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Schatten eines vergessenen Frühlings

Schatten eines vergessenen Frühlings

Autor: Lukas Frank

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Autor: Lukas Frank
26. Aug. 2025
Zurück in der Stadt vergingen die Tage ohne ein Zeichen von Emma. Alexander war zwar physisch in seinen Meetings anwesend, aber seine Gedanken waren woanders, gefangen in dem Rätsel ihres plötzlichen Verschwindens. Sie hatte um eine Woche gebeten, um die Dinge zu ordnen, doch innerhalb von zwei Tagen war sie verschwunden, als hätte sie einen solchen Schritt von ihm erwartet, sich von ihr scheiden zu lassen. Die Sache hatte sich noch verkompliziert, als ihr Auto verlassen im Nirgendwo gefunden wurde, und seine Mutter, Brianna, forderte unerbittlich Antworten. Als Alexander aus dem Sitzungssaal kam, wurde er von Kevin, seinem engsten Mitarbeiter, empfangen, der einen betrübten Blick trug. "Sir, es gibt keine Spur von Miss Emma", berichtete Kevin. "Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass sie das Land verlassen hat, und keiner ihrer Freunde hat sie gesehen. Es ist, als wäre sie in Luft aufgelöst." Alexanders Geduld riss. "Sie ist keine Nadel! Sie kann nicht einfach verschwunden sein! Finden Sie sie, Kevin! Wenn Sie Ihren Job behalten wollen, finden Sie sie besser!" Seine Stimme war von einer unterschwelligen Drohung durchzogen, und Kevin zuckte sichtlich zusammen. "Ja, Sir. Ich werde weiter suchen", versicherte Kevin schnell, seine Stimme drängend. "Außerdem wartet Miss Annie in Ihrem Büro auf Sie." Nachrichten, die Alexander normalerweise eine gewisse Genugtuung verschafft hätten, trugen an diesem besonderen Tag lediglich zu seiner Irritation bei. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Emma, obwohl Annie, die Frau, die er angeblich immer gewollt hatte, auf ihn wartete. Jetzt, da Emma weg war, spürte er eine seltsame Leere in der Magengrube. Er setzte eine Maske der Zufriedenheit auf, als er sich auf den Weg zu seinem Büro machte, und hielt sich vor Augen, dass er Annie hatte, alles, was er jemals gebraucht hatte. Er betrat sein Büro. Annie erhob sich vom Stuhl, ihr Gesicht hellte sich auf, als sie ihn ansah. "Alexander", sagte sie warmherzig, als sie mit einem sanften Lächeln auf ihn zuging. Er lächelte, klein und mit zusammengepressten Lippen, und kämpfte gegen die wachsende Unruhe in seinem Inneren. "Annie", sagte er, sein Tonfall flach. Annie bemerkte seinen mangelnden Enthusiasmus, schob das Gefühl aber beiseite und hob die Arme, um ihn leicht zu umarmen. "Ich habe dich vermisst", sagte sie leise und legte ihren Kopf an seine Brust. Alexander stand einen Moment lang steif da, bevor er widerwillig seine Arme um sie legte. Er sehnte sich nach der Wärme, die er früher immer empfunden hatte, wenn sie in seiner Nähe war, aber seine Gedanken waren voll von Emma und wo sie sein könnte. War sie in Sicherheit? Versteckte sie sich vor ihm? Die Fragen nagten an ihm und machten es ihm schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. "Ist alles in Ordnung?", fragte Annie und lehnte sich etwas zurück, um zu ihm aufzublicken, Sorge zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. Er zwang sich zu einem Lächeln und nickte. "Ich habe nur in letzter Zeit viel im Kopf", log er mühelos. Annie beobachtete ihn einen Moment lang und wusste instinktiv, dass etwas nicht ganz stimmte, bevor sie es dabei beließ. Stattdessen lehnte sie sich an ihn und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, als wollte sie seine Gedanken von dem ablenken, was ihn bedrückte. Doch selbst als sich ihre Lippen berührten, waren Alexanders Gedanken meilenweit entfernt, auf der Jagd nach dem Geist