In dem Privatzimmer des Hotels, unter dem glitzernden Schein einer hoch aufragenden, zehnstöckigen Champagnerpyramide, stand Benson Gray mit seiner neu eingestellten Assistentin Sophie Scott.
Die beiden schnitten gemeinsam eine Geburtstagstorte an, ihre Finger ineinander verschlungen.
Als Sierra Shaw den Raum betrat, zuckte Benson nicht einmal zusammen oder wirkte auch nur schuldig. Stattdessen sprach er so lässig, als würden sie über das Wetter sprechen.
"Sophie hat am gleichen Tag Geburtstag wie du. Sie ist ganz allein hier, weit weg von zu Hause, ohne Freunde. Also habe ich beschlossen, deine Geburtstagsparty vorerst zu ihrer zu verlegen. Ich werde es in ein paar Tagen wieder gutmachen."
Sierras Lächeln stockte und erstarrte, während sich ihr Griff um ihre Handtasche langsam verstärkte.
Heute war ihr 25. Geburtstag. Benson hatte versprochen, ihr an diesem besonderen Tag einen Heiratsantrag zu machen.
Sie hatte das elegante weiße Kleid getragen, das er ihr geschenkt hatte, Stunden damit verbracht, ihre Haare und ihr Make-up zu perfektionieren, und war voller Aufregung im Hotel angekommen.
Aber der Anblick, der sich ihr bot, fühlte sich an wie ein Eimer eiskalten Wassers, der über ihren Kopf gegossen wurde.
Der Verlobungsring, von dem sie geträumt hatte – der dreikarätige rosafarbene Diamant, den sie sich jahrelang an ihrem Finger vorgestellt hatte – funkelte jetzt hell an Sophies Hand, während Benson ihre Hand hielt.
Ein Stich von Schmerz verschwamm ihr die Sicht. Dennoch zwang sie ihre Füße, sich zu bewegen. Sie näherte sich Benson, holte tief Luft und deutete direkt auf Sophies Hand. "Was ist mit diesem Ring?"
Benson zuckte mit einer irritierenden Nonchalance die Achseln. "Es ging alles so plötzlich, ich hatte keine Zeit, ein Geschenk vorzubereiten. Sophie hat er gefallen, also habe ich ihn ihr gegeben."
Aber das war ihr Ring, der, den sie drei Jahre lang sorgfältig ausgewählt und sich jedes Detail vorgestellt hatte.
Sie konnte fast das Geräusch ihres zerbrechenden Herzens hören. Ihre Augen röteten sich, als ihre Stimme brach. "Und ich, Benson? Was ist mit mir? Für was hältst du mich?"
Benson schnalzte genervt mit der Zunge. "Warum benimmst du dich so kindisch? Habe ich nicht schon genug Geburtstage von dir im Laufe der Jahre gefeiert? Kannst du Sophie nicht dieses eine Mal gönnen?"
Es gut sein lassen? Warum war sie es immer, die nachgeben musste? Benson hatte das Geschäft, das sie abschließen wollte, sabotiert, um Sophies Ansehen in der Firma zu stärken. Er hatte tatenlos zugesehen, als Sophie Kaffee über sie verschüttete, und es als übertriebene Dramatik von Sierra abgetan.
Und jedes Mal, wenn Sophie Fehler machte, wurde von Sierra Benson erwartet, dass sie das Chaos beseitigte, wobei sie sich hinter der Ausrede versteckte: "Wer fähig ist, soll mehr tun".
Was genau hatte Benson sie all die Jahre gehalten? Waren alle anderen immer wichtiger als sie?
Tränen verschwommen Sierras Sicht. Sie ballte die Fäuste, verzweifelt darum bemüht, den letzten Rest Würde zu bewahren, der ihr geblieben war. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und eilte in Richtung Toilette.
Hinter ihr ging ein Murmeln der Missbilligung durch die kleine Gruppe von Freunden.
"Benson, du bist dieses Mal zu weit gegangen."
"Du weißt, wie wichtig Sierra dieser Antrag ist, aber du hast Sophie hierhergebracht, nur um sie zu provozieren?"
Benson, völlig unberührt, schnitt weiter die Torte an. Er legte ein Stück auf einen Teller und reichte es Sophie.
Sophies Augen flackerten vor Triumph, obwohl sie ihn schnell mit einem nervösen, entschuldigenden Ausdruck überdeckte.
"Herr Gray, es ist meine Schuld. Ich hätte nicht kommen und Frau Shaw verärgern sollen. Ich werde mich später bei ihr entschuldigen, okay?"
Benson tätschelte Sophies Schulter beruhigend, seine Stimme ruhig und herablassend. "Es ist nicht deine Schuld. Sie ist nur überempfindlich. Ich wollte ihr diese Angewohnheit, grundlos Wutanfälle zu bekommen, schon lange abgewöhnen."
"Benson, hast du keine Angst, dass Sierra wütend wird und deinen Antrag ablehnt?"
Benson stieß einen Rauchring aus, ein spöttisches Lachen entfuhr seinen Lippen, als hätte er gerade den lächerlichsten Witz der Welt gehört.
"Sie will mich heiraten, seit sie ein Kind war, verzweifelt darauf bedacht, den Namen Frau Gray an sich zu heften. Wie könnte sie da nein sagen? Wenn sie nicht gehorsam genug wäre, hätte sie nicht einmal das Recht, an meiner Seite zu bleiben."
Die Menge um ihn herum brach in Jubel und Gelächter aus.
"Das ist unser Benson! Selbst die Campus-Königin der Oceanea University konnte seinem Charme nicht widerstehen!"
"Benson, bring uns deine Tricks bei, wenn du Zeit hast!"
"Pfft! Erster Schritt: Such dir eine Frau, die Hals über Kopf in dich verliebt ist!"
Jeder in Vellmont City wusste, dass Sierra praktisch Bensons Schatten war. Die beiden waren drei Jahre auseinander, Jugendfreunde. Sierra war Benson nach Oceanea City zum College gefolgt und hatte ihre Pläne aufgegeben, um an seiner Seite zu bleiben.
Um ihn in den frühen Tagen seines Geschäfts zu unterstützen, gab Sierra ihren Traum auf, Klavier zu studieren.
Sie übernahm die Rolle seiner Assistentin und machte einen Monat lang durchgehend die Nacht zum Tag, nur um ihm zu helfen, ein einziges Geschäft abzuschließen. Sie trank so viel bei Geschäftsessen, dass sie Magengeschwüre entwickelte.
Ihre gemeinsamen Freunde sagten oft, Sierra liebe Benson so sehr, dass sie sich völlig verloren habe.
Aber Benson? Er war so überzeugt, dass Sierra ihn niemals verlassen würde, dass er sie gedankenlos grausam behandelte.
In der Toilette stand Sierra wie erstarrt da, ihre Hände bedeckten ihre Ohren. Sie starrte ihr Spiegelbild im Spiegel an – eine Frau mit geröteten Augen und blasser Haut.
Langsam zwang sie ihre Lippen zu einem Lächeln, das schmerzhafter aussah als Tränen.
"Sierra, es sind zehn Jahre vergangen. Kannst du endlich aufhören, so erbärmlich zu sein?"
















