Solange Benson sich erinnern konnte, klebte Sierra wie Pech und Schwefel an ihm und mischte sich ständig in seine Angelegenheiten ein. Es war offensichtlich, dass sie ihn vergötterte, aber sie setzte immer diese distanzierte Fassade auf und tat so, als ob sie sich nicht kümmerte.
Ihr Leben war eine stille Routine aus Lesen, Parfümieren, Klavierspielen und Kochen – so eintönig, so leblos.
In ihrer Nähe zu sein fühlte sich erdrückend an, als ob aller Spaß aus seiner Welt gesogen worden wäre. Der einzige Lichtblick? Sie war gehorsam. Es gab keine Möglichkeit, dass sie die Trennung durchziehen würde.
Sie war nur wütend. Sierra war schon oft wütend auf ihn gewesen. Er würde ihr ein kleines Geschenk machen, ein paar süße Worte fallen lassen, und bald würde sie mit derselben albernen Hingabe zu ihm zurückrennen.
"Warte nur ab. Sobald sich das gelegt hat, schicke ich ihr eine kurze Nachricht. Im nächsten Moment ist sie bei mir und macht mir ihr spezielles Mittel gegen Kater. Frauen – man kann sie gar nicht genug verwöhnen."
Er sprach mit völliger Zuversicht, überzeugt, dass sie ihn niemals verlassen würde. Seine Selbstzufriedenheit zauberte ihm ein träges Grinsen auf die Lippen.
"Verdammt, Benson! Du hast dein Mädchen voll im Griff!"
"Ehrlich gesagt, ich bin neidisch. Nicht mal meine Haushälterin ist so aufmerksam wie sie!"
Benson kicherte und legte Sophie einen Arm um die Taille. "Ich bin heute Abend gut gelaunt. Nachdem wir den Kuchen aufgegessen haben, gehen wir noch aus. Heute geht alles auf mich – was immer du willst."
…
Sierra stolperte aus dem Hotel. Das Blut aus ihrer Wunde hatte die Hälfte ihres weißen Kleides durchtränkt, und der Anblick zog neugierige Blicke von Passanten auf sich.
Ihre Gesichtsausdrücke waren voller Spott, als ob sie einem Clown zusahen, der durch die Straßen torkelte. Tränen liefen ihr unkontrolliert über die Wangen, und alles, was sie wollte, war zu verschwinden.
So abgelenkt war sie von ihrer Qual, dass sie den Mann, der ihr in den Weg trat, erst bemerkte, als sie mit dem Kopf gegen seine Brust stieß.
"Herr Gray!"
Adrian Cole, der dicht dahinter war, sprang erschrocken auf. Er trat schnell vor, bereit, die Frau wegzuziehen, die gerade über seinen Chef, Theo Gray, gestolpert war.
Seine unmittelbare Annahme war die übliche – ein schamloser Versuch einer weiteren Frau, sich Theo an den Hals zu werfen.
Aber bevor Adrian eingreifen konnte, taumelte die Frau von selbst zurück und brach zusammen. Er blinzelte, kurzzeitig irritiert. War das eine Art Betrug?
"Hey! Denk nicht mal daran, hier einen Sturz vorzutäuschen! Du bist doch gegen Herrn Gray gelaufen!", fuhr Adrian sie an.
Theos scharfer Blick senkte sich und erblickte sofort den Blutfleck, der jetzt sein Hemd befleckte, wo die Frau mit ihm zusammengeprallt war. Seine Brauen zogen sich leicht zusammen.
"Es tut mir leid. Ich wollte nicht", murmelte Sierra instinktiv.
Sie mühte sich, sich vom Boden abzustemmen, aber ihr Körper fühlte sich völlig entkräftet an, ihre Glieder schlaff und unwillig. Ihre Sicht verschwamm, dunkle Flecken flackerten an den Rändern.
Beim Klang ihrer Stimme flackerten Theos dunkle Augen plötzlich auf. Er starrte die am Boden kauernde Frau an, und für einen kurzen Moment huschte Ungläubigkeit über sein Gesicht.
Ohne zu zögern, kauerte er sich neben sie und strich ihr das zerzauste Haar aus dem Gesicht.
Unter dem schwachen Schein, der aus dem Hoteleingang drang, kamen ihre Gesichtszüge voll zur Geltung.
"Sierra", murmelte er, seine tiefe Stimme resonierend und sanft, wie der Nachhall einer Klaviermelodie.
Sierra mühte sich, den Kopf zu heben, ihre Sicht verschwommen, als ob sie auf ein vertrautes Gesicht starrte, das sie nicht richtig erkennen konnte.
"Du…"
Bevor das Wort ihre Lippen verlassen konnte, verdunkelte sich ihre Welt. Sie sackte zur Seite und wurde bewusstlos.
Theo handelte schnell und fing sie auf, bevor sie auf den Boden aufschlagen konnte. Seine scharfen Augen fixierten sofort die klaffende Wunde an ihrem Arm und das tiefe Purpurrot, das den Stoff ihres weißen Kleides durchtränkte. Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich, ein gefährliches Glitzern flackerte in seinem Blick.
"Sollte sie nicht bald heiraten? Wie ist sie so zugerichtet?", murmelte er, seine Stimme leise und unlesbar. Ob sie Besorgnis oder Verachtung enthielt, war unmöglich zu sagen.
Ohne zu zögern, hob Theo sie in seine Arme. Die Bewegung war unerwartet sanft, fast vorsichtig.
Sie war erwachsen geworden, aber warum fühlte sie sich noch leichter an als zuvor?
Adrian, der Sierras Gesicht noch nicht richtig hatte sehen können, war wie erstarrt vor Unglaube. Der notorisch distanzierte, unnahbare Theo, der sich seiner Gleichgültigkeit gegenüber Frauen rühmte, hielt nun eine in seinen Armen.
Hatte der Zusammenstoß vielleicht Gefühle ausgelöst?
"Herr Gray, sind Sie—", begann Adrian, seine Stimme voller Schock.
"Das Krankenhaus", unterbrach Theo.
"Aber Sie haben ein wichtiges Meeting angesetzt. Wir befinden uns in einer kritischen Phase der Verhandlungen! Wenn Sie nicht teilnehmen, könnten wir das Projekt verlieren!"
