der Frau, die so plötzlich aus seinem Leben verschwunden war. ∆∆∆∆ Die Worte trafen Emma wie ein Blitz. Schwanger? Wie konnte sie schwanger sein? Sie hatte gerade ihr altes Leben hinter sich gelassen, einen Neuanfang begonnen, und jetzt das. Als sie die Realität der Situation erfasste, erkannte sie, dass die letzte Verbindung zu Alexander noch bei ihr war, in ihr. Sie war sprachlos vor Schock, als ihre Gedanken zu rasen begannen und sie versuchte herauszufinden, was das für ihre Zukunft bedeutete. Emma schlief tagelang nicht, da sie wusste, dass sie schwanger war. Das Leben in ihr überwältigte sie, brachte gemischte Gefühle mit sich – Freude, Mutter zu werden, aber auch tiefe Trauer, da sie wusste, dass ihr Kind ohne die Liebe eines Vaters aufwachsen würde. Dennoch redete sie sich immer wieder ein, dass es das Beste sei. Sie empfand den Schmerz, den Alexander ihr zugefügt hatte, als zu groß und schwor, ihm die Tatsache, dass sie sein Kind erwartete, zu verheimlichen, da sie glaubte, er würde versuchen, ihr das Kind wegzunehmen, falls er es jemals herausfinden sollte. Entschlossen, ihrem Kind das bestmögliche Leben zu ermöglichen, beschloss Emma, die nun ihre neue Identität als Veronica Moore voll und ganz annahm, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und den Verlauf ihres Lebens zu bestimmen. Sie hatte Blumen schon immer für ihre Schönheit und die Freude geliebt, die sie brachten; daher suchte sie Arbeit in einem örtlichen Blumenladen. Die Arbeit war ehrlich und einfach, ein starker Kontrast zu den Turbulenzen, die sie kürzlich erlebt hatte, und es fühlte sich wie der perfekte Weg an, um neu anzufangen. Während sie den Antrag ausfüllte, festigte sich ihre Entschlossenheit. Sie würde neu anfangen, und sie und ihr Kind würden alle Schatten ihres früheren Lebens hinter sich lassen. Dieser Job war nur der erste Schritt beim Aufbau dieser Zukunft, einer Zukunft, in der sie endlich Frieden und Glück finden konnte, auch wenn es bedeutete, alles alleine zu tun. Die Nachricht über die Annahme ihres Antrags erfreute Emmas Herz. Dies war endlich ein Ort, an dem sie versuchen würde, nach allem, was in ihrem Leben geschehen war, neu anzufangen. Ein kleiner Triumph im Meer ihrer Unglücke. Bald wurde sie zu einer der besten Arbeiterinnen im Blumenladen: ihre Liebe zum Detail, ihre Sorgfalt für Pflanzen, ihre stille Hingabe blieben von der Managerin, Frau Sarah Hayes, nicht unbemerkt. Bald wurde Emma zur "Besten Arbeiterin des Monats" gewählt, was sie noch mehr überraschte als alle anderen. Monate vergingen wie im Flug, und sie wurde zu einem akzeptierten Mitglied des Ladens. Die Arbeit brachte ihr Trost, eine ruhige Kadenz in den turbulenten Rhythmus ihres Lebens. Während sie Rosen arrangierte oder Orchideen goss, lösten sich die Probleme ihrer vergangenen Ehe und des Kummers irgendwie auf, zumindest für eine Weile. Aber während ihr Herz von Alexander Black verletzt worden war - dem Mann, der sich einst ihr Ehemann nannte - blühte etwas Neues in ihrem Inneren auf. Ihr Bauch begann zu schwellen - eine echte Erinnerung an das Leben, das in ihr heranwuchs. Jedes Mal, wenn sie ihren Bauch ansah, lächelte sie. Das Kind in ihrem Bauch schien einfach ein Segen zu sein, das einzig Unschuldige und Strahlende, das aus den Ruinen ihrer Ehe hervorging. Welchen Schmerz Alexander auch verursacht hatte, ihr Kind war ein Schatz, der ihr immer am Herzen liegen würde. Jeden Abend im Bett versprach sie dem Baby in ihrem Bauch, dass sie die beste Mutter für ihn sein würde. "Du bist das Beste, was er mir jemals gegeben hat", sagte sie leise und rieb ihren Bauch. In ihrem Herzen fühlte sie, dass dieses Kind Alexanders letztes Abschiedsgeschenk war, ein