Die Bar der Zwangslage.
Es war die bekannteste Schwulenbar in ganz Johaness City.
Der Besitzer, Jamie, hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt, während er schimpfte und brüllte.
„Anna, du hättest da reingehen und diesen nichtsnutzigen Playboy kastrieren sollen! Stell sicher, dass er sein bestes Stück für die nächsten zehn Jahre oder so nicht benutzen kann!“
Anna antwortete nicht, sondern kippte noch einen Becher Wein hinunter.
„Meine Liebe, er hat deine Schwester gevögelt! Wie kannst du einfach nur stumm hier sitzen und trinken? Und diese beiden Mistkerle, glauben die, sie können einfach so davonkommen, die kleine Anna zu schikanieren?"
„Und deine kleine Schwester… Seit sie ein Kind war, wollte sie alles haben, was du hast! Dieses Mal nimmt sie dir deinen Verlobten weg!"
„Diese kleine Schlampe muss dir die SMS geschickt haben! Ich kann nicht glauben, dass du sie immer noch als deine Schwester ansiehst. An einen Undankbaren wie sie kann man sich nie gewöhnen!"
Anna brauchte vor Jamie keine elegante Fassade zu wahren. Als sie seinen kochenden Gesichtsausdruck sah, konnte sie nicht anders, als in Gelächter auszubrechen.
Während sie lachte und lachte, wurden ihre Augen rot. Hastig hob sie den Kopf. Ihr langes Haar glitt von ihren Schultern und enthüllte ihr wunderschönes, zierliches Gesicht. Die wässrigen Augen, die sich hinter ihrer schwarz gerahmten Brille verbargen, glänzten im sich ständig verändernden Barlicht – sie sahen so schön aus wie Sterne.
Jamies Herz schmerzte, als er Annas Kampf miterlebte, stark zu bleiben und ihren Kummer zu verbergen.
„Anna, ich weiß, dass du diese Ehe brauchst, um das Familienunternehmen zu sichern, aber willst du diesen Playboy wirklich noch heiraten?"
Anna schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein. Jamie entriss ihr die Flasche aus der Hand. „Meine Liebe, das ist genug Wein! Willst du wegen eines untreuen Mistkerls an Alkoholvergiftung sterben?"
Anna lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und starrte Jamie mit verschwommener Sicht an. Ihre Stimme war heiser. „Ehrlich gesagt, hätte ich nicht erwartet, dass Bryan so unehrlich ist."
Jamie stieß einen Seufzer aus. Er zwickte leicht ihr Kinn und untersuchte die feuchten Augenwinkel.
„Meine Liebe, wenn du darüber nachdenkst, gibt es nicht viel, worüber du dich aufregen musst. In Wahrheit sind alle Männer so. Sag mir, welcher Mann auf der Welt will nicht Frauen in Strings und ihre dicken Oberschenkel sehen? Jeden Tag verlässt du das Haus mit deinem nackten Gesicht in Jeans und einem weißen Hemd, ohne auch nur ein Stück Haut zu zeigen – welcher Mann möchte dich da schon ausziehen?"
Anna schob seine Hand weg. „Ich kann mich selbst ausziehen!"
Sie stand auf und taumelte in Richtung Toilette.
„Hey, hey, meine Liebe, sei vorsichtig…"
Anna stand vor dem Spiegel im Badezimmer. Ihr Kopf drehte sich. Sie klammerte sich an den Seiten des Waschbeckens fest und war dennoch kaum in der Lage, sich aufrechtzuerhalten.
Sie starrte ihr Spiegelbild an und streichelte sanft ihre eigenen Wangen. „Humph! Du denkst also, ich bin langweilig? Ich bin nur ein weißer Schwan?"
Sie spürte einen stechenden Schmerz in ihrer Brust. Mit Tränen in den Augen erstickte Anna, als sie sprach. „Bryan Dawson… Chloe sieht von Kopf bis Fuß umwerfend aus, nicht wahr?"
