Als die Nacht sich über Tate Manor senkte, saß Lucy in einem seidenen Nachthemd auf dem Sofa und wartete auf Haydens Heimkehr.
In ihrer Jugend war Lucy eine atemberaubende Schönheit aus Josona, die von Aaron verehrt wurde. Er verwöhnte sie wie eine Königin. Nachdem sie Hayden geheiratet hatte, der Aarons Geschäft übernahm und es noch weiter ausbaute, übernahm Lucy die Rolle der gnädigen Dame des Hauses.
Sie hatte sich gut gepflegt und strahlte trotz der Jahre noch immer Anmut und Charme aus.
In diesem Moment öffnete eine Haushälterin die Haustür. Hayden war zurückgekehrt.
Lucys Gesicht hellte sich vor Freude auf. Sie eilte ihm entgegen und half ihm, sein Jackett auszuziehen. "Schatz, warum kommst du erst so spät nach Hause?"
Anders als Aarons beständige, zurückhaltende Persönlichkeit war Hayden in seiner Jugend ein gutaussehender und charismatischer Mann gewesen. Als CEO wuchs seine Macht nur noch, und das machte ihn für Lucy umso unwiderstehlicher.
Hayden antwortete: "Ich hatte heute Abend eine geschäftliche Verpflichtung."
Lucy bemerkte plötzlich einen vertrauten Parfümduft auf seinem Jackett. Sie erkannte ihn – es war der Duft, den die neue Sekretärin trug, die er eingestellt hatte.
Stirnrunzelnd fragte Lucy: "Schatz, warst du wieder mit dieser Sekretärin zusammen?"
Hayden hob eine Augenbraue, sichtlich irritiert. "Lucy, hör auf, paranoid zu sein. Carly ist verärgert, weil Dr. C sie nicht behandeln will, also solltest du deine Zeit damit verbringen, sie zu trösten. Ich bin müde; ich gehe nach oben, um mich auszuruhen."
Er begann sich umzudrehen und steuerte auf die Treppe zu.
Aber Lucy rief schnell: "Ich weiß, wie ich Dr. C dazu bringen kann, Carly zu behandeln."
Hayden blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich sofort zu ihr um. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und lächelte. "Lucy, du bist erstaunlich. Du enttäuschst mich nie. Ich schätze dich so sehr."
Hayden wusste genau, wie er sie schmeicheln musste, indem er die sanfte, romantische Seite von Lucy ansprach, die tief mit ihrem Josona-Erbe verbunden war.
Lucy schmiegte sich an ihn und neckte ihn mit einem verspielten Blick. "Ich habe eine Bedingung. Du musst deine Sekretärin feuern."
Hayden lachte: "Kein Problem. Ich werde sie morgen feuern."
Damit riss Hayden Lucy in seine Arme.
Ihr Körper schmolz in seiner Umarmung dahin, als sie zu ihm aufsah, ihr Lächeln voller Unfug. "Aber hast du nicht gerade gesagt, du seist müde?"
Lucys Morgenmantel glitt auf, und verführerische, spitzenbesetzte Dessous kamen zum Vorschein. Hayden grinste diabolisch. "Schau dich an, wie du so verführerisch bist. Wie kann ich widerstehen?"
Lucy schlug ihn spielerisch. "Du bist so ein böser Junge."
Er lachte boshaft. "Gefällt es dir nicht?"
…
Am nächsten Tag erhielt Celine einen Anruf von Lucy.
Lucys Stimme war mütterlich und warm. "Celine, ich habe mich das letzte Mal im Krankenhaus geirrt. Ich habe ein Essen mit deinen Lieblingsgerichten zubereitet. Komm mich zu Hause besuchen."
Robin, die in der Küche gelauscht hatte, steckte ihren Kopf heraus. "Celine, geh nicht. Sie ist nur Haydens Schoßhündchen. In ihrem Alter benimmt sie sich immer noch wie ein liebeskranker Teenager. Sie ist nicht mehr zu retten."
Celines Gesichtsausdruck blieb ruhig, als sie antwortete: "Ich bin beschäftigt."
Sie wollte gerade auflegen, als Lucy sagte: "Celine, dein Vater hat dir eine Flasche Château Lafite Wein hinterlassen. Er wollte, dass du ihn trinkst, wenn du älter bist. Ich habe ihn herausgeholt. Komm zurück und trink ihn mit mir."
Celines Finger zitterten. Lucy wusste genau, wie sie ihre Schwäche ausnutzen konnte.
…
Als Celine in Tate Manor ankam, waren Hayden und Carly nirgends zu sehen. Lucy hatte tatsächlich ein üppiges Mahl zubereitet, mit einer Flasche Château Lafite Wein auf dem Tisch.