bittersüßes Andenken an das, was sie hatten und was sie verloren hatten. Es war ein heißer Nachmittag, und Emma war zusammen mit einigen ihrer Kollegen dabei, Blumen zu gießen, als die kleine Glocke über der Tür des Ladens klingelte. Eine ältere, gebrechliche Frau, die einen teuren, eleganten Anzug trug, trat ein. Graues Haar zu einem eleganten Dutt zurückgebunden, perfekt stilvoll, als wäre sie es gewohnt, in jedem Raum Aufmerksamkeit zu erregen. Mit leiser, aber fester Stimme bestellte sie weiße Lilien. Schließlich hatte gerade eine der Arbeiterinnen begonnen, sie zu bedienen, als plötzlich etwas schief ging. Die alte Frau japste vor Schock und umfasste ihre Brust, während sich ihr Gesicht vor Schmerz verzerrte. Plötzlich begann sie zusammenzubrechen. Die Arbeiterin, die sie bediente, schrie um Hilfe, und der gesamte Laden geriet ins Chaos. Die Leute drängten sich zusammen, aber niemand wusste, was zu tun war. Panik breitete sich in Windeseile aus, bis völliges Chaos herrschte. Aber Emma erinnerte sich an die schmerzhaften Tage, als ihr Vater, der an einem Herzinfarkt gestorben war, nach Hause kam; die Anzeichen waren so unverkennbar. Sie wusste, was sie tun musste. "Aus dem Weg!", befahl sie lauter, als sie beabsichtigt hatte. Ohne weiteres Drängen rappelte sie sich auf und kniete sich neben die alte Frau, um mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu beginnen, ihre Hände flogen, während sie laut zählte. Dreißig Brustkompressionen, zwei Beatmungen – immer und immer wieder. Der Laden war verstummt; ihre Kollegen starrten sie mit einer Art halb verängstigter, halb bewundernder Ehrfurcht an. Emma atmete schwer, ihr Herz raste in Erwartung, aber sie bewahrte ihre Ruhe. "Bitte, bitte", murmelte sie leise und schickte stille Gebete, dass die Frau reagieren möge. Es hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt, bevor sich die alte Frau regte. Kurz öffneten sich ihre Augenlider, wenn auch schwach. Frau Sarah Hayes, die den Notruf gewählt hatte, rannte schnell auf Emma zu. "Die Sanitäter sind unterwegs", fügte sie mit zitternder Stimme hinzu, aber erleichtert. "Emma, du musst mit ihr ins Krankenhaus fahren. Sie ist ganz allein." Emma nickte, atemlos und unerschrocken. Im nächsten Moment sprang sie mit den Sanitätern in den bereits heruntergekommenen Krankenwagen und fuhr mit ihnen mit voller Geschwindigkeit zum nächstgelegenen Krankenhaus. Sie hielt die ganze Zeit die Hand der alten Frau fest und tröstete sie so gut sie konnte. Stunden vergingen langsam, während sie neben dem Krankenhausbett saß und das regelmäßige Heben und Senken der Brust der alten Frau beobachtete. Als die Frau endlich ihre Augen öffnete, lag ein weicher, fast mütterlicher Ausdruck in ihnen. Sie blinzelte ein- oder zweimal und starrte in Emmas Gesicht, als wäre es eine Erscheinung aus einer anderen Zeit und einem anderen Ort. Dann beugte sie sich langsam vor und berührte mit zitternden, gebrechlichen Fingern Emmas Wange. "Diana?", flüsterte sie, ihre Stimme heiser, aber tief von Emotionen erfüllt. "Meine liebe Tochter, bist du wirklich hier bei mir?" Bei diesen Worten krampfte sich Emmas Herz in ihrer Brust zusammen. Sie war nicht Diana, aber in diesem Moment konnte sie die Last der Liebe und Sehnsucht dieser Frau spüren. Tränen schossen Emma in die Augen, als sie sich vorbeugte und eine sanfte Hand über die der Frau legte. Bevor Emma ein Wort sagen konnte, öffnete sich die Tür, und eine Dame trat ein; ihre Augen waren voller Sorge. "Frau Walker." Sie eilte zum Bett und nahm die Hand der alten Frau, ohne Emma überhaupt zu bemerken. "Wie geht es Ihnen? Ich bin sofort gekommen, als ich gerufen wurde."

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