlag stürzte sich Cherises Großmutter in den tobenden Strom, rettete das Kind und wies es an, sich an den Ranken festzuhalten. Aber die unerbittliche Strömung war zu viel für ihren betagten Körper.
Anwohner handelten schnell und retteten das Kind aus den reißenden Wassern, aber als sie ihre Aufmerksamkeit wieder zuwandten, war Cherises Großmutter tragischerweise fortgespült worden.
Cherise erreichte den Ort, nur um auf eine Realität zu treffen, die sie nicht ändern konnte.
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Dennis näherte sich Cherise mit leisem Schritt. "Frau Leach, Sie müssen Ihre Stärke wiederfinden. Frau Garcia würde wollen, dass Sie durchhalten und nicht von Trauer verzehrt werden."
Bella stimmte zu, ihre Stimme sanft: "Erinnern Sie sich, wie das Malen Sie in der Vergangenheit beruhigt hat? Es könnte wieder Ihr Trost sein."
Cherise saß bewegungslos da, zusammengesunken vor dem Porträt ihrer Großmutter.
Dennis trat mit einem schweren Seufzer vor. "Frau Garcia hat Ihnen das hier hinterlassen", murmelte er.
Daraufhin hob Cherise den Kopf, ihre Augen waren geschwollen und blutunterlaufen vom Weinen, und stand langsam auf.
Dennis überreichte Cherise eine fein gearbeitete Holzkiste, deren Gewicht sich mit einem Gefühl der Bedeutung in ihre Hände senkte.
"Sie ist gefüllt mit Frau Garcias kostbaren Erinnerungen", sagte Dennis. "Und es gibt etwas in dem Geheimzimmer ihres Arbeitszimmers für Sie. Sie wollte Ihnen das Passwort sagen, wenn Sie zwanzig werden, aber..."
Seine Stimme verstummte, die unausgesprochene Wahrheit hing in der Luft – dass Amelia es nicht geschafft hatte.
Cherises Stimme war ein schwaches Flüstern, das kaum das Gewicht ihrer Worte trug. "Ich verstehe, Dennis. Sie und Bella sollten sich ausruhen. Sie waren unermüdlich. Mir wird es gut gehen."
Mit der Kiste in ihren Armen stieg sie die Treppe hinauf in das Heiligtum des Arbeitszimmers ihrer Großmutter, ihren Rücken ihnen zugewandt, eine stille Verletzlichkeit ausstrahlend.
Bella vertraute Dennis mit einem Hauch von Optimismus an. "Frau Leach mag ihre Gefühle für sich behalten, aber sie ist widerstandsfähig und hoffnungsvoll. Sie wird bald ihren Weg zurück zu uns finden."
Dennis und Bella waren seit ihrer Kindheit an Amelias Seite gewesen, wie eine Familie, da sie keine eigenen Kinder hatten. Sie waren unerschütterlich loyal und behandelten einander mit so viel Respekt, dass die übliche Kluft zwischen Chef und Angestellten einfach nicht existierte.
Auf dem Schreibtisch ihrer Großmutter sitzend, fuhr Cherise mit den Fingern über die Holzkiste.
Als sie den Deckel hob, entdeckte sie eine Schatzkammer von Fotografien, eine visuelle Chronik ihres gemeinsamen Lebens, seit Cherise die Familie Leach im Alter von fünf Jahren verlassen hatte.
Unter den Fotos befand sich eine zarte Szene: eine würdevolle Frau in einem roten Kleid, die ein kleines Mädchen mit einem schüchternen Lächeln und Grübchen an den Toren einer Grundschule hielt. Es waren Cherise und ihre Großmutter, festgehalten in einem Moment des Stolzes und der Freude.
Auf der Rückseite befand sich eine Notiz in der eleganten Schrift ihrer Großmutter: "Meine liebe Cherise beginnt ihre Schulzeit mit fünfeinhalb Jahren, so strahlend wie ihre Mutter vor ihr. Ich bin voller Stolz."
Ein anderer Schnappschuss zeigte Cherise an ihrem 18. Geburtstag, strahlend in einem zartrosa Kleid, ihre Ausstrahlung leuchtete in jugendlicher Schönheit. Neben ihr stand ihre Großmutter aufrecht und strahlte eine Aura von Anmut und Haltung aus.
Die Inschrift auf der Rückseite des Fotos lautete: "Meine Cherise, möge dein Leben, wenn du heute ins Erwachsenenalter eintrittst, mit derselben exquisiten Schönheit erblühen, die meines geziert hat, einzigartig und unvergleichlich!"
Als jedes Foto eine neue Erinnerung zurückbrachte, spürte Cherise die Wärme ihrer gemeinsamen Liebe.
Ihr fiel auf, dass ihre Großmutter, die immer voller Optimismus und Glück war, nicht gewollt hätte, dass sie so traurig ist.
Überwältigt von einem Wirbelwind von Emotionen, erschöpft, schlief Cherise auf dem Schreibtisch ein und träumte von glücklicheren Zeiten mit ihrer Großmutter und den fernen Erinnerungen an ihre Mutter.
