Aaron hatte die Worte "Château Lafite" in seiner ungelenken Handschrift geschrieben. Er war nicht hoch gebildet, aber er hatte seinen Reichtum von Grund auf aufgebaut, anders als Hayden, der damals ein Universitätsabsolvent war.
Celine fuhr sanft mit ihren Fingern über die Worte. Sie erinnerte sich, wie Aaron sie verehrt hatte. Sie war sein kleiner Schatz.
Lucy schien heute guter Laune zu sein. Ihr Teint strahlte, und sie strahlte Wärme aus. Sie öffnete die Flasche Château Lafite und goss zwei Gläser ein – eines für sich und eines für Celine.
"Celine, lasst uns anstoßen."
Celine warf Lucy einen Blick zu, ihre Stimme kalt, als sie fragte: "Wie ist mein Vater wirklich gestorben?"
Bei dieser Frage zitterte Lucys Hand, und sie verschüttete fast den Wein. Ihr Blick flackerte, und sie vermied Celines Blick. "Celine, dein Vater… er ist an einer Krankheit gestorben. Du würdest es nicht verstehen, selbst wenn ich es dir erklären würde. Du bist keine Ärztin!"
Gerade als sie aufstehen wollte, um zu gehen, erschien Samson und ging auf sie zu.
Celine runzelte die Stirn. "Wer sind Sie?"
Samson, ein Mann mittleren Alters, wirkte kultiviert. Er beäugte Celine jedoch mit einem lüsternen, schmierigen Lächeln.
Lucy stellte ihre Tasse ab und lächelte kalt. "Celine, das ist Mr. Stone aus dem Krankenhaus. Er kennt Dr. C, und er kann dafür sorgen, dass sie Carly behandelt."
Celine beäugte Samson misstrauisch. Dieser Mann kannte Dr. C?
Sie grinste. "Na und?"
Lucy ließ die Fassade der liebenden Mutter fallen. "Celine, du musst nur einmal mit Mr. Stone schlafen, und Carly wird gerettet."
Ihre eigene Mutter forderte sie auf, mit einem Mann zu schlafen, nur um Carly zu retten. Das war also der Grund, warum Lucy sie zurückgerufen hatte.
Celine spürte plötzlich eine Hitzewallung – plötzlich fühlte sie sich gerötet, ihr Körper brannte. Irgendetwas stimmte nicht. Sie blickte auf die Château Lafite Flasche und erkannte, dass Lucy sie mit Aarons Wein betäubt hatte.
Wozu war ihre Mutter noch fähig?
Celines klare Augen begannen sich zu röten. Sie starrte Lucy an und empfand nichts als Enttäuschung. Sie hatte keine Ahnung, was sie falsch gemacht hatte, warum sie nie geliebt worden war.
Lucy, die ihren Blick vermied, wandte sich an Samson. "Mr. Stone, sie gehört jetzt Ihnen."
Samson leckte sich eifrig die Lippen und trat vor. "Schön, dich kennenzulernen, Schönheit. Mal sehen, ob du im Bett genauso süß bist, wie du aussiehst!"
Lucy verließ dann den Raum.
…
Sobald Lucy weg war, brach Samson auf dem Boden zusammen, niedergestreckt von den potenten Heilkräutern, die Celine verabreicht hatte.
Celines Gesicht brannte. Das Betäubungsmittel hatte sie hart getroffen.
Sie fummelte nach den silbernen Nadeln an ihrer Taille, aber sie waren verschwunden – sie musste sie in der Villa vergessen haben.
Celine rannte eilig dorthin zurück. Sie war nicht mehr zurückgekehrt, seit sie mit ihrem Koffer ausgezogen war.
Sie betrat das Hauptschlafzimmer und suchte nach den Nadeln, aber sie waren nirgends zu finden. Vielleicht hatte Sofia sie beim Putzen weggeworfen.
Celine war es nicht gewohnt, Alkohol zu trinken, und die Nachwirkungen des Weins machten sich bemerkbar. Ihr Kopf schwamm, und die rationalen Gedanken, an denen sie festgehalten hatte, begannen zu verblassen, überwältigt von der aufsteigenden Hitze in ihrem Körper.
Ein stetiges, vertrautes Geräusch von Schritten war von draußen vor der Tür zu hören. War Adam zurückgekehrt?
Celines Augen leuchteten auf.
Die Tür knarrte und öffnete sich. In dem Moment, als Adam eintrat, sank ihr brennender, weicher Körper in seine Arme.
