Ihre Tränen strömten wie Regen.
Gerade als sie das tat, hörte sie Schritte aus dem Waschraum kommen. Schnell wischte sie sich die Tränen weg und drehte sich um, um zu sehen …
Einen Mann. Ein Mann kam aus der Toilettenkabine. Sie war einen Moment lang wie erstarrt.
Der Mann hatte ihr den Rücken zugewandt, so dass sie sein Gesicht nicht klar erkennen konnte. Dennoch konnte sie vage die kantige Kinnlinie und den großen, gut gebauten Körper des Mannes erkennen.
Anna spottete in Gedanken. Sie fragte sich, wie ein so gut aussehender Mann schwul sein konnte. Außerdem drang er in die Frauentoilette ein.
„Sind Sie hier, um sich Schlüpfer anzusehen?", spottete sie mit einer betrunkenen, heiseren Stimme. Ihr Groll gegenüber dem Mann war in ihrem Tonfall deutlich zu spüren.
Seine charmanten Augenbrauen zogen sich fest zusammen. Langsam richtete er seinen Blick auf das Schild an der Badezimmertür, auf dem deutlich stand: Herren.
Der Mann kicherte. In einem frivolen Ton scherzte er: „Ich hätte nichts dagegen, Ihre zu sehen."
Er näherte sich Anna und ging mit viel Eleganz. Seine dunkle Silhouette überragte ihren zierlichen Körper. Ihr Herz setzte abrupt einen Schlag aus. Unterbewusst taumelte sie rückwärts.
„Perverser!", schrie Anna und hielt ihren Kopf stur hoch.
Der Gesichtsausdruck des Mannes verdunkelte sich. Ein leichter Hauch von Unbehagen erschien in seinen tintenschwarzen Augen.
Er war Liam Ackman, der CEO der Ackman Skyhigh Group! Wie konnte es diese winzige Frau wagen, ihn als Perversen zu bezeichnen, wenn sie diejenige war, die die falsche Toilette betreten hatte!
Liam musterte sie von oben bis unten. Die Hälfte ihres zierlichen Gesichts war hinter ihrer Brille verborgen. Ihr glattes, langes Haar lag auf ihren Schultern. Sie trug ein weites weißes Hemd und eine Jeans, dazu ein Paar weiße Ballerinas.
Ein Ausdruck der Verachtung erschien auf dem Gesicht des Mannes.
„Tz, langweilig! Wie öde!"
Langweilig …
Ein wütendes Feuer entzündete sich sofort in Annas Herzen.
Fand jeder Mann auf der Welt sie langweilig? Würde sie immer diejenige sein, die die kalte Schulter gezeigt bekommt?
Anna hob ihren Kopf hoch. Sie nahm ihre Brille ab und enthüllte ihre glänzenden, tränengefüllten Augen.
Berauscht hingen ihre schönen Augen leicht herab. Mit verschwommenen Augen starrte sie ihn unverwandt an, als ob sie versuchen würde, sein Herz und seine Seele zu erobern.
Dennoch schwebte ein deutlicher Ausdruck der Trauer in ihren Augen. Sein Herz konnte nicht anders, als für sie zu schmerzen.
Liam fragte sich, was dieser kleinen Dame zugestoßen war. In ihren schönen Augen konnte er ihren Kummer, ihre Hilflosigkeit, ihr Gefühl des Verlustes und sogar den Hauch von Wut sehen, der nach ihrer Verzweiflung aufkam …
Was ihn jedoch noch mehr überraschte, war, dass die Frau langsam ihr Hemd aufknöpfte!
Ihr verführerisches Schlüsselbein konnte jeden Mann in Trance versetzen …
Sie raffte die Enden ihres weiten Hemdes zusammen und band einen Knoten über ihrer Taille, wodurch ihre sexy, schmale Taille sichtbar wurde.
Liam spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Er schluckte schwer.
Diese zierliche Frau hatte sein Interesse so mühelos geweckt!
















