„Herr Grayson!“ schrien Jax' Leibwächter, ihre Stimmen zitterten vor Panik.
Ein Dutzend von ihnen stürmte vorwärts und stolperte übereinander, um Jax zu decken.
Raven warf einen Blick auf den Pulk und schüttelte leicht ihre Hand.
„Zisch, zisch, zisch …“ Ein Schwarm silberner Nadeln flog auf einmal heraus.
Jede einzelne traf punktgenau.
In einem Blitz fielen alle Leibwächter wie die Fliegen.
Jax und Dane, immer noch flach auf dem Boden, starrten mit offenem Mund.
Ravens Fähigkeiten? Sie waren auf einem ganz anderen Level – weit mehr, als sie überhaupt verarbeiten konnten.
Drüben an der Wand schrumpften Madelines Augen zu winzigen Punkten.
Das war purer Unsinn.
Unmöglich, dass diese junge Frau so knallhart sein konnte.
Sie hatte immer gedacht, Jax sei härter als Dane.
Eigentlich war er härter als jeder andere, wirklich.
Aber jetzt? Dane wurde von irgendeinem kleinen Punk in die Knie gezwungen.
Und sogar Jax war außer Gefecht gesetzt.
Der Schock in Madelines Augen verblasste langsam und verwandelte sich in eine schwere, sinkende Furcht.
Darin mischte sich eine hartnäckige, bittere Weigerung aufzugeben.
Sie war erst vierundzwanzig – ihr Leben hatte kaum begonnen.
Sie war noch nicht bereit, abzutreten. Noch nicht.
Doch jetzt schien sie gefangen zu sein.
Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte.
Dann, wie ein Licht, das aufleuchtet, ruckte sie mit dem Kopf in Richtung Raven.
Dann schleppte sie sich mit einer verzweifelten Windung hoch, um vor ihr zu knien.
Dann stemmte sie sich hoch.
„Bitte, lass mich gehen! Ich flehe dich an, töte mich nicht!“, schrie sie und legte alles hinein, was sie hatte.
„Es war nicht meine Idee, das Blut deines Bruders zu nehmen – es war Dane! Er ist derjenige, der darauf gedrängt hat!“, platzte sie schnell heraus.
„Ich habe ihm immer wieder gesagt, er soll aufhören, aber er wollte nichts davon hören. Sagte immer wieder, die Transfusion würde mich schnell wieder hinkriegen“, beharrte sie.
Dann fügte sie sogar hinzu: „Das geht nicht auf meine Kappe – nicht einmal ein bisschen, ich schwöre es!“
„Es ist Danes Schuld! Er ist derjenige, der die Schuld trägt!“, sagte sie und ließ ihn hart im Stich.
Danes Körper versteifte sich, wo er lag.
Eine Sekunde später drehte er sich zu Madeline um, das blanke Entsetzen im Gesicht.
Seine Ohren mussten ihm einen Streich spielen, dachte er.
Seine süße, perfekte Verlobte hatte ihn gerade verraten.
Raven fing Madelines wildes Flehen auf und warf Dane ein Grinsen zu.
„Hörst du das, Dane?“, stichelte sie.
„Denkst du immer noch, ich lag falsch, als ich sie als Tussi bezeichnet habe?“, neckte sie.
Dane sagte keinen Mucks.
Er hätte sich nie vorstellen können, dass die Verlobte, die er verehrt hatte, ihn so verraten würde.
Er hielt den Mund, aber Madeline? Sie nickte wie verrückt.
„Ja, ich bin eine Tussi! Ich bin total das, was du mich genannt hast – eine TUSSI! Lass mich einfach gehen, bitte!“, faselte sie.
„Du stehst also dazu, was?“, sagte Raven, ganz ruhig und leise.
Madelines Herz machte einen Sprung vor lauter Hoffnung.
Gleichzeitig blitzte ein heimtückischer, hasserfüllter Funke in ihren Augen auf.
Sie versprach sich selbst, wenn sie es herausschaffen würde, würde Raven mit einem langen, bösen Tod dafür bezahlen.
Aber Ravens Ton kippte mitten im Satz.
„Dann kann ich dich auf keinen Fall gehen lassen. Ich kann solche Tussis wie dich nicht ausstehen – eine weniger ist ein Bonus“, sagte sie, ihre Stimme wurde kalt.
Madelines Gesicht erstarrte.
Dann traf sie die Erkenntnis.
Sie verstand es – Raven hatte nur mit ihr gespielt wie mit einem Spielzeug.
Trotzdem griff sie nach einem letzten Strohhalm.
„Töten bringt dich in Schwierigkeiten! Wenn ich sterbe, wirst du die rechtlichen Konse…“, sagte sie, ihre Stimme zitterte.
Raven stieß ein kurzes, trockenes Lachen aus und schüttelte den Kopf. „Dane saugt hier mitten am Tag das Blut meines Bruders aus. Gesetz? Glaubst du, das interessiert mich einen Dreck? Oder dich?“
In diesem Moment schnitt eine scharfe Stimme von der Tür aus durch die Luft.
„Du kümmerst dich nicht einmal um das Gesetz? Das ist ja wohl ein starkes Stück!“, bellte sie.
















